Ezer Weizmann: Ein Querdenker unter Beschuss

Ezer Weizmann wurde am 15. Juni 1924 als Sohn osteuropäischer Juden in Tel Aviv geboren. Sein Onkel war Chaim Weizmann (1874-1952), ein Biochemie-Professor, der 1918 die Universität Tel Aviv gegründet hatte und 1949 zum ersten Präsidenten Israels gewählt werden sollte.

Kriegsheld und General
Im zweiten Weltkrieg, 1942, meldete sich Ezer Weizmann zu der Luftflotte damaligen Mandatsmacht Grossbritannien, der Royal Air Force, und liess sich zum Kampfpiloten ausbilden. Seine Leidenschaft fürs Fliegen war so gross, dass er in London Flugzeugingenieur studierte. Nach der Gründung des Staates Israel 1948 stieg er zum Oberbefehlshaber der israelischen Luftwaffe auf. Ezer Weizmann legte den Grundstein zur Legende der "jungen Löwen" dieser vielbewunderten israelischen Waffengattung. Im Sechstagekrieg war er unter Itzhak Rabin, dem später ermordeten Staatschef, stellvertretender Generalstabschef.

Ein Mann des Friedens

1969 wurde Ezer Weizmann Politiker: Unter Golda Meir wurde er im "Kabinett der nationalen Einheit" Verteidigungsminister. 1973 wechselte er das politische Lager und wechselte für kurze Zeit von der Cherut zur rechten Likud über. 1980 erlebte er ein turbulentes Jahr, da er sich für die Autonomie der Palästinser-Gebiete einsetzte wurde er zum Rücktritt gezwungen und aus der Cherut-Partei ausgeschlossen. Als Reaktion auf das Parteien-Hickhack gründete Weizmann die Yahad-Partei, die bald darauf in der Arbeitspartei von Shimon Peres aufging. In dessen Regierung wurde er "Minister ohne Geschäftsbereich". Wegen seiner Geheimkontakte zur PLO wurde er kurze Zeit aus seinem Ministeramt entlassen. 1992 hatte er genug von der Stagnation des Friedensprozesses: Er zog sich von der Politik zurück. Wollte er wenigsten, denn ein Jahr darauf, 1993 wurde er als Kandidat der Arbeitspartei von der Knesset (Parlament) zum Nachfolger von Chaim Herzog ins Amt des Staatspräsidenten gewählt. Im März 1998 schlug der alte "Sabra", wie die in Israel geborenen Juden genannt werden, dem damaligen Ministerpräsidenten Menjamin Netanjahu ein Schnippchen: Er wurde als Präsident bestätigt obwohl dieser einen Likud-Politiker namens Schaul Amor gegen Weizmann antreten liess.

Weizmann ist trotz allem sehr beliebt

Weizmann ist, nicht zuletzt als Fliegerheld und Neffe des Mitbegründers Israels in seinem Land sehr beliebt. Er gilt als der liberale, aufgeklärte Israeli, der jedem Fanatismus und Fundamentalismus, auch dem seiner eigenen Landsleute abhold ist. - Vielleicht sollte deshalb dem ehrlichen, alten Wüstenfuchs mit der angeblichen Schmiergeldaffäre ein Bein gestellt werden.

(news.ch)