Volksrechte

Ex-Bundeskanzlerin regt Initiativverbot für grosse Parteien an

publiziert: Sonntag, 2. Nov 2014 / 09:45 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 2. Nov 2014 / 12:30 Uhr
Annemarie Huber-Hotz: «Die Volksinitiative wurde nicht für Wahlkämpfe und die Profilierung der Parteien eingeführt, die in den Regierungen und Parlamenten mit Fraktionsstärke vertreten sind.»
Annemarie Huber-Hotz: «Die Volksinitiative wurde nicht für Wahlkämpfe und die Profilierung der Parteien eingeführt, die in den Regierungen und Parlamenten mit Fraktionsstärke vertreten sind.»

Bern - Die ehemalige Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz regt ein Initiativverbot für Parteien mit eigener Fraktion im Parlament an. Für diese seien Volksinitiativen nicht geschaffen worden, sondern für Minderheiten, die in Parlament und Regierung nicht vertreten seien.

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«Was jetzt passiert, entspricht dem ursprünglichen Sinn der Volksinitiative nicht», sagte Huber-Hotz in einem Interview mit der Zeitung «Zentralschweiz am Sonntag». Die «Übernutzung der Volksrechte» gebe ihr zu denken. «Die Volksinitiative wurde nicht für Wahlkämpfe und die Profilierung der Parteien eingeführt, die in den Regierungen und Parlamenten mit Fraktionsstärke vertreten sind.»

Eine Erhöhung der benötigten Unterschriftenzahl für Initiativen halte sie nicht für das richtige Vorgehen. «Man sollte eher dafür sorgen, dass das Mittel der Volksinitiative wieder jenen vorbehalten bleibt, für die es ursprünglich gedacht war, und dessen Gebrauch den im Parlament in Fraktionsstärke vertretenen Parteien untersagen», sagte die ehemalige Bundeskanzlerin (FDP) und jetzige Präsidenten des Schweizerischen Roten Kreuzes.

Volksinitiativen seien für Minderheiten gedacht, die in Parlament und Regierung über keine Stimmen verfügten. Die grossen Parteien hätten andere Mittel, um ihre Anliegen einzubringen.

Eine Frage der politischen Kultur

In einem Interview mit der «Schweiz am Sonntag», warnt der Direktor des Bundesamtes für Justiz (BJ), Martin Dumermuth, vor Korrekturen. Er sei diesbezüglich relativ zurückhaltend. «Jede Einschränkung kann politisch instrumentalisiert werden.» Entscheidend sei nicht die rechtliche Beschränkung, sondern die politische Kultur.

Auch er ist sich bewusst, dass das Instrument der Initiative sich verändert hat. «Politisch starke Gruppierungen, die im Parlament vertreten sind, setzen das Initiativrecht als Mittel der Mobilisierung ein.» Zu diesem Zweck würden Initiativen pointierter formuliert und häufiger angenommen - und seien damit schwieriger umzusetzen.

Eine Vertrauenskrise konstatiert Dumermuth aber noch nicht. Wenn jedoch Initiativen Erwartungen weckten, die nicht erfüllt werden könnten, gerate die Schweiz in einen Teufelskreis: Werde das Instrument immer stärker benutzt, drohe der Verfassungstext immer weiter von der rechtlichen Wirklichkeit abzurücken, und damit beliebig zu werden. «Eine Verfassung, die toter Buchstabe bleibt. Dann hätten wir eine Vertrauenskrise.»

(asu/sda)

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Neue Gedanken
und Ideen beleben das Geschäft. Eine Diskussion über den Sinn und Unsinn andauernder Verfassungsänderungen, welche unweigerlich einmal zu einer völlig unbrauchbaren Verfassung führen wird, ist bitter nötig. Demnächst wird einer einmal eine Initiative starten, die Verfassung ganz abzuschaffen. Und dann?
Die Goldinitiative und die Ecopop-Initiative könnten zum Beispiel angenommen werden. Man muss sich enmal vorstellen, in unserer Verfassung steht drin, dass die SNB keinerlei Möglichkeiten hat, im Notfall Gold zu verkaufen. Selbst dann nicht, wenn der Preis dieses Metalls wieder auf 250 Dollar fallen würde oder die Schweizer Bevölkerung verhungern würde, um mal einen Extremfall zu konstruieren. Ich sehe schon heute die Grossspekulanten gegen die SNB zu wetten. Schon einmal hat der Soros die Bank von England in die Knie gezwungen. Die Ecopop-Initiative ist mit Sicherheit ein Weg zurück zur Jodelschweiz mit Edelweiss und Steinböcken.
Es wird höchste Zeit für unsere ewig Gestrigen Fahneschwinger und Jödeler, dass wir ein viel zu kleines Land sind, um alleine im Weltmarkt bestehen zu können. Oder haben wir etwa Goldminen? Nein, das Zeugs müssen wir also im Ausland erstehen. Wir schaffen also Milliarden ins Ausland und legen uns ein Metall in die Tresoren, das lediglich Lagerkosten und Bauchschmerzen verursacht. Alles der schönen demokratischen Einrichtung der Volksinitative zu verdanken...
In ausgetretenen Pfaden wandern so wie so schon viel zu viele viel zu lange, daher bin
ich der Annemarie Huber-Hotz dakbar für diesen Denkanstoss.
Schon mal daran gedacht,
dass die von der ehemaligen Bundeskanzlerin A. Huber-Hotz erwähnte "Übernutzung der Volksrechte" auf die "Unternutzung politischer Aufgaben" zurückgeführt werden könnte (s. http://www.news.ch/forum/Was+ist+mit+der+Untaetigkeit+angesichts+des+W...)?
Es kann nicht von einer Initiative erwartet werden, dass sie Probleme optimal löst, vor allem dann nicht, wenn sich die Sachverhalte auf stark globalisierte Mechanismen beziehen. Dass man in Sachen Ökologie, Migration, Einwanderungspolitik und Raumressourcen etc. so lange warten könnte, wie im Falle der Gleichstellung von Frau und Mann (seit 1981 in der Bundesverfassung verankert und weitgehend unerreicht) könnte auch dafür sprechen, dass Initiativen so formuliert werden, wie im Falle der ECOPOP-Initiative.
Der Schnellschuss von Frau A. Huber-Hotz wird hoffentlich auch vielen "zu denken" geben.
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