«Grosser Franzose»

Frankreich nimmt Abschied von Stéphane Hessel

publiziert: Donnerstag, 7. Mrz 2013 / 18:05 Uhr
Fast ein Staatsbegräbnis.
Fast ein Staatsbegräbnis.

Paris - Fast ein Staatsbegräbnis: Im prächtigen Ehrenhof des Invalidendoms hat Frankreich am Donnerstag Abschied von dem Autor und KZ-Überlebenden Stéphane Hessel genommen.

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Er sei ein gerechter Mann und grosser Franzose gewesen, ein unparteiischer Aktivist und grenzenloser Optimist, sagte Präsident François Hollande in seiner Trauerrede. Der 1917 in Berlin geborene Hessel war vergangene Woche im Alter von 95 Jahren gestorben.

«Die Freiheit war seine Leidenschaft, sein Ideal», erklärte Hollande bei der Zeremonie über den einstigen Widerstandskämpfer gegen die Nazis, KZ-Überlebenden, Diplomaten und Verfechter der Menschenrechte. Hessel sei ein «grenzenloser Optimist» und «Verführer für die gerechte Sache» gewesen.

An der Trauerfeier nahmen neben Hollande auch Hessels Witwe, Première Dame Valérie Trieweiler, Regierungschef Jean-Marc Ayrault, zahlreiche Minister und ehemalige Widerstandskämpfer sowie der belgische Ministerpräsident Elio Di Rupo teil.

«Europas Jugend inspiriert»

Hessel hatte mit seinem im Oktober 2010 erschienenen kleinen Essay «Empört euch!», in dem er die kapitalistische Finanzwirtschaft kritisierte und zum Protest aufrief, weltweit Aufsehen erregt.

Seine Streitschrift inspirierte in vielen Ländern die Protestbewegung infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise: in den USA die Anhänger der Bewegung «Occupy Wall Street», in Ländern wie Spanien oder Griechenland die Demonstrationen der «Empörten».

In 35 Ländern wurden mehr als 4,5 Millionen Exemplare der Schrift verkauft. Über die Streitschrift sagte Hollande in seiner Rede: «Sein Appell war kein Aufruf zur Revolte, sondern ein Aufruf zu Hellsichtigkeit.» Hessel habe die Jugend Europas inspiriert.

Zum Abschluss der Trauerfeier trugen Soldaten den mit der französischen Flagge bedeckten Sarg Hessels vom Ehrenhof vor dem Invalidendom. Hessel sollte danach auf dem Friedhof Montparnasse in Paris beigesetzt werden.

Einsatz für die Menschenrechte

Der 1917 Sohn einer jüdischen Familie, die zum Protestantismus konvertierte, war im Alter von acht Jahren nach Frankreich gekommen und hatte 1937 die französische Staatsbürgerschaft angenommen. Er kämpfte im französischen Widerstand gegen die Nazis, wurde gefangen genommen und 1944 in das KZ Buchenwald deportiert.

Er konnte flüchten und kam 1945 zurück nach Paris. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er eine Karriere als Diplomat. 1981 machte ihn der damalige französische Präsident François Mitterrand zum Ehren-Diplomaten Frankreichs, 2006 wurde er in die französische Ehrenlegion aufgenommen.

Hessel setzte sich zeitlebens für die Menschenrechte ein. Bis kurz vor seinem Tod mischte er politisch mit und unterstützte im französischen Wahlkampf 2012 den sozialistischen Präsidentschaftskandidaten Hollande.

(bert/sda)

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