Fechten: WM Havanna - Schweizer Debakel komplett

publiziert: Freitag, 10. Okt 2003 / 23:11 Uhr

Die Schweizer Degenfechterinnen scheiterten in Havanna in den WM-Achtelfinals an der Ukraine mit 32:45. Damit wurde das schlechteste WM-Abschneiden der zehnjährigen Ära von Nationaltrainer Rolf Kalich und das Debakel komplett.

Nationaltrainer Rolf Kalich.
Nationaltrainer Rolf Kalich.
In der Klassierungsrunde resultierte nach einem Sieg und zwei weiteren Niederlagen letztlich bloss Rang 14. Das Schweizer Team des Jahres 2000 mit Sophie Lamon, Gianna Hablützel-Bürki und Diana Romagnoli ist damit tief gefallen.

In den Achtelfinals gegen die Ukraine erreichte einzig die zweifache Olympia-Zweite Gianna Hablützel-Bürki mit einer Minus-1-Bilanz annähernd ihr Rendement. Diana Romagnoli (-5) und insbesondere die Weltranglisten-Zwölfte Sophie Lamon (-7) enttäuschten dagegen schwer.

"Ich begreife nicht, weshalb wir noch Teamsitzungen am Vorabend machen. Denn Sophie war für das zweite Gefecht gegen Einzelweltmeisterin Natalja Conrad angewiesen, nur im sicheren Erfolgsfall anzugreifen. Andernfalls sollte sie das Resultat halten. Doch dann macht sie ein 0:3 zu einem 0:4-Rückstand", ärgerte sich Kalich. Gegen die Ukraine hatten sich die Schweizerinnen vor zwei Jahren in Nîmes auf dem Weg zu WM-Silber auf gleicher Wettkampfhöhe noch mit 45:37 durchgesetzt.

Auch bei den Frauen sind somit die Chancen auf eine Olympia-Qualifikation des kompletten Teams wohl auf den Nullpunkt gesunken, da das WM-Abschneiden für die Olympia-Qualifikationsrangliste doppelt gewertet wird.

Es werden nächstes Jahr bis Ende März 2004 noch drei Team-WC-Turniere (Tauberbischofsheim, Paris und Budapest) in die Wertung kommen. Laut Einschätzung von Nationaltrainer Rolf Kalich sind die Olympia-Chancen "selbst bei drei Triumphen zu 100 Prozent ausgeschlossen."

Hablützel-Bürki macht vorderhand weiter

Hablützel-Bürki hat alle WM und OS seit entsprechenden Titelkampf-Premieren des Frauendegens (1989 bzw. 1996) bestritten. Ob Havanna nun die letzten WM ihrer Karriere waren, ist noch unklar. Auf jeden Fall schreibt die WM-Dritte von 2001 die Olympia-Qualifikation noch nicht ab. "Wenn es mit dem Team nicht mehr klappt, werde ich alles daran setzen, mich über das Einzel zu qualifizieren", betonte die 33-jährige Baslerin, die nach dem WM-Einzelwettbewerb als Nummer 21 der Welt geführt wird.

Um eine Einzel-Qualifikationschance zu haben, müsste Hablützel-Bürki Ende März 2004 mit Weltcup-Topresultaten auch noch ihre Teamkameradin Lamon (12) überflügeln. Für eine Einzel-Qualifikation ist nämlich nur eine Athletin pro Land zugelassen. Die beiden besten Europäerinnen in der bereinigten Weltrangliste sowie die beiden europäischen Zonenturnier-Finalistinnen qualifizieren sich noch für Athen 2004.

Hablützel-Bürki kündete an, auch bei einer verpassten Olympia-Teilnahme zumindest noch die EM vom Frühsommer in Kopenhagen bestreiten zu wollen. "Ich schmeisse den Bettel jetzt nicht einfach hin. Schliesslich war für mich immer klar, dass die Olympia-Qualifikation für Europäer extrem hart wird", betonte die erfolgreichste Schweizer Degenfecherin aller Zeiten.

Conrad als Hoffnungsträgerin?

Die neue Schweizer Hoffnungsträgerin für Peking 2008 könnte übrigens eben Natalja Conrad heissen. Denn die Ukrainerin ist mit dem Schweizer Patrick Conrad verheiratet. Das Paar lebt mit einer dreijährigen Tochter Anastasja in Kiew. "In Zukunft kann ich mir schon ein Leben in der Schweiz vorstellen, auch eine Olympia-Teilnahme 2008 für die Schweiz. Meine Tochter hat bereits den Schweizer Pass", sagte die 27-jährige Conrad.

Die Schweizerinnen hatten in den Sechzehntelfinals kurzfristig noch gegen Südafrika anzutreten, das als Nummer 1 von Afrika für Olympia qualifiziert ist. Die Südafrikanerinnen waren in der WM-Tableau-Erstellung vergessen gegangen, woraufhin sie erfolgreich Einsprache einlegten.

Anschliessend versuchten die Südafrikanerinnen fieberhaft am Donnerstagabend die ahnungslose Schweizer Delegation zu informieren. Schliesslich erreichten sie einen Schweizer Journalisten, der das Zustandekommen des Zusatzgefechts den überraschten Schweizer Teamverantwortlichen beschied.

Die Revanche des Pawel Kolobkow

Das russische Männerdegen-Team mit "Ex-Weltmeister" Pawel Kolobkow (34) revanchierte sich mit dem Gewinn des Team-WM-Titels eindrücklich für die versagt gebliebene Teilnahme am Einzelwettbewerb.

Die Russen setzten sich im Final gegen Deutschland mit 45:40 durch. Damit errang der Olympiasieger und letztjährige Einzel-Weltmeister Kolobkow seinen fünften WM-Titel und den insgesamt zweiten mit der Mannschaft.

Kolobkow und seine Teamkollegen hatten aus reglementarischen Gründen nicht mehr am WM-Einzelwettbewerb vom Sonntag beziehungsweise Montag teilnehmen können, da sich ihre Anreise wegen technischer Probleme einer Air-France-Maschine in Paris um einen Tag verzögerte.

Resultate

Degenteam-Wettbewerb der Frauen

Halbfinals: Russland - Ungarn 45:38. Deutschland - Estland 44:34. -- Final (nach Redaktionsschluss): Russland - Deutschland. -- Um Platz 3: Ungarn - Estland nach Redaktionsschluss. -- Ferner: 14. Schweiz (Sophie Lamon, Diana Romagnoli, Gianna Hablützel-Bürki, Daphné Cramer).

Schweizer Resultate. Achtelfinal: Schweiz - Ukraine (Natalja Conrad, Ewa Wibornowa, Nadja Kazimirchuk) 32:45. -- Die einzelnen Bilanzen: Lamon - 7, Romagnoli -5, Hablützel-Bürki -1. -- Die einzelnen Gefechte: Hablützel-Bürki - Wibornowa 0:1, Lamon - Conrad 0:3 (0:4), Romagnoli - Kazimirchuk 3:4 (3:7), Hablützel-Bürki - Conrad 0:1 (3:8), Romagnoli - Wibornowa 1:4 (4:12), Lamon - Kazimirchuk 12:15 (16:27), Romagnoli - Conrad 3:5 (19:32), Hablützel-Bürki - Kazimirchuk 9:8 (28:40), Lamon - Wibornowa 4:5 (32:45).

Sechzehntelfinal: Schweiz - Südafrika (Natalja Tichler, Rachael Barlow, Shih-ya Huang) 45:29. -- Die einzelnen Bilanzen: Lamon +13, Romagnoli +4, Hablützel-Bürki +2, Cramer -3. -- Die einzelnen Gefechte: Hablützel-Bürki - Tichler 2:4, Romagnoli - Barlow 7:5 (9:9), Lamon - Huang 6:1 (15:10), Romagnoli - Tichler 5:7 (20:17), Hablützel-Bürki - Huang 5:1 (25:18), Lamon - Barlow 5:1 (30:19), Romagnoli - Huang 5:1 (35:20), Lamon - Tichler 5:1 (40:21), Cramer - Barlow 5:8 (45:29).

Klassierungsrunde Plätze 9 bis 16: Schweiz - Griechenland (Jeanne Hristou, Dimitra Magkanudaki, Niki Sidiropolu) 42:43 nach Verlängerung. -- Hablützel-Bürki -2, Lamon +4, Cramer -3. -- Um Platz 13 bis 16: Schweiz - Kanada (Catherine Cunnette, Sherraine Mackay, Monique Kavelaars, Eve-Marie Pelletier) 45:25. -- Hablützel-Bürki -1, Lamon +10, Cramer +4, Romagnoli +7. -- Um Platz 13: Schweiz - USA 41:45. -- Cramer - 5, Hablützel-Bürki -5, Romagnoli +5, Lamon +1.

Degenteam-Wettbewerb der Männer

Schlussrangliste: 1. Russland (Pawel Kolobkow, Sergej Kotschetkow, Igor Turchin, Alexej Selin). 2. Deutschland. 3. Schweden. 4. Polen. 5. Südkorea. 6. Österreich. 7. Italien. 8. Ukraine. 9. Frankreich (Titelverteidiger). -- Ferner: 17. Schweiz (Marcel Fischer, Basil Hoffmann, Michael Kauter, Benjamin Steffen). -- Final: Russland - Deutschland 45:40. -- Um Platz 3: Schweden - Polen 45:37.

Florett-Teamwettbewerb der Frauen

Schlussrangliste: 1. Polen (Malgorzata Wojtkoviak, Magda Mroczkievicz, Sylwia Gruchala, Anna Rybicka). 2. Russland. 3. Rumänien. 4. Italien. -- Final: Polen - Russland 45:36. -- Um Platz 3: Rumänien - Italien 45:43.

Säbel-Teamwettbewerb der Männer

Halbfinals: Ungarn - Deutschland 45:36. Russland - Ukraine 45:27. -- Final (nach Redaktionsschluss): Ungarn - Russland. -- Um Platz 3 (nach Redaktionsschluss): Deutschland - Ukraine.

(von Richard Stoffel, Havanna/Si)

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