«Italien muss sich um sie kümmern ...»

Frankreich verteidigt Zurückweisung von Flüchtlingen

publiziert: Montag, 15. Jun 2015 / 11:25 Uhr / aktualisiert: Montag, 15. Jun 2015 / 23:00 Uhr
Frankreich hat die Zurückweisung von Flüchtlingen an der französisch-italienischen Grenze verteidigt.
Frankreich hat die Zurückweisung von Flüchtlingen an der französisch-italienischen Grenze verteidigt.

Paris/Rom - Frankreich hat die Zurückweisung von Flüchtlingen an der französisch-italienischen Grenze verteidigt. «Italien muss sich um sie kümmern, das ist das europäische Recht», sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am Montag.

10 Meldungen im Zusammenhang
Er verwies auf die sogenannten Dublin-II-Regeln, wonach Asylanträge in dem Land bearbeitet werden müssen, über das ein Flüchtling in die EU eingereist ist. Französische Polizisten halten seit mehreren Tagen Flüchtlinge an der Grenze nahe Nizza davon ab, nach Frankreich einzureisen.

Cazeneuve betonte, es handle sich um keine Blockade der Grenze. "Wir stehen einem Migrationsphänomen gegenüber, dessen Ausmass im Vergleich zu den Vorjahren beispiellos ist", sagte er dem französischen Sender BFMTV. "Wir haben seit Anfang des Jahres 8000 Grenzübertritte gehabt, wir haben etwa 6000 Personen nach Italien zurückgeschickt."

Italiens Regierungschef Matteo Renzi warf Cazeneuve daraufhin vor, mit seinem Vorgehen verstosse der Innenminister gegen den Grundsatz, dass "die Europäer sich gemeinsam um das Problem der Einwanderer kümmern müssen".

Italien verlangt eine Änderung der europäischen Asylregeln, das Land fühlt sich mit dem Ansturm von Flüchtlingen über das Mittelmeer alleingelassen.

Innenminister Angelino Alfano nannte die Situation am Grenzübergang Ventimiglia einen "Faustschlag in das Gesicht Europas".

"Diese Leute wollen nach Europa, nicht nach Italien. Diese Bilder bringe ich morgen mit zum Innenministertreffen nach Luxemburg", sagte Alfano dem Sender Raitre. Die EU-Innenminister beraten am Dienstag in Luxemburg über die Flüchtlingspolitik.

Hunderte auf Bahnhöfen in Rom und Mailand

Italien sieht kein Ende des Flüchtlingsnotstands. Besonders schwierig ist nach wie vor die Lage auf den Bahnhöfen von Rom und Mailand, auf denen Hunderte Migranten festsitzen. 380 afrikanische und syrische Flüchtlinge werden zurzeit im Mailänder Hauptbahnhof versorgt. Sie warten auf Möglichkeiten, um in Richtung Nordeuropa weiterzureisen, wie italienische Medien am Montag berichteten.

Hunderte Afrikaner sitzen an Roms Bus- und Fernreisebahnhof Tiburtina fest, wo sie auf ein Ticket für die Weiterreise hoffen. Die Gemeinde Rom richtete ein Zeltlager für die Flüchtlinge ein, die in den letzten Tagen im Freien übernachtet und damit Protest der Anrainer ausgelöst hatten, die über schlechte hygienische Zustände klagten.

In Italien befinden sich derzeit 76'000 Migranten in Aufnahmezentren, die völlig überlastet sind. Die EU-Kommission will Italien und Griechenland entlasten und Zehntausende Flüchtlinge aus beiden Ländern auf andere Mitgliedstaaten verteilen. In den beiden Ländern kommen die meisten Bootsflüchtlinge aus Afrika an.

(nir/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Paris - In Paris ist erneut ein improvisiertes Flüchtlingslager mit rund 200 ... mehr lesen
Frankreich führt täglich, laut der NZZ am Sonntag, zwischen 15 und 25 Flüchtlinge in die Schweiz zurück. (Symbolbild)
Bern - Die Schlagzeilen der ... mehr lesen
Hamburg - Vor dem EU-Gipfel in ... mehr lesen 2
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker: «Es reicht nicht, abends vor den Fernsehschirmen zu weinen, wenn Menschen im Mittelmeer ertrinken, und am nächsten Morgen im Rat eine Gedenkminute abzuhalten.»
Mehr Flüchtlinge und Asylbewerber sollen einen Platz finden.
Paris - Zur Vermeidung wilder Lager ... mehr lesen
Luxemburg - Die EU-Staaten haben die heikle Diskussion über die Einführung von ... mehr lesen
Begrüsst wurde der Vorschlag so genannten «Hotspots», wo neu angekommene Flüchtlinge vor Ort von Fachpersonal registriert werden.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Rom - Nach der Zurückweisung Hunderter Flüchtlinge an der französisch-italienischen Grenze bleibt die Lage in der ligurischen Grenzstadt Ventimiglia gespannt: Die ... mehr lesen
Die Türkei erwartete rund 3000 syrische Flüchtlinge.
Akçakale - Tausende Syrer sind ... mehr lesen 2
Schengen - Keine Kontrollen an ... mehr lesen
Schengen sei «ein Meilenstein auf dem Weg zu einem friedlichen Europa».
Ventimiglia - Italienische Polizisten haben am Samstag einen Sitzstreik von rund 200 Flüchtlingen an der italienisch-französischen Grenze beendet, mit dem diese ihre Einreise nach ... mehr lesen 1
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
SMON-Opfer, Demonstration gegen Ciba Geigy, Basel 1977.
SMON-Opfer, Demonstration gegen Ciba Geigy, Basel 1977.
Fotografie Noch bis zum 16. Juni in der Galerie BelleVue Basel  Die Ausstellung im BelleVue/Basel präsentiert eine spannende fotografische Reise von den turbulenten 1970er-Jahren bis zur Gegenwart. Dabei bilden Fotografien aus dem Erbe von Kurt Graf/fotolib Basel den Ausgangspunkt. mehr lesen  
In einer Zeit, in der Veränderungen in unseren Städten in einem beispiellosen Tempo voranschreiten, haben Forscher einen innovativen Ansatz gefunden, um die visuellen Spuren der Gentrifizierung frühzeitig zu erkennen. Mit ... mehr lesen
Obwohl man weiss, dass Gentrifizierung oft zu Vertreibungen führt, ist der Zusammenhang nicht immer klar.
Teil des Plans ist die Durchmischung von Arbeits- und Wohnzonen sowie eine Überprüfung möglicher höherer Bauprojekte an geeigneten Standorten.
Bei einem Treffen am 13. Februar 2024 in Bern diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Kantone, Städte, Gemeinden, Bau- und Immobilienwirtschaft sowie der Zivilgesellschaft unter Leitung von Bundesrat Guy ... mehr lesen  
Publinews Makerspaces sind Hotspots für Kreativität und Innovation, die immer beliebter werden. Sie bieten Menschen jeden Alters physische Räume mit einer Vielzahl ... mehr lesen  
Das Potenzial von Makerspaces erstreckt sich über verschiedene Bereiche und hat Auswirkungen auf Bildung, Wirtschaft und Gesellschaft.
WISSEN: OFT GELESEN
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 0°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Basel 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 1°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Bern 0°C 11°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Luzern 1°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Genf 5°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten