Freilassung der Aktivisten gefordert

Fall Greenpeace: Russland boykottiert Verhandlungen

publiziert: Mittwoch, 6. Nov 2013 / 11:36 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 6. Nov 2013 / 17:35 Uhr
Greenpeace-Schiff «Arctic Sunrise».
Greenpeace-Schiff «Arctic Sunrise».

Hamburg - Begleitet von Protesten in Moskau hat die Verhandlung vor dem Internationalen Seegerichtshof in Hamburg im Fall des Greenpeace-Schiffes begonnen. Die Niederlande forderten, das in Russland festgehaltene Schiff «Arctic Sunrise» und seine Besatzung sofort freizulassen.

9 Meldungen im Zusammenhang
Russland habe die Freiheit der Navigation auf den Weltmeeren sowie die Rechte der Crew auf Freizügigkeit verletzt, sagte die niederländische Delegationsleiterin Liesbeth Lijnzaad am Mittwoch bei der öffentlichen Anhörung zu Beginn des Schiedsverfahrens.

Die Niederlande hatten als Flaggenstaat der «Arctic Sunrise» den Seegerichtshof eingeschaltet. Die russische Regierung boykottiert die Verhandlung und fühlt sich nach eigenen Angaben an Entscheidungen der Richter in diesem Fall nicht gebunden.

Nach den Regeln des Gerichtshofs kann ein Verfahren aber auch geführt werden, wenn eine Partei nicht daran teilnehmen will. Das Gericht muss über seine Zuständigkeit befinden und sich ein Bild von der tatsächlichen und rechtlichen Lage machen.

Das ist ohne Mitwirkung Russlands nur begrenzt möglich. Eine Entscheidung der Richter wird am 22. November verkündet. Sie wäre nach Einschätzung von See- und Völkerrechtlern für Russland bindend.

Deutliche Kritik an Russland

Lijnzaad kritisierte das Abseitsstehen Russlands mit deutlichen Worten. Sie wies darauf hin, dass nur sehr selten ein Staat einer Verhandlung vor einem internationalen Gericht fernbleibe.

Vor dem Seegerichtshof sei das in den bisherigen 21 Fällen noch nie geschehen, vor anderen internationalen Gerichten liege der letzte Fall mehr als 25 Jahre zurück. Die Weigerung Russlands, die Zuständigkeit des Seegerichtshofs anzuerkennen, verstosse gegen die Internationale Seerechtskonvention, erklärte Lijnzaad weiter.

Die Ausnahmebestimmungen, auf die sich der Kreml berufe, seien im konkreten Fall nicht anwendbar. Ihre Regierung hoffe, dass Russland seine Position überdenken und mit dem Gericht zusammenarbeiten werde.

Die russische Küstenwache hatte die unter niederländischer Flagge fahrende «Arctic Sunrise» am 19. September geentert und die 30 Besatzungsmitglieder, unter ihnen der Schweizer Marco Weber, inhaftiert.

Die Greenpeace-Aktivisten hatten eine Plattform des russischen Energiekonzerns Gazprom angesteuert, um ein Transparent gegen Ölförderung in der Arktis anzubringen. Dabei hatten sie unter anderem eine international festgelegte Sicherheitszone von 500 Metern für Plattformen auf See verletzt.

Russland warf ihnen zunächst Piraterie vor, reduzierte den Vorwurf aber auf Rowdytum. Darauf stehen als Höchststrafe sieben Jahre Haft.

Protestaktion in Moskau

Die Verhandlung war begleitet von einer Greenpeace-Protestaktion in Moskau auf dem Fluss Moskwa. «Freiheit für die 'Arctic 30'», stand auf gelben Fahnen, wie Bilder der Aktion zeigten.

In Hamburg beklagte Greenpeace-Geschäftsführer Kumi Naidoo die schlechten Haftbedingungen der 30 Gefangenen in Murmansk. Sie müssten bei grosser Kälte den meisten Teil des Tages in winzigen Zellen verbringen. Die Reaktion der russischen Behörden auf die Greenpeace-Aktion sei völlig unverhältnismässig.

Die Festnahme der Aktivisten hatte international zu scharfen Protesten geführt. Das Verfahren vor dem Seegerichtshof ist Teil der diplomatischen Bemühungen zur Lösung der Krise. Mehrere europäische Regierungen und Organisationen wandten sich in den Fall bereits an Russland. Greenpeace selbst ist an dem Verfahren nicht beteiligt.

(bg/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Moskau - Im Fall der 30 inhaftierten Besatzungsmitglieder des ... mehr lesen
Die Ärztin ist das erste Besatzungsmitglied, das frei kommt. (Archivbild)
Zürich - Die Umweltorganisation Greenpeace hat am Samstagnachmittag in Zürich zur Solidarität mit den in Russland inhaftierten Arktis-Schützerinnen und Arktis-Schützern aufgerufen. Ähnliche Solidaritätsveranstaltungen fanden laut Greenpeace am Samstag weltweit in 263 Städten in 43 Ländern statt. mehr lesen 
Die russische Küstenwache hatte die «Arctic Sunrise» am 19. September gestürmt.(Archivbild)
St. Petersburg - Die russischen Behörden haben die 30 Greenpeace-Aktivisten, die am 19. September festgenommen wurden, von Murmansk nach St. Petersburg verlegt. Ein fahrplanmässiger ... mehr lesen
Moskau - Überschattet von diplomatischen Spannungen ist das niederländische ... mehr lesen
Putin wollte am Abend König Willem-Alexander und dessen Ehefrau Máxima empfangen.(Archivbild)
Die Sagrada Familia in Barcelona.(Archivbild)
Barcelona - Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben sich am Freitag an der Sagrada Familia in Barcelona abgeseilt. Mit der Aktion demonstrierten sie für die ... mehr lesen
Weitere Artikel im Zusammenhang
Moskau - Nach Kritik am Vorgehen gegen 30 inhaftierte Umweltschützer der ... mehr lesen
Die Festnahme der Aktivisten aus 18 Ländern führte im Ausland zu scharfen Protesten.
Moskau - Im Fall der 30 inhaftierten Greenpeace-Aktivisten in Russland verweigert Moskau eine Zusammenarbeit mit dem Internationalen Seegerichtshof (ISGH). Das Schiedsverfahren hatten die Niederlande angestrengt. mehr lesen 
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der Jugendliche sammelt durch das Fahren mit dem eigenen Mofa frühzeitig viele Erfahrungen im Strassenverkehr.
Der Jugendliche sammelt durch das Fahren mit dem ...
Publinews Jugendliche schätzen Aktivität und Mobilität. Statt ständig auf Eltern oder öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein, lohnt es sich, über den Besitz eines eigenen Mofas nachzudenken. Schliesslich bietet es mehr Flexibilität und Unabhängigkeit. mehr lesen  
Musikstreaming-Apps im App Store  Brüssel hat Apple mit einer Geldstrafe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro belegt. Laut einer Untersuchung der EU-Kommission hat das US-Unternehmen seine dominante Stellung durch bestimmte Regeln im App Store missbraucht und Konkurrenten im Musik-Streaming-Geschäft behindert. Ein zentraler Punkt ist das allgemeine Verbot von Apple für Entwickler, in ihren Apps auf günstigere Kauf- oder Abonnementmöglichkeiten hinzuweisen. mehr lesen  
Der Weg für Peppr war mit Hindernissen gepflastert.
Publinews In der sich ständig weiterentwickelnden Welt der Technik gewinnen Anwendungen oft schnell an Aufmerksamkeit, nur um ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 5°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 5°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 0°C 7°C Schneeschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 3°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 9°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 9°C 15°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten