Frauen machten in Olympia den Anfang

publiziert: Montag, 26. Jul 2004 / 15:55 Uhr

Mit den Olympischen Spielen 2004 in der griechischen Hauptstadt Athen wird nach 1896 zum zweiten Mal in der Moderne eine Brücke über Jahrtausende hinweg geschlagen: zu den höchsten Festspielen der Griechen im alten Olympia auf dem Peloponnes.

Frauen durften später nicht mal mehr zusehen.
Frauen durften später nicht mal mehr zusehen.
Anfang und Ende der antiken Olympischen Spiele liegen im Dunkeln. Völkerkundler sind zur Erkenntnis gelangt, dass in der griechischen Kultstätte Olympia ursprünglich die Frauen Wettkämpfe zu Ehren der Göttermutter Hera veranstaltet hatten; später wurde es ihnen verboten, bei den Wettbewerben vor dem Zeus-Tempel auch nur zuzusehen.

Die Festspiele fanden im Rhythmus von vier Jahren statt -- dem Zeitraum einer Olympiade. Als ersten Olympiasieger kennen wir Koroboisos, der 776 vor Christus den Stadionlauf gewann, und als letzten der Antike den armenischen Faustkämpfer Varazdates aus dem Jahr 385 nach Christi Geburt -- eine Kette von über tausend 1200 Jahren, die wahrscheinlich noch länger dauerte. Die erste Aufzeichnung stammt nämlich aus dem 5. Jahrhundert vor der Zeitenwende, als schon rund 300 Jahre seit der angeblichen Premiere vergangen und die Erinnerung daran bereits verblasst war.

Bereits im Altertum gab es wenig Zweifel daran, dass die Spiele weit früher als 776 begonnen haben mussten. Und da sie 394 n.Chr. durch Kaiser Theodosius verboten wurden, spricht vieles dafür, dass sie erst 393 endeten, nicht schon 385.

Begonnen hatte es, als Olympia bereits ein Platz zur Anbetung der Götter war. Nach Einführung der Festspiele zog es alle vier Jahre mehr griechische Stämme dorthin. Der Ort Olympia lag abseits der Machtzentren Sparta (150 km südlich) und Athen (300 km östlich); man traf sich somit auf neutralem Boden.

Gesetz des Friedens in den Diskus gemeisselt

In einem der Tempel befand sich der Diskus, in den das Gesetz des olympischen Friedens eingemeisselt war; es gewährte jedem freies Geleit. Nur selten wurde dagegen verstoßen - wer wollte schon den Zorn der Götter auf sich ziehen?

Auch dieser Hintergrund erklärt, weshalb die Spiele die Antike so lange in den Bann gezogen haben. Zu Beginn hatte es nur einen einzigen Wettkampf gegeben, den Stadionlauf über 192 Meter. Nach seinem Sieger wurde die Olympiade benannt.

Ab 720 v.Chr. traten die Athleten nackt an. Nur nicht beim Waffenlauf; der fand zuerst in voller Rüstung statt, später nur noch mit Helm und Schild. Frauen hatten mit Ausnahme der obersten Priesterin keinen Zutritt mehr.

Nach und nach wurde das Programm erweitert, ab 680 v.Chr. auch durch Wagenrennen in einer eigenen Arena, dem Hippodrom. Höchstes Prestige versprachen in der Blütezeit die Siege im Stadionlauf und Pentathlon (Fünfkampf).

Zum feierlichen Abschluss nach einer Woche wurden die Gewinner mit Olivenzweigen gekränzt, die bei Vollmond geschnitten wurden. Ein zweiter Platz zählte nichts, nur der Sieg versprach Ruhm und Reichtum.

Fünfkampf mit Final im Ringen

Über Rekorde ist nichts überliefert, weil nur der Sieg interessierte. Auch über technische Details gibt es nur spärliche Informationen. Was ermittelt wurde: Das Diskus-Gewicht variierte im Lauf der Zeiten von etwa 2 bis zu 6 Kilo; der Speer wurde vermutlich mit einer Wurfschlinge auf ein Ziel geschleudert; gesprungen wurde mit Hanteln von über 4 Kilo, möglicherweise handelte es sich dabei um mehrere Sprünge aus dem Stand.

Der Fünfkampf (Pentathlon) scheint ein K.o.-Wettbewerb gewesen zu sein, bei dem in der Reihenfolge Diskus, Sprung, Speer und Lauf nach jeder Disziplin die Schwächsten ausschieden. Nur der "komplette Athlet" konnte den alles entscheidenden Ringer-Final erreichen.

Schon früh gab es Trainingslager und Profis mit Mäzenen, doch erst in römischer Zeit verkam das Fest zum Rummelplatz für Gladiatoren. Weil auch Nero unbedingt Olympiasieger werden wollte (im Wagenrennen), aber durch andere Verpflichtungen verhindert war, wurden die Spiele einmal sogar verschoben, von 65 auf 67 n.Chr. Der Niedergang hatte begonnen.

Das Christentum bezog gegen die heidnischen Bräuche und alten Götter immer mehr Front. Dem Verbot folgten Erdbeben und die Horden der Völkerwanderung. Was sie von Olympia übrig ließen, versank unter hohem Schutt und Schlamm. Eine alte Welt war untergegangen.

(rr/Si)

 
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