Gesetz beschlosen

Frankreich sagt ja zur Homo-Ehe

publiziert: Freitag, 12. Apr 2013 / 10:53 Uhr / aktualisiert: Freitag, 12. Apr 2013 / 15:55 Uhr
Das Gesetz erlaubt schwulen und lesbischen Paaren auch die Adoption von Kindern.
Das Gesetz erlaubt schwulen und lesbischen Paaren auch die Adoption von Kindern.

Paris - Homosexuelle Paare dürfen in Frankreich künftig heiraten und Kinder adoptieren. Nach der Nationalversammlung bewilligte am Freitag auch der Senat in einer Schlussabstimmung das umstrittene Gleichstellungsgesetz der sozialistischen Regierung.

10 Meldungen im Zusammenhang
Im Homo-Ehe-Artikel heisst es im Kern: «Die Ehe wird geschlossen von zwei Personen unterschiedlichen oder gleichen Geschlechts.» Den wichtigsten, ersten Artikel des Gesetzentwurfes zur Einführung der Homo-Ehe verabschiedete der Senat unverändert, so dass er in dieser Form auch in Kraft treten dürfte.

Kleinere Änderungen nahmen die Senatoren an anderen Artikeln vor, etwa zum Namensrecht für adoptierte Kinder. Die zweite Lesung im Parlament gilt daher als Formsache. Die linke Mehrheit in der Nationalversammlung hatte dem Gesetzesentwurf bereits am 12. Februar zugestimmt.

Widerstand der Konservativen

Die konservativen Senatoren hatten vergeblich versucht, durch Änderungsanträge und zahllose Redebeiträge die Verabschiedung des Gesetzestextes zu verzögern, der zu den wichtigsten Wahlversprechen von Präsident François Hollande zählt. Per Handheben billigte die linke Mehrheit im Senat aus Sozialisten, Grünen, Kommunisten und Vertretern der Linkspartei nun den Entwurf.

Vertreter des französischen Regierungslagers zeigten sich nach der Abstimmung erleichtert. «Das ist ein emotionaler Moment. Wir verteidigen die Familie, auch wenn sie unterschiedliche Gesichter zeigt», sagte die sozialistische Abgeordnete Dominique Bertinotti.

Justizministerin Christiane Taubira sagte, das Gesetz habe die Aufgabe, alle Bürger gleich zu behandeln. Sie danke allen, die für das Projekt gestimmt hätten.

Die Homo-Ehe und das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare gehörten zu den Wahlversprechen von Präsident François Hollande. Die überwiegend katholischen Franzosen stehen allerdings keineswegs geschlossen hinter dem Staatschef und seiner Partei.

Gesellschaft gespalten

Das Thema spaltet die französische Gesellschaft seit Monaten, die konservative Opposition und die Kirche machen massiv gegen die Homo-Ehe mobil. «Sie fügen der sozialen Krise eine gesellschaftliche Krise hinzu», sagte der konservative Ex-Regierungschef Jean-Pierre Raffarin am Freitag im Senat mit Blick auf die Wirtschaftsprobleme des Landes.

Bei Grossdemonstrationen am 13. Januar und 24. März waren hunderttausende Menschen in Paris gegen die Homo-Ehe auf die Strasse gegangen. Im März waren es laut Veranstaltern sogar 1,4 Millionen Demonstranten.

Am 26. Mai sind weitere Proteste geplant. Meinungsumfragen zufolge ist eine deutliche Mehrheit der Franzosen für die Homo-Ehe, die Mehrheit zum Adoptionsrecht für schwule und lesbische Paare fällt knapper aus.

Eingetragene Partnerschaft in der Schweiz

Bereits seit 1999 können homo-, aber auch heterosexuelle Paare in Frankreich eine eingetragene Lebenspartnerschaft (PACS) eingehen - analog der Regelung in der Schweiz. Diese ist aber rechtlich nicht der Ehe gleichgestellt.

Künftig sollen in Frankreich homosexuelle Paare durch die Ehe und das damit einhergehende Adoptionsrecht heterosexuellen Paaren auf nahezu allen Ebenen gleichgestellt werden.

In der Schweiz wird das Adoptionsrecht für Homosexuelle wohl demnächst angepasst. Eine Motion des Parlaments verlangt, dass die Adoption eines Kindes der Partnerin oder des Partners durch das Gegenüber in einer eingetragenen Partnerschaft zulässig ist. Bereits erlaubt ist heute das Recht der Adoption durch homosexuelle Einzelpersonen.

(fajd/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Paris/Brüssel - Die rassistischen ... mehr lesen
Frankreichs Justizministerin Christiane Taubira. (Archivbild)
Französische Homosexuelle dürfen laut dem Verfassungsrat heiraten. (Symbolbild)
Paris - Die Homo-Ehe ist am Samstag ... mehr lesen
Washington - Als elfter Bundesstaat ... mehr lesen
Delaware führt als elfter US-Bundesstaat die Homo-Ehe ein.
Als zehnter US-Bundesstaat hat Rhode Island im Nordosten des Landes die Homoehe eingeführt.
New York - ouverneur Lincoln Chafee, ein aus der Partei ausgetretener früherer Republikaner, unterzeichnete am Donnerstag das entsprechende Gesetz und sprach von einem «historischen ... mehr lesen
Paris - Wenige Stunden nach der ... mehr lesen
Gegner der Homo-Ehe demonstrierten auf den Pariser Strassen. (Archivbild)
Weitere Artikel im Zusammenhang
Wellington - Neuseeland führt als ... mehr lesen
In Neuseeland dürfen nun homosexuelle Paare heiraten.
Paris - Nach der Zustimmung des französischen Senats zur Homo-Ehe sind in Paris erneut tausende Gegner des Vorhabens der Regierung auf die Strasse gegangen. Die Polizei sprach am Freitagabend von 2300 Demonstranten, die Organisatoren des Protests von 7500. mehr lesen 
Paris - Der Weg für die Einführung der Homo-Ehe ist in Frankreich so gut wie frei. Nach mehr als zehnstündiger Debatte stimmte in der Nacht zum Mittwoch auch der Senat für den Schlüsselartikel eines umfangreichen Gleichstellungsgesetzes. mehr lesen  6
Paris - Nach einer erbittert geführten Marathon-Debatte hat die französische Nationalversammlung mit klarer Mehrheit der Einführung der Homo-Ehe zugestimmt. Ab April wird sich der Senat mit dem Gesetzentwurf befassen, gegen den die konservative Opposition Sturm läuft. mehr lesen 
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der Jugendliche sammelt durch das Fahren mit dem eigenen Mofa frühzeitig viele Erfahrungen im Strassenverkehr.
Der Jugendliche sammelt durch das Fahren mit dem ...
Publinews Jugendliche schätzen Aktivität und Mobilität. Statt ständig auf Eltern oder öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein, lohnt es sich, über den Besitz eines eigenen Mofas nachzudenken. Schliesslich bietet es mehr Flexibilität und Unabhängigkeit. mehr lesen  
Musikstreaming-Apps im App Store  Brüssel hat Apple mit einer Geldstrafe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro belegt. Laut einer Untersuchung ... mehr lesen  
Apple hatte Musikstreaming-Konkurrenten im App Store benachteiligt.
Um den Anforderungen der Wirtschaft Genüge zu tun  Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) hat im Jahr 2023 insgesamt 50 neue oder überarbeitete Berufe genehmigt und eingeführt: 23 in der grundlegenden beruflichen Ausbildung und 27 in der höheren beruflichen Bildung. mehr lesen  
Der Weg für Peppr war mit Hindernissen gepflastert.
Publinews In der sich ständig weiterentwickelnden Welt der Technik gewinnen Anwendungen oft ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Do Fr
Zürich 1°C 8°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Basel 2°C 8°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 1°C 5°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig Schneeregenschauer wolkig, aber kaum Regen
Bern 0°C 8°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Luzern 2°C 9°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt
Genf 2°C 10°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 6°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig trüb und nass
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten