Ferrero-Küsschen

publiziert: Freitag, 10. Jun 2005 / 10:40 Uhr / aktualisiert: Freitag, 10. Jun 2005 / 15:12 Uhr

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Den Preis für die grösste Nervensäge der Woche geht eindeutig an Benita Ferrero-Waldner. Sie schaffte es, mit ein paar arroganten Sätzen, die politische Schweiz in Aufruhr zu versetzen. Als sich die EU-Kommissarin für Aussenbeziehungen und europäische Nachbarschaftspolitik nach dem Schweizer Ja zu den Verträgen von Schengen und Dublin zu Wort meldete, erwartete man eine höfliche Anerkennung dieser Entscheidung. Allenfalls eine Genugtuung über die Annäherung zwischen der Schweiz und Europa.

Stattdessen drohte sie den Schweizer Stimmbürgern, das soeben angenommene Abkommen nicht in Kraft zu setzen, sollten sie nicht der Personenfreizügigkeit mit den neuen EU-Mitgliedern im Herbst zustimmen. Verständlicherweise herrschte in der Schweiz innert kürzester Zeit helle Aufregung und Empörung quer durch das politische Spektrum.

Offenbar war bis Anfang letzter Woche die Benita noch kein Begriff in der Schweiz.

Ansonsten hätte man einfach den Kopf geschüttelt und, mit österreichischem Akzent: 'No, reisst die Oite moi wida ihre Gosch'n auf', gemurmelt.

Denn Frau Ferrero-Waldner ist bei unseren östlichen Nachbarn seit langem schon berühmt-berüchtigt. Besonders in ihrer Zeit als österreichische Aussenministerin betätigte sie sich als Stepptänzerin auf vieler Leute Zehen.

So erzürnte sie den US-Aussenminister Powell, als sie nach einem Treffen mit ihm Verkündete, dass die Watchlist, auf der Leute mit Einreiseverbot stehen (aus Österreich speziell Altnazis) überarbeitet würde. Erst nach einem empörten US-Dementi musste sie damals zugeben, dass gar nie eine Chance bestanden hatte, die Watchlist zu ändern.

Auch der deutsche Innenminister Schily ist nicht gut auf die Benita (immerhin ist das ihr Domain-Name: benita.at) zu sprechen. Während der Geiselaffäre in Algerien im Jahr 2003 plauderte sie vor der Presse von Lebenszeichen der Geiseln, obwohl unter den betroffenen Ländern ausdrückliches Stillschweigen vereinbart worden war. Doch auch hier war ihre Zunge wieder schneller als ihr Verstand.

Diese Zunge hat sie auch schon vor ihrer Zeit als Aussenministerium in Schwierigkeiten gebracht, als sie aus streng vertraulichen Papieren über Kontakte der EU mit der UCK in der Presse plauderte.

Doch sie hatte noch mehr auf Lager: Verschlampte Termine, so dass ein Östereichisches Kontingent von EU-Polizisten aus Bosnien abgezogen werden musste, getürkte Beweise, mit denen sie Globalisierungsgegner in Genua anschwärzen wollte, der Vorschlag, einen EU-Katastrophenkommissar zu ernennen und die irre, einsame Idee, österreichische Polizisten in den Irak zu schicken.

Da politische Morde in Österreich schon lange nicht mehr opportun sind, versuchte die ÖVP, sie als Bundespräsidentin in die Hofburg zu entsorgen. Allerdings gewann 2004 der SPÖ-Kandidat Fischer die Wahl. Doch Benita war für die ÖVP in der Regierung nicht mehr tragbar. Dann wurde der EU-Kommissarsposten frei, und Österreich durfte ihn besetzen.

Die Entsorgung wurde schnell und entschlossen durchgeführt.

Frau Ferrero-Waldner ist für uns Schweizer sicher ärgerlich und irritierend. Aber sie stellt auch einen sehr überzeugenden Grund dar, warum man vielleicht doch der EU beitreten sollte.

Denn es kann hier in der Schweiz wirklich niemand behaupten, dass wir keine Politiker hätten, die man am liebsten im Ausland entsorgen würde!

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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