Ferienspass für palästinensische Kinder im Dreieck des Todes

publiziert: Donnerstag, 17. Jul 2003 / 11:29 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 17. Jul 2003 / 12:07 Uhr

Ramallah - Abseits der grossen Politik, in der Mahmoud Abbas und Ariel Scharon hart um Frieden und Entspannung ringen, arbeiten Betreuer an der Basis: Wie jedes Jahr kümmern sich Pädagogen und Psychologen in eigens eingerichteten Sommercamps im Westjordanland um traumatisierte und verstörte Kinder des Krieges.

Laute Musik, herumliegendes Spielzeug und fröhliche Kinder: Auf den ersten Blick wirkt das Ferienlager ganz normal. Rund 300 palästinensische Kinder haben sich in einem Sommercamp im Westjordanland eingerichtet.

Zusammen mit ihren Betreuern malen die Sechs- bis Zwölfjährigen Bilder, machen Musik, treiben Sport oder üben Theaterstücke ein. Doch die Idylle nahe der Ortschaft El Bireh trügt.

Denn dort kam es in der Vergangenheit immer wieder zu blutigen Zusammenstössen zwischen Palästinensern und Israelis aus der nahe gelegenen jüdischen Siedlung Psagot. Seitdem ist die Gegend auch als "Dreieck des Todes" bekannt.

Verstörte Kinder

"Unser Camp findet absichtlich hier statt", sagt einer der Leiter des Camps, Roshdi Shahin. Er sieht den Aufenthalt als eine Art psychologisches Hilfsangebot an.

"All die jungen Leute, die in den letzten drei Jahren hier starben, sind in den Köpfen der Kinder verankert. Sie sind verstört. Wir versuchen ihnen dabei zu helfen, ihre Angst zu überwinden und zur Ruhe zu kommen", sagt Shahin. Organisator in El Bireh ist das Nationale Palästinensische Komitee für Ferienlager.

Ferien im Krisengebiet

Daran, dass es sich um Ferien in einem Krisengebiet handelt, erinnern einzelne Angebote im umfangreichen Programm, etwa ein Erste-Hilfe-Kurs. Tabu ist jegliche Form von Hass und Gewalt: "Anstatt den Umgang mit dem Gewehr zu lernen, denken wir uns andere Spiele aus", versichert Betreuerin Fatima el Kurdi.

Auch ihre Kollegin Otaf Barguti setzt auf die Vermittlung von positiven Werten: "Ich versuche den Kindern Toleranz und einen Geist der gegenseitigen Unterstützung zu vermitteln", erzählt die Betreuerin. Dieser Gedanke setzt sich bis zur Benennung der Sportgruppen fort, die klanghafte Namen wie "Schmetterling", "Blumen" oder "Rosen" tragen.

Trainingslager für Kindersoldaten?

Mit seinem pazifistischen Erziehungsgedanken setzt sich das Ferienlager El Bireh deutlich von manch anderen palästinensischen Jugendcamps ab. "Dort werden Lobeslieder auf Palästina, die Heimaterde und das Vaterland gesungen", berichtet eine Betreuerin in El Bireh. Diese Sommercamps stossen auch in Israel auf Misstrauen.

Die Israelis forderten die Palästinenser auf, dort "alle Anzeichen von Gewalt zu stoppen". Der israelische Aussenminister Silvan Shalom und der palästinensische Informationsminister Nabil Amr diskutierten bei einem Treffen am Montag in Jerusalem bereits eine mögliche Streichung der Gelder für die Lager.

Schliessung?

Die Regierung von Premier Ariel Scharon ging sogar so weit, die Schliessung der zur Autonomiebehörde gehörenden Abteilung für politische Orientierung zu fordern. Diese organisierte in diesem Sommer Camps für Kinder von 12 bis 16 Jahren im Westjordanland.

Walid Assaf, der für die Ferienlager zuständig, ist empört: "Sie beschuldigen uns, die Kinder zu Gewalt und Hass anzustacheln. Aber wenn die Besatzungstruppen Kinder daran hindern, sich frei zu bewegen, sich an ihren Schulen zu treffen oder sogar zu spielen, ist das keine Gewalt?"

Seinen Schilderungen zufolge lernen die Kinder in den Camps, mit dem Schock der Besatzung umzugehen. Dazu würden sogar Psychologen eingesetzt.

(Hossam Ezzedine/afp)

 
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