Flüchtlingsstrom nach Zypern befürchtet

publiziert: Montag, 24. Jul 2006 / 20:36 Uhr / aktualisiert: Montag, 24. Jul 2006 / 22:55 Uhr

Brüssel - Die EU fürchtet einen noch stärkeren Ansturm von Libanon- Flüchtlingen auf Zypern, der die Mittelmeerinsel überfordern könnte.

Bislang trafen mehr als 35 000 Ausländer auf Zypern ein.
Bislang trafen mehr als 35 000 Ausländer auf Zypern ein.
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Für zehntausende Asiaten und Afrikaner in Libanon führe die Hauptroute aus dem Krisengebiet derzeit noch über Syrien. Diese Route berge ein «politisches Risiko», obwohl Syrien die Evakuierung bisher aktiv erleichtert habe, warnte der EU-Ministerrat in Brüssel in einem Lagebericht.

Zypern erlebe bereits jetzt «ein ernstes Logistik-Problem», heisst es in dem EU-Bericht. Nach zyprischen Behördenangaben sind bislang bereits mehr als 35 000 Ausländer auf der Zypern eingetroffen. Allerdings hätten 23 000 von ihn das Land inzwischen bereits wieder verlassen.

1000 Kanadier auf Zypern

Mehr als 1000 Kanadier haben am Morgen auf ihrer Flucht aus Libanon Zypern erreicht. Im Laufe des Tages wurde mit der Ankunft von 15 Schiffen mit zahlreichen weiteren Flüchtlingen gerechnet. Die Behörden Zyperns rechnen mit mindestens 40 000 weiteren Menschen, die auf der Insel Zuflucht suchen werden.

Bei einer Blockade des Weges nach Syrien könnte der Fluchtweg nach Zypern aktuell werden, heisst es in dem vertraulichen Papier, über das die Botschafter der 25 EU-Staaten berieten. «Dies würde aber die Frage des Umgangs mit den Lasten eines grossen Zustroms von Nicht- Europäern in die Union aufwerfen.»

Gastarbeiter im Libanon

Eine begrenzte Zahl von Nicht-Europäern habe den Libanon bereits über Zypern verlassen. Die zyprischen Behörden schätzten, dass rund 2630 Flüchtlinge aus Drittstaaten noch auf der Insel seien.

Im Libanon leben laut Ministerrat derzeit 40 000 Arbeitnehmer aus Sri Lanka, 10 000 aus Bangladesch, etwa 30 000 bis 40 000 von den Philippinen und 30 000 bis 80 000 aus Äthiopien.

Drittstaatler mit Flüchtlingsstatus

Zu diesen 110 000 bis 170 000 Menschen kämen noch kleinere Gruppen von Gastarbeitern aus anderen Ländern.

Ausserdem stelle sich die Frage nach 10 000 Irakern und Drittstaatlern mit Flüchtlingsstatus.

Dramatische Appelle

Angesichts der Flüchtlingsströme an Europas Südküsten richteten die direkt betroffenen EU-Länder einen dramatischen Appell an die übrigen Mitgliedstaaten.

«Das ist zu einer echten Krise geworden im Mittelmeerraum», sagte Maltas Innenminister Tonio Borg seinen europäischen Amtskollegen bei einem Treffen in Brüssel. «Hunderte ertrinken praktisch vor unserer Haustür.»

Stängig neue Leichen

Ständig würden Leichen eingesammelt, fügte Borg hinzu. Doch das Problem sei grösser «als würden da ein paar tote Fische angeschwemmt», meinte der Minister aus Malta.

Die Öffentlichkeit reagiere mit Entsetzen, betonte der spanische Staatssekretär Antonio Camacho Vizcaino: «Unsere Bürger können nicht akzeptieren, dass sich unsere Meere zu Massengräbern entwickeln.»

Tote in Holzboot

Erst am Montag hatte die spanische Küstenwache zwei Tote von einem vollbesetzten Holzboot mit Flüchtlingen aus Afrika geborgen.

«Das Problem ist ein Problem der Europäischen Union insgesamt», sagte der italienische Innenminister Giuliano Amato. Sein Amtskollege aus Malta sprach von 1200 Ankömmlingen auf der Insel in den ersten sechs Monaten 2006.

(ht/sda)

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