Federer unter Druck wie lange nicht mehr

publiziert: Sonntag, 24. Jun 2007 / 13:13 Uhr

Ohne Vorbereitungsturnier tritt Roger Federer gegen Teimuras Gabaschwili nächsten Montag die Titelverteidigung in Wimbledon an. Triumphiert der Basler trotzdem -- wie Björn Borg von 1976 bis 1980 -- zum fünften Mal in Folge im Tennis-Mekka?

Federer will in Wimbledon den Frust von Paris vergessen.
Federer will in Wimbledon den Frust von Paris vergessen.
Roger Federer gewann all seine letzten 48 Einzel auf Rasen. Zum Selbstläufer wird ein Wimbledon-Triumph aber nie. Und diesmal ist fast alles anders als in den letzten Jahren. Der Stachel der Enttäuschung, in Roland-Garros wieder nicht gewonnen zu haben, sitzt noch tiefer als vor einem Jahr.

Zum ersten Mal überhaupt flog Federer diese Woche ohne ein Vorbereitungsturnier in den Beinen nach London. In den Vorjahren spielte sich die Nummer 1 der Welt jeweils in Halle ein -- und bekundete dort trotz seiner Turniersiege Mühe, den Rhythmus auf Rasen zu finden. Vor einem Jahr wehrte Federer in Halle Matchbälle ab, verlor in fünf Einzeln vier Sätze und bestritt acht Tiebreaks.

Auch in der Weltrangliste führt Federer längst nicht mehr so komfortabel, wie der Vorsprung von immer noch über 2000 Punkten auf Rafael Nadal einen glauben lässt. 2007 buchte Nadal bislang 725 ATP-Punkte mehr als Federer. Der 25-jährige Schweizer gewann in den ersten sechs Monaten der Saison «erst» 30 Einzel, 19 weniger als 2006 und sogar 21 weniger als 2005. Federer muss nun aufdrehen, um später im Herbst im Ranking permanent vor Nadal zu bleiben.

Für dieses Unterfangen kommt Wimbledon im rechten Moment. Federer will dort den Frust von Paris vergessen. «Jetzt folgen die Turniere, an denen der Pegel wieder auf meine Seite ausschwingen sollte», erklärte Federer nach dem verlorenen Paris-Final, ehe er sich in die Schweiz zurückzog. Federer traf diese Woche wie üblich früh in London ein. Begleitet wurde er vorerst von Freundin Mirka, Physio Pierre Paganini und Kollege Reto Staubli.

Angenehmerer Startgegner

Die Auslosung für Wimbledon bescherte Federer mit Teimuras Gabaschwili (ATP 85) einen bedeutend angenehmeren Startgegner als vor einem Jahr (damals Nottingham-Sieger Richard Gasquet). Gabaschwili verlor an sieben seiner letzten acht Turnieren in der 1. Runde und feierte auf Rasen erst diese Woche in Nottingham gegen Joshua Goodall (Gb) den ersten Sieg.

Aber die Hürden für Federer würden in Wimbledon rasch höher: Martin Del Potro (2. Runde), Marat Safin (3. Runde) und Tommy Haas oder der auf Rasen nicht zu unterschätzende Dimitri Tursunow (Achtelfinal) wären lauter ernst zunehmende Widersacher. Sollte Federer wiederum den Final erreichen, würde Björn Borg dem Endspiel live beiwohnen. Es wäre erst Borgs zweite Visite in Wimbledon, seit seine Siegesserie 1981 nach fünf Triumphen hintereinander im Final gegen John McEnroe riss.

Die übrigen Schweizer orientierten sich ohne grosse Ambitionen nach Südwest-London. Die Teilnahme der als Nummer 9 gesetzten Martina Hingis ist noch nicht gesichert. Hingis, die wegen Oberschenkel- und Rückenproblemen schon auf das French Open hatte verzichten müssen, will übers Wochenende in Trainingsmatches ihre Wettkampf-Fähigkeit testen. Ob sie antritt, entscheidet sie erst unmittelbar vor dem Spiel gegen die Engländerin Naomi Cavaday (WTA 233).

Die als Nummer 15 gesetzte Patty Schnyder, die in elf Wimbledon-Teilnahmen erst einmal die 3. Runde und noch nie die Achtelfinals erreichte, beginnt gegen Camille Pin (Fr/WTA 76). Schnyder hat das Glück, in den ersten zwei Runden auf lauter Gegnerinnen zu treffen, die auf Rasen noch weniger gewonnen haben als sie selber. Stanislas Wawrinka (ATP 43) träfe nach einem allfälligen Startsieg gegen Michael Llodra (Fr/ATP 68) wohl auf Geheimfavorit (und Halle-Sieger) Tomas Berdych (Tsch/7). Timea Bacsinszky (WTA 89) winkt sogar ein Centre-Court-Auftritt gegen die French-Open-Siegerin Justine Henin, sollte sie gegen Vera Duschewina (Russ/WTA 78) gewinnen.

Ungewohnter Centre Court

Nicht nur für Roger Federer ist vor Turnierbeginn vieles anders als in den Vorjahren. Die auffälligste Änderung in Wimbledon betrifft den Centre Court. Die Tribünen sind erstmals ungedeckt, weil der Umbau des Hauptplatzes letzten Herbst in Angriff genommen worden ist. Bis in zwei Jahren soll auf dem Centre Court dank Schiebedach auch bei Regen gespielt werden können.

Das Hawkeye-System -- von Roger Federer gehasst, aber von den Fans heiss geliebt -- wurde von den Organisatoren eingeführt. Anders als bei den übrigen Turnieren stehen den Akteuren in Wimbledon sogar drei (statt zwei) «Challenges» pro Satz zur Verfügung. Ausserdem wurde das Preisgeld gegenüber dem Vorjahr um 8,7 Prozent und bei den Frauen sogar um 12 Prozent erhöht. Hingis, Schnyder und Konsorten kassieren heuer erstmals gleich viel Prize-Money wie die Männer.

Hinter Roger Federer, der seit der Startniederlage gegen Mario Ancic vor fünf Jahren (seiner letzten Niederlage auf Rasen) in Wimbledon 28 Einzel hintereinander siegreich gestaltete, gelten Rafael Nadal und Andy Roddick als aussichtsreichste Aussenseiter. Sandplatz-Dominator Nadal stand in Wimbledon vor einem Jahr im Final, gewann dort gegen Federer einen Satz und verlor einen weiteren Satz erst im Tiebreak. Andy Roddick, der letzte Woche das bedeutendste Vorbereitungsturnier gewann (Queen´s), verlor schon zwei Wimbledonfinals gegen Federer (2004 und 2005).

Offener als bei den Herren präsentiert sich die Ausgangslage bei den Frauen. Justine Henin, der French-Open-Siegerin, fehlt nur noch die Wimbledon-Trophäe für den Karrieren-Grand-Slam. Die Geschwister Williams mischen in Wimbledon ebenfalls ambitioniert mit; fünf Mal in den letzten sieben Jahren ging der Turniersieg entweder an Serena oder Venus. Vorjahressiegerin Amélie Mauresmo sucht nach einer Blinddarm-Operation Ende Februar immer noch ihre Topform, und Maria Scharapowa, die Wimbledonsiegerin von 2004, hat Schulterprobleme in den Griff zu bekommen.

(von Rolf Bichsel/Si)

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