«Es war wie ein grosses Fest»

publiziert: Mittwoch, 3. Sep 2008 / 07:27 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 3. Sep 2008 / 10:54 Uhr

Erstmals seit 2004 musste Roger Federer beim US Open über fünf Sätze gehen. Der Weltranglisten-Zweite schlug den Russen Igor Andrejew (ATP 23) 6:7 (5:7), 7:6 (7:5), 6:3, 3:6, 6:3 und trifft nun auf den Luxemburger Gilles Muller (ATP 130).

Roger Federer hätte beinahe das Viertelfinale knapp verpasst.
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Ebenfalls in einem Viertelfinal, 2004 auf dem Weg zu seinem ersten Titel in New York, hatte Federer zum bislang einzigen Mal auf dem Center Court eine Fünfsatz-Partie bestritten. Er schlug damals Andre Agassi. Diesmal waren die Umstände aber anders: Das Publikum stand resolut hinter ihm, und es dauerte nicht zwei Tage, bis der Sieger ermittelt war, sondern dreieinhalb intensive Stunden.

«Es hat Spass gemacht», äusserte sich Federer nach getaner Arbeit. «Wenn eine Partie über die volle Distanz geht, durchlebt man die verschiedensten Emotionen.» Emotionen gab es tatsächlich reichlich im Duell zwischen den bis dahin einzigen beiden Spielern im Turnier, die noch keinen Satz verloren hatten. Federer musste gleich sein erstes Aufschlagspiel abgeben. Im weiteren Verlauf des ersten Satzes wurde schnell klar, dass auf den Schweizer ein hartes Stück Arbeit warten würde.

Federers Effizienz

Andrejew, in diesem Jahr Finalist in Gstaad, schlug nicht nur exzellent auf; er machte auch mit seiner Vorhand von der Grundlinie aus viel Druck. Erst nach einer guten halben Stunde zeigte der Russe erstmals kleinere Schwächen: Federer nutzte seine erste Breakmöglichkeit zum 5:5, verlor aber anschliessend das Tiebreak. Die grosse Stärke von Federer in den ersten drei Sätzen war seine Effizienz bei den wichtigen Punkten. Im zweiten Game des zweiten Satzes wehrte er fünf Breakmöglichkeiten ab und später nochmals zwei, um schliesslich im Tiebreak zu gewinnen.

Ein Vorhand-Gewinnschlag -- insgesamt schlug Federer 66 «Winners» -- brachte beim Stand von 3:1 den entscheidenden Servicedurchbruch im dritten Umgang. Es war das zweite Break des Baselbieters. Zu diesem Zeitpunkt hatte Federer alle seine Breakmöglichkeiten verwertet, während Andrejew nur zwei seiner neun Chancen genutzt hatte. Wer nun dachte, der Aussenseiter würde nachlassen, irrte. Bis zum Schluss leistete der Weltranglisten-23., der seine drei Turniersiege alle 2005 feierte, erbitterten Widerstand.

Federer ging im Entscheidungssatz unter anderem dank einem herrlichen Lob rasch 3:0 in Führung. Den Vorsprung verteidigte er danach mit resolutem Angriffsspiel und wehrte nochmals vier Breakmöglichkeiten ab. Über den ganzen Match stürmte Federer 84 Mal ans Netz und sicherte sich so 55 Punkte. Die offensive Taktik hatte er sich zuvor nicht zurechtgelegt; Andrejew zwang ihn durch sein druckvolles Grundlinienspiel, diesen Weg zu gehen.

Keine Angst vor der Müdigkeit

«Ich bin in den letzten Jahren nicht oft dazu gekommen, meine kämpferische Seite zu zeigen, auch deshalb ist dieser Sieg speziell», sagte Federer nach seinem 12. Sieg im 23. Fünfsatz-Match seiner Karriere. Über die ganze Partie hatte Federer für seine Verhältnisse viele Emotionen gezeigt: «Am Schluss war es wie ein grosses Fest.»

Dass dieser hart erkämpfte Erfolg viel Energie gekostet hat, die ihm im weiteren Verlauf des Turniers fehlen wird, glaubt Federer nicht: «Kraft zu sparen wird im nächsten Match wichtiger sein, weil dann das Wochenende mit Halbfinal und Final folgt.» Zumindest auf dem Papier kündigt sich die nächste Aufgabe leichter an. Mit Gilles Muller wartet die Nummer 130 der Weltrangliste.

Muller: Von Ouahab zu Federer

Der aufschlagsstarke Muller, der die Statistik der geschlagenen Asse (112) anführt, gleitet zurzeit auf einer Erfolgwelle. In der 2. Runde gegen Tommy Haas machte er zum ersten Mal in seiner Karriere einen Zweisatz-Rückstand wett, gleiches schaffte er zwei Tage später gegen den als Nummer 18 gesetzten Spanier Nicolas Almagro, wobei er zudem noch zwei Matchbälle abwehrte.

Der 25-jährige Linkshänder, US-Open-Sieger 2001 bei den Junioren, hatte noch im vergangenen Jahr über einen Rücktritt nachgedacht: «Bei den Challengers anzutreten war für mich ein Minus-Geschäft. Ich weiss nicht, wieso ich jetzt wieder gutes Tennis spiele. Es ist wohl eine Frage des Selbstvertrauens.»

Seine prestigeträchtigsten Erfolge feierte Muller 2005 mit Siegen gegen Rafael Nadal in Wimbledon und Andy Roddick beim US Open. Im selben Jahr bestritt er seine bislang einzigen Partien gegen Federer; er verlor zweimal deutlich. Ein drittes Duell gegen den 12-fachen Grand-Slam-Sieger verdiente er sich mit einem Viersatz-Erfolg gegen Nikolai Dawydenko (ATP 5). Mittlerweile hat er in Flushing Meadows sieben Matches in Folge gewonnen. Der lange Weg in den Viertelfinal gegen Federer begann in der vorletzten Woche in der Qualifikation mit einem 6:7 (9:11), 7:6 (8:6), 7:5-Sieg gegen den Algerier Lamine Ouahab (ATP 254).

(Julien Oberholzer, New York/Si)

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