Franziska van Almsick ist die Schwimmkönigin von Berlin

Van Alsmicks Höhepunkt bildete der Titelgewinn auf ihrer Lieblingstrecke über 200 m Crawl, auf welcher sie schon so manche Enttäuschungen erlebt hatte. Die Ostberlinerin verbesserte am Samstag mit 1:56,64 ihre am 6. September 1994 in Rom aufgestellte Weltbestleistung um 14 Hundertstel. «Ich wollte schnell angehen und schauen, was dabei raus kommt», erklärte Van Almsick nach dem insgesamt 17. EM-Titel.

Dies gelang ihr optimal; nach 150 m lag sie 79 Hundertstel unter ihrem alten Weltrekord. «Wäre das Rennen fünf Meter länger gegangen, wäre ich wahrscheinlich nicht angekommen», meinte van Almsick, die vor Freude in Tränen ausbrach. Die Einheimische wurde vom Publikum im ausverkauften Europasportpark förmlich zum Sieg getragen. Die über 4000 Zuschauer standen während dem ganzen Wettkampf und peitschten ihren Liebling nach vorne. «Ich habe so etwas noch nie erlebt», gab sie sich überwältigt.

Dieser Triumph bedeutet für Van Almsick eine besondere Genugtuung. «Ich habe gewusst, dass ich den Weltrekord noch einmal drauf habe, allerdings glaubten nur wenige ganz fest an mich. Es ist eine grosse Befriedigung, dass ich verdammt noch mal recht hatte.»

Dementsprechend nervös war van Almsick vor dem Rennen. «Mir gings den ganzen Tag nicht so gut, ich hatte übelste Wahnvorstellungen.» Kurz vor dem Wettkampf hätte ich die Halle am liebsten Verlassen und wäre spazieren gegangen. Am Sonntag gewann Van Almsick über 4x100 m Lagen den dritten Staffel-Titel in der deutschen Hauptstadt -- mit Europarekord. Die Deutschen verbesserten ihre eigene Bestmarke um rund anderthalb Sekunden.

Für einen zweiten Weltrekord am Wochenende sorgte Otylia Jedrejczak über 200 m Delfin. Die Polin war mit 2:05,78 drei Hundertstel schneller als die Australierin Susie 0'Neill vor zwei Jahren in Sydney. Ingesamt gab es fünf Weltjahresbestleistungen und sechs kontinentale Bestzeiten.

Die zweiterfolgreichste Sportlerin in Berlin nach Van Alsmick war die Ukrainerin Jana Klotschkowa mit dreimal Gold und einmal Bronze. Bei den Männern schnitt der Deutsche Thomas Rupprath mit zweimal Gold sowie je einmal Silber und Bronze am besten ab. Die Nationenwertung im 50-m-Becken (und auch sonst) dominierten die Gastgeber mit total 22 Medaillen (10/7/5).

Eine grosse Überraschung ereignete sich am Schlusstag über 50 m Crawl. Weder der holländische Superstar Pieter van den Hoogenband (4.) noch der russische Zar Alexander Popow (5.) reüssierten, sondern der Pole Bartosz Kizierowski.

(ba/sda)