Fett und Alt

publiziert: Freitag, 23. Jan 2004 / 13:55 Uhr / aktualisiert: Samstag, 24. Jan 2004 / 19:55 Uhr

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Amerika setzt Trends: Von HipHop über Hamburger zu AIDS und dem SUV schwappt alles zu uns hinüber und wird früher oder später nachvollzogen oder schleicht sich sonst ein. Wie vor kurzem auf nachrichten.ch geschrieben, streben wir Schweizer auch in der Verfettung unserer Körper dem transatlantischen Vorbild nach.

Jetzt wurde in den USA die erste Quittung für dieses schwergewichtige Problem aufaddiert und ausgestellt. Letztes Jahr kosteten Fettleibigkeit und Übergewicht das Gesundheitssystem 75 Milliarden Dollar (über 90 Milliarden Franken).

Der volkswirtschaftliche Schaden dürfte noch wesentlich höher sein: Was durch Arbeitsausfälle chronische, nicht behandelte Beschwerden und persönliches Leid dazu geschlagen werden muss, ist kaum aufsummierbar.

Verantwortliche des Gesundheitswesens bezeichnen die Fettleibigkeit sogar als Epidemie - mit gutem Grund. In den USA gelten von den Erwachsenen fast zwei Drittel als übergewichtig oder gar fettsüchtig.

Nun ist es bei uns noch nicht so schlimm, doch die Trendzahlen versprechen nichts Gutes. Wer auf seine Rechnung für die Krankenkassenbeiträge schaut, weiss, dass unser Gesundheitssystem finanziell schon jetzt bald nicht mehr tragbar ist. Es kommen Mehrkosten auf uns zu, die allein durch die Alterung der Bevölkerung auftreten.

Wenn nun auch noch eine Fettwelle über unser Volk hinwegschwappt und aus den molligen Wonneproppen kranke, rückengeschädigte Typ 2 Diabetiker heranwachsen, könnte das Problem für Krankenkassen und IV nicht zu bewältigen sein. Durch Arbeitsunfähigkeit werden grosse Beitragszahlungen ausfallen und ebenso grosse Zahlungen notwendig werden.

Doch im Gegensatz zur Alterung der Bevölkerung kann gegen das Übergewicht etwas getan werden. Der Anfang könnte in der Schule gemacht werden - doch statt mehr Turnstunden durchzuführen, sind es genau diese Stunden, die wegen Budgetproblemen als erstes gestrichen werden.

Streichungen mit Langzeitfolgen: Motorische Störungen von Kindern treten wie eben auch das Übergewicht immer häufiger auf. Und dicke Kinder haben es viel schwerer als alle anderen, ihr Gewicht wieder runter zu kriegen. Was hier also versaut wird, hat lebenszeitliche Folgen. Nicht nur persönlich sondern auch gesellschaftlich. Vermutlich kostet jede eingesparte Turnstunde das Vielfache ihrer Einsparung in Form von Gesundheitskosten.

Natürlich ist es auch an den Eltern, für Bewegung mit ihren Kleinen zu sorgen. Doch das ist meist einfacher gesagt, als getan. Wer nicht das Glück hat, im Grünen zu Wohnen, kann nur mit erheblichem Aufwand seine Kleinen in Bewegung setzen.

Kommt auch noch dazu, dass der Schulweg sowohl durch die Verkehrssituation als auch durch die Gefahr von Gewalttätigkeiten kaum mehr als Gelegenheit zur Bewegung benutzt wird. Zudem fehlt bei vielen Eltern auch das Bewusstsein, welche Gefahr die paar Kilo zu viel für ihre Kleinen sind und finden nichts dabei, sie mit Hamburgern und Pizza zu füttern.

Aufklärung tut also ebenso wie eine aktive Schulpolitik Not. Die drohenden Kosten sind mindestens in der Höhe der Kosten, die AIDS verursacht. Es gibt keinen Grund, weniger aktiv gegen die Fett-Epidemie als gegen die Geschlechtskrankheit zu kämpfen. Zu sagen, die Leute sollten doch einfach weniger Essen, geht an den Tatsachen vorbei: Jugendliche mit fettem Marschgepäck haben auch als Erwachsene kaum eine Chance. Und wir können uns nicht noch zwei Milliarden Franken mehr pro Jahr leisten, nur weil wir das Problem nicht sehen wollen.

Die Schweiz wird immer älter. Fetter darf sie nicht auch noch werden.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

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