Erster Bartgeier seit 122 Jahren in der Schweiz geschlüpft

Es wurde beobachtet, wie die Bartgeier im Horst beim Ofenpass ein Neugeborenes fütterten. Der geschlüpfte Vogel selber sei noch nicht gesichtet worden, sagte Chasper Buchli von der Stiftung Pro Bartgeier in Zernez GR auf Anfrage zu einem Bericht der welschen Tageszeitung «24 heures».

Der Schlupf sei vermutlich zwischen dem 20. und 25. März erfolgt, bestätigte Buchli. Bevor die Bartgeier ausgerottet wurden, war letztmals 1885 bei Vrin im Kanton Graubünden ein junger Bartgeier in freier Wildbahn zur Welt gekommen.

Das Neugeborene am Ofenpass schlüpfte nach 55 Tagen Brutzeit. Es wird nun etwa vier Monate vom Elternpaar gefüttert. Den Horst wird es verlassen, wenn es fast ausgewachsen ist. Ein Elternvogel stammt laut Buchli aus einer natürlichen Brut bei Livigno in Italien. Beim anderen weiss man bislang nichts über die Herkunft.

Weiterer Nachwuchs erwartet

Auch im Nationalpark ist ein Bartgeier-Paar am Brüten. Das Junge dürfte in den nächsten Tagen schlüpfen, wie Parkdirektor Heinrich Haller auf Anfrage sagte. Weiterer Nachwuchs wird an drei Orten in Oberitalien erwartet.

In der Schweiz sind seit Anfang März drei Bruten bekannt. Neben jenen im Kanton Graubünden wurde eine im Raum Derborence im Unterwallis beobachtet.

Die häufiger gewordenen Bruten hängen damit zusammen, dass in der Gefangenschaft geborene und dann ausgewilderte Vögel geschlechtsreif geworden sind. Geschlechtsreife erreicht der mit einer Flügelspannweite von bis zu drei Metern grösste europäische Greifvogel im Alter von sechs Jahren. Bartgeier, die sich vor allem von Knochen ernähren, können bis zu 45 Jahre alt werden

(fest/sda)