Zunahme in Kinderkliniken

Fast 1000 Misshandlungen an Kindern gemeldet

publiziert: Freitag, 27. Mai 2011 / 12:41 Uhr
Grosse sozialpolitische Bedeutung.
Grosse sozialpolitische Bedeutung.

Bern - Von 15 der insgesamt 26 Kinderkliniken in der Schweiz sind 2010 insgesamt 923 Fälle von Kindsmisshandlung gemeldet worden. Das entspricht einer Zunahme um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

4 Meldungen im Zusammenhang
Ob es zu einer realen Zunahme kam oder ob die Zahl durch eine korrektere Erfassung stieg, könne im Moment nicht abschliessend beantwortet werden, teilten die Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie und die Fachgruppe Kinderschutz der schweizerischen Kinderkliniken am Freitag mit.

Wie im Vorjahr wurden auch 2010 alle Kinder statistisch erfasst, die wegen vermuteter oder sicherer Kindsmisshandlung ambulant oder stationär an einer Schweizer Kinderklinik behandelt worden waren. Für die Erfassung standen die Daten von 15 der 26 Kliniken zur Verfügung (57 Prozent gegenüber 46 Prozent im Vorjahr).

Auch 2010 war der Rücklauf aus der deutschen Schweiz deutlich grösser, aus der französischen Schweiz lagen wiederum nur die Zahlen von Genf und Delsberg vor.

Die erfasste Gesamtzahl dürfte jedoch einen grossen Teil der an den Kinderkliniken behandelten Kinderschutzfälle darstellen, da es sich bei der Mehrheit der nicht antwortenden Institutionen um eher kleinere Kinderabteilungen handelt.

Misshandlung in verschiedensten Formen

Von den 15 Kliniken wurden insgesamt 923 Fälle gemeldet. Dies entspricht einer Zunahme um 17 Prozent. Es gab 271 Fälle von körperlicher Misshandlung, 233 Fälle sexuellen Missbrauchs, 291 Fälle von Vernachlässigung, 123 Fälle psychischer Misshandlung sowie 5 Fälle des Münchhausen Stellvertreter Syndroms.

Mit 219 Fällen waren die Kinder im ersten Lebensjahr erneut am meisten von Kindesmisshandlungen betroffen, 474 Kinder waren jünger als 6 Jahre. Von den 923 Kindern waren 363 Knaben und 556 Mädchen, zu vier Kindern wurde keine Angabe über das Geschlecht gemacht. Stationär wurden 447 Kinder, ambulant 476 Kinder behandelt.

Täter meist Verwandte oder Bekannte

In drei Vierteln aller Fälle (689) kamen die Täterin oder der Täter aus der Familie des Kindes, und in 152 Fällen (16 Prozent) waren die Täter Bekannte des Kindes. In 32 Fällen (3 Prozent) waren es Fremdtäter, in 49 Fällen (5 Prozent) blieben die Täter unbekannt.

In 444 Fällen (48 Prozent) war die Täterschaft männlich und in 299 Fällen (32 Prozent) weiblich. In 134 Fällen (14 Prozent) war sie männlich und weiblich (meist Eltern), in 46 Fällen (5 Prozent) blieb das Geschlecht der Täterschaft unbekannt.

In 758 Fällen (82 Prozent) waren die Täterin oder der Täter älter als 18 Jahre und in 114 Fällen (13 Prozent) jünger als 18 Jahre. Um mehrere Täter jünger oder älter als 18 Jahre handelte es sich in 10 Fällen (1 Prozent). Unbekannt blieb das Alter der Täterschaft in 41 Fällen (4 Prozent).

Die Kindsmisshandlung stelle ein relevantes medizinisches, psychologisches und soziales Problem dar, schreiben die Autoren. Der hohe Anteil von Fällen mit vormundschaftlichen Massnahmen (43 Prozent) oder strafrechtlichen Massnahmen (17 Prozent) unterstreiche die grosse sozialpolitische Bedeutung dieses Themas.

(bert/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Zürich - Erstmals seit Beginn der Datenerhebung sind 2012 die Meldungen von ... mehr lesen
Mehr Fälle von psychischer Misshandlung. (Symbolbild)
Luzern - Zwischen 1930 und 1970 haben in Luzerner Kinder- und Jugendheimen Einzelpersonen und Behörden grosse Fehler begangen, und die Strafpraktiken überschritten in vielen Fällen ein damals akzeptiertes Mass deutlich. mehr lesen 
Luzern - Der Historiker Markus Furrer ... mehr lesen
Markus Furrer ist Titularprofessor an der Universität Freiburg und Dozent für Geschichte an der PHZ.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet.
Der sgv spricht sich für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine ...
Verbände Schon früh hat der sgv vor den finanziellen Folgen einer 13. AHV-Rente gewarnt. Die Finanzierungsvorschläge des Bundesrates, die eine Anhebung der Lohnprozente vorsahen, werden vom Verband als inakzeptabel bezeichnet. Der sgv spricht sich stattdessen für ein ausgewogenes Gesamtpaket aus, das eine moderate Erhöhung des Rentenalters sowie eine leichte Anhebung der Mehrwertsteuersätze beinhaltet. mehr lesen  
Schweizerische Lohnstrukturerhebung (LSE) 2022  Im Jahr 2022 lag der Medianlohn für Vollzeitstellen in der Gesamtwirtschaft (privater und öffentlicher Sektor) bei 6788 Franken brutto pro Monat. Die Lohnpyramide blieb zwischen 2008 und 2022 insgesamt stabil, aber es gab signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen Branchen und Arbeitnehmerprofilen. mehr lesen  
In einer Zeit, in der Veränderungen in unseren Städten in einem beispiellosen Tempo voranschreiten, haben Forscher einen innovativen Ansatz gefunden, um die visuellen Spuren der Gentrifizierung frühzeitig zu erkennen. Mit Hilfe eines KI-Modells, das mit Bildern von Google Street View trainiert wurde, können nun subtile Veränderungen in urbanen Landschaften identifiziert werden, die auf eine Gentrifizierung hindeuten. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 4°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 5°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 2°C 9°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 4°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen starker Schneeregen
Luzern 6°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Genf 8°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 12°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wechselnd bewölkt
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten