Freudenfeiern in Abchasien und Südossetien

publiziert: Dienstag, 26. Aug 2008 / 18:48 Uhr

Zchinwali - Kurz nach der Fernsehansprache des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew schallen Freudenschüsse und Autohupen durch die südossetische Provinzhauptstadt Zchinwali. Im Freudentaumel strömen die Menschen am Dienstag auf die Strassen.

«Unser Volk hat 18 Jahre auf diesen Tag gewartet», so Eduard Kokojty, selbsternannter Präsident von Süd-Ossetien. (Archivbild)
«Unser Volk hat 18 Jahre auf diesen Tag gewartet», so Eduard Kokojty, selbsternannter Präsident von Süd-Ossetien. (Archivbild)
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Sie feiern die Anerkennung der Unabhängigkeit der abtrünnigen georgischen Provinz durch Russland. Von den internationalen Protesten gegen Russlands Entscheidung, Südossetien und Abchasien anzuerkennen, lassen sie sich nicht beirren.

Sie schwenken russische und südossetische Flaggen und fahren in Autokorsos durch Zchinwali, dessen Stadtbild weiterhin von zahlreichen russischen Panzern dominiert wird. Ein Lautsprecherwagen hatte zuvor die Neuigkeit auf dem zentralen Platz der Stadt verbreitet und zahlreiche Menschen angelockt.

Lange gewartet

«Mein ganzes Leben habe ich auf diesen Augenblick gewartet», ruft der selbsternannte südossetische Präsident Eduard Kokojty auf einer Kundgebung den Einwohnern von Zchinwali zu. «Unser Volk hat 18 Jahre auf diesen Tag gewartet.» Für seine Ansprache erntet Kokojty ohrenbetäubenden Jubel.

Nicht enden wollende Salven aus Maschinengewehren werden in die Luft gefeuert und verbreiten in der ganzen Stadt den Geruch von Schiesspulver. «Schüsse hören wir seit Jahren», sagen die Verkäuferinnen Maja und Larissa. Sie arbeiten in einem Geschäft nahe den früheren Regierungs- und Parlamentsgebäuden von Zchinwali.

Von beiden Bauwerken sind nur noch Ruinen übrig. Seitdem die georgische Provinz Anfang der 90er Jahre ihre Unabhängigkeit von Tiflis ausgerufen hat, wurde das Leben in Südossetien von dem Konflikt geprägt. Der Beginn der georgischen Offensive in Südossetien und das anschliessende militärische Eingreifen Russlands in der Nacht zum 8. August waren vorerst der blutige Höhepunkt der Auseinandersetzungen.

IKRK lässt Arbeit ruhen

«Wir sind sehr froh», sagen die beiden Verkäuferinnen angesichts der Anerkennung Südossetiens durch Russland. Doch in Begeisterungsstürme wollen sie nicht ausbrechen. «Wir haben noch Angst, dass es wieder anfängt. Wir werden niemals beruhigt sein», sagt Larissa. Um die Schüsse nicht mehr hören zu müssen, hält sie sich die Ohren zu. Im gleichen Moment schlägt eine Kugel durch das Geschäft und trifft einen Stuhl.

Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) lassen aus Angst vor den unkontrollierten Freudenschüssen am Dienstag sogar ihre Arbeit in den Dörfern rund um Zchinwali ruhen. Die in Südossetien tätigen Mitarbeiter hätten sich aus Sicherheitsgründen in die Provinzhauptstadt zurückgezogen, erklärt die Hilfsorganisation in Genf.

Freude auch in Abchasien

Auch in der abchasischen Hauptstadt Suchumi tanzen dutzende Menschen um eine riesige Flagge in den Farben der Provinz, die nahe dem Regierungsgebäude gehisst wurde. «Ich gratuliere dem Volk an diesem grossen Tag», ruft der selbsternannte Provinzpräsident Sergej Bagapsch der Menge zu. Er fordert die Menschen auf zu feiern und kündigt drei nationale Feiertage aus.

«Ich bin voller Emotionen (...) wir haben so viele Jahre gewartet», sagt die 49-jährige Lehrerin Anina Kondrasch aus Suchumi. Georgien habe das abchasische Volk und seine Probleme nie verstanden. Eine ältere Frau hat Tränen in den Augen. «Letztendlich hat sich unser Traum erfüllt - dank Russland», sagt sie dem russischen Fernsehen.

(Bertrand de Saisset/afp)

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Medwedew sagte, es sei keine leichte Entscheidung gewesen.
 
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