Frau muss Kind gemäss Bundesgericht nach Australien zurückbringen

Dem Paar war 2001 nach der Scheidung in Australien das gemeinsame Sorgerecht über ihre heute fünfjährige Tochter zugesprochen worden. Im August 2001 reiste die Frau mit dem Kind ohne Wissen des Vaters nach Basel, wo sie wieder heiratete.

Im Januar 2002 stellte der Vater gestützt auf das Haager Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesentführung ein Gesuch um Rückführung seiner Tochter. Die Basler Justiz wies das Begehren jedoch ab.

Das Bundesgericht hat seine staatsrechtliche Beschwerde nun gutgeheissen und die Basler Behörden verpflichtet, die sofortige Rückgabe des Kindes anzuordnen. Laut den Lausanner Richtern hat das Basler Obergericht zunächst zu Unrecht gefolgert, es liege kein klassischer Entführungsfall vor.

Eine Unterscheidung in klassische und nicht klassische Fälle, bei denen das Übereinkommen gewissermassen weniger streng zu handhaben wäre, gebe es indessen nicht: Liege eine Entführung vor, sei das Kind zurückzugeben, sofern kein Ausschlussgrund vorliege. Ein solcher sei aber nicht erstellt.

So seien keine Anhaltspunkte vorhanden, dass das Kind in Australien misshandelt oder missbraucht würde und schon gar nicht, dass die Behörden diesfalls nicht mit Erfolg einschreiten würden. Die mögliche Trennung von Mutter und Kind sei ebenfalls kein Ausschlussgrund.

Ohnehin sei nicht ersichtlich, weshalb der Mutter eine Rückkehr zusammen mit der Tochter unzumutbar sein sollte. Weigere sie sich, ihre Tochter zu begleiten, sei anzunehmen, dass sie ihre eigenen Interessen über diejenigen des Kindes stelle.

(bert/sda)