Ferrari feiert: Räikkönen in extremis Weltmeister

publiziert: Sonntag, 21. Okt 2007 / 19:38 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 21. Okt 2007 / 22:05 Uhr

Der Titelkandidat mit den geringsten Erfolgsaussichten ist Formel-1-Weltmeister. Kimi Räikkönen gewann den hochspannenden, zu Beginn dramatischen Grand Prix von Brasilien und sicherte sich die Krone vor Lewis Hamilton und Fernando Alonso.

Lewis Hamilton (GBR, McLaren Mercedes) mit missglücktem Überholmanöver.
Lewis Hamilton (GBR, McLaren Mercedes) mit missglücktem Überholmanöver.
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Aufgrund seines Rückstands von sieben Punkten auf den führenden Hamilton waren Räikkönen nur noch theoretische Chancen eingeräumt worden, Weltmeister zu werden. Doch im finalen Akt der 17 Grands Prix umfassenden Saison lief alles für den Finnen.

Sein aus der Pole-Position gestarteter Teamkollege Felipe Massa, der das Feld bis zu seinem zweiten Zwischenhalt angeführt hatte, wurde Zweiter und band derart den Titelverteidiger Fernando Alonso entscheidend zurück.

Der Spanier musste sich mit Platz 3 bescheiden -- zu wenig, um zum dritten Mal hintereinander Champion zu werden.

Im Schlussklassement hat Räikkönen mit einem Punkt Vorsprung vor dem Duo von McLaren-Mercedes die Nase vorn.

Hamilton: Fehler und Pech

Für den als WM-Leader ins Finale gestiegenden Hamilton hatte sich das Blatt auf dramatische Weise schon in der ersten Phase zu seinen Ungunsten gewendet. Beim Start zogen Räikkönen und Alonso am 22-jährigen Engländer vorbei, kurz darauf kam er beim Versuch, gegen den Spanier verlorenes Terrain wieder gutzumachen, vom Weg ab und rutschte von der vierten an die achte Position ab.

Das Schlimmste sollte für Hamilton aber noch folgen: In der 8. Runde (von 71) kam der WM-Leader in drastisch reduziertem Tempo daher und schien der erste technische Defekt eines McLaren-Mercedes in diesem Jahr Tatsache.

Das (Getriebe-)Problem war aber nur temporär, so dass Hamilton seine Fahrt fortsetzen konnte -- allerdings mit bereits 40 Sekunden Rückstand auf die Spitze und nach dem Rückfall an die 18. Stelle. Eine zu grosse Hypothek, um als erster Rookie und jüngster Fahrer der Geschichte Weltmeister zu werden.

Räikkönen: Ein verdienter Weltmeister

Auch wenn er am Ende viel Glück respektive das Pech der direkten Konkurrenz beanspruchte, ist Räikkönen ein verdienter Weltmeister. Zweimal, 2003 und 2005, war er schon WM-Zweiter, und primär vor zwei Jahren hätte er den Titel schon erringen müssen, zumal ihm mit dem damaligen McLaren-Mercedes das beste und schnellste Auto zur Verfügung stand.

Dass es gleichwohl nicht gereicht hat, lag an der fehlenden Standhaftigkeit des Wagens; zu oft wurde der Finne von der Defekthexe heimgesucht.

Für das Team der «Silberpfeile» ist das Verdikt diesmal noch bitterer. Mit Ausnahme der Zeit nach dem von Räikkönen gewonnenen Auftaktrennen in Australien lag stets einer der Fahrer von McLaren-Mercedes an der Spitze der Gesamtwertung.

Beide waren sie mit besseren Karten zum Finale angetreten, und beide Trümpfe haben nicht gestochen.

Sicherheit erst nach der Zieldurchfahrt

«Obwohl meine Chancen nur noch theoretischer Natur waren, habe ich immer an den Titel geglaubt. Wir haben deshalb auch nie aufgegeben und bis zum Schluss gekämpft. Das hat sich nun ausbezahlt. Es war ein langer Weg bis hierher, und wir machten schwierige Zeiten durch.

Es macht mich vor allem für das Team besonders stolz, dass wir aus diesem Tief jeweils wieder herausgefunden haben», resümierte der Finne die Saison, die er mit dem nicht mehr erwarteten Happy End abschliessen konnte. An den Titel habe er erst bei der Zieldurchfahrt geglaubt, sagte Räikkönen weiter.

«Ich konnte mir lange Zeit nicht sicher sein. Wenn vor Lewis (Hamilton) noch der eine oder andere ausgefallen wäre, hätte er mich noch überflügeln können. Als aber die karierte Flagge geschwenkt wurde, wusste ich, dass ich Weltmeister bin.»

Die Geschehnisse in Interlagos liessen Erinnerungen ans Finale vor 21 Jahren wach werden, als sich zum zuvor letzten Mal drei Fahrer Hoffnungen auf den Titel machen konnten. Auch damals, im Oktober 1986 in Adelaide, vermochte Alain Prost in einer ähnlich dramatisch verlaufenen Prüfung den mit sechs Punkten Vorsprung angetretenen Nigel Mansell noch zu überflügeln.

BMW-Sauber: 101 Punkte

Hinter dem überraschend stark auftrumpfenden Nico Rosberg im Williams belegten Robert Kubica und Nick Heidfeld die Plätze 5 und 6 und sorgten dafür, dass das angestrebte von 100 Punkten in der Teamwertung erreicht beziehungsweise um eine Einheit überschritten wurde (101).

Abseits des Geschehens um den WM-Titel war die letzte Prüfung des Jahres ebenfalls reich an unvorhergesehenen Vorkommnissen. Zu den Protagonisten zählten Giancarlo Fisichella und Heikki Kovalainen in den Renaults mit selbstverschuldeten Kollisionen.

Der Italiener stiess schon in der ersten Runde mit Sakon Yamamoto im Spyker zusammen und riss nicht nur sich selber, sondern auch den Japaner ins Verderben. Der Finne touchierte vorerst mit Ralf Schumacher in dessen letztem Grand Prix für Toyota, und nach etwas mehr als halbem Pensum verschwand er nach einem Unfall vollends von der Bildfläche.

Den grössten Aussetzer leistete sich indessen Debütant Kazuki Nakajima. Der als Ersatz für den zurückgetretenen Alexander Wurz vom Williams-Teams nominierte Japaner verbremste sich bei seinem ersten Boxenstopp und verletzte dabei zwei Crew-Mitglieder.

WM-Schlusstand:

1. Raikkönen 110 Punkte. 2. Hamilton 109. 3. Alonso 109.

(dl/Si)

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