FBI unterschlug Akten im McVeigh-Prozess

Das US-Justizministerium bestätigte am Donnerstag (Ortszeit) Medienberichte, nach denen die Bundeskriminalbehörde FBI wichtige Beweisstücke zum Attentat in Oklahoma City vor sechs Jahren nicht an McVeighs Anwälte weitergab.

Das Justizministerium informierte den Rechtsbeistand des 33- Jährigen nach Angaben einer Sprecherin bereits am Dienstag über den Fehler des FBI. Das Ministerium sei «besorgt» darüber, dass die Anwälte die Beweismittel nicht zu Prozessbeginn einsehen konnten.

Im Fernsehsender CBS erklärten McVeighs Anwälte, sie würden nun über einen Antrag auf Verschiebung der Hinrichtung beraten. «Mr. McVeigh wird darüber nachdenken und entscheiden, wir er weiter vorgehen möchte», sagte ein Anwalt. McVeigh hatte allerdings früher selbst erklärt, dass er hingerichtet werden wolle und keine Begnadigung wolle.

Allerdings waren sich auch Rechtsexperten in diesem Fall zunächst nicht sicher. Normalerweise würde das Auftauchen neuer prozessrelevanter Unterlagen nach Ende des Verfahrens zumindest eine Verschiebung der Hinrichtung zur Folge haben.

Bis zu 3000 Seiten

Nach Angaben des Fernsehsenders CNN soll es sich bei den Unterlagen um bis zu 3000 Seiten handeln. Die Unterlagen, darunter Zeugenbefragungen und Fotos von anderen Verdächtigen, seien in keiner Weise entlastend, hiess es.

Der Fehler sei kürzlich bei einer Überprüfung des FBI-Archivs festgestellt worden. Am Dienstag seien die Unterlagen dann an die Verteidiger weiter geleitet worden. Auch der zuständige Richter sei am Dienstag informiert worden. Ein FBI-Sprecher sagte dem CBS- Fernsehen, die Bundeskriminalbehörde habe keine Erklärung für die Unterschlagung der Akten. Der Vorfall werde untersucht.

McVeigh hatte 1995 ein Bundesgebäude in Oklahoma in die Luft gesprengt. Dabei waren 168 Menschen ums Leben gekommen. McVeigh, der damit frühere Gewaltaktionen der Bundeskriminalbehörde rächen wollte, soll am kommenden Mittwoch in Terre Haute im Bundesstaat Indiana mit der Giftspritze hingerichtet werden.

(la/sda)