Frustrierter Bush startet Offensive an der Heimatfront

publiziert: Dienstag, 14. Okt 2003 / 08:18 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 14. Okt 2003 / 08:48 Uhr

Washington - Das hat es bisher nur ganz selten gegeben: Gleich fünf regionalen Fernsehstationen stand US-Präsident George W. Bush am Montag für Interviews zur Verfügung. Es ging hauptsächlich um den Irak, und das erklärt auch, warum der Präsident sich so auskunftsfreudig zeigte.

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Weiterführende Links zur Meldung:

US-Dollar aus China sollen helfen
Kolumne von Patrik Etschmayer auf Nachrichten.ch
www.nachrichten.ch/kolumne/153869.htm

Die Interviewserie ist Teil einer neuen Offensive der von der Irak-Kritik frustrierten US-Regierung an der Heimatfront. Bush will den Blick auf die bereits erzielten Fortschritte beim Wiederaufbau des Landes lenken.

Die "Herbstoffensive", wie sie in den US-Medien genannt wird, begann in der vergangenen Woche mit kämpferischen öffentlichen Reden des Präsidenten, seiner Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice, seines Vize Richard Cheney und seines Verteidigungsministers Donald Rumsfeld.

Die übereinstimmende Botschaft auf eine einfache Formel gebracht: Es ist in Irak nicht so schlimm, wie es aussieht oder anders ausgedrückt, wie es Kritiker und die Medien darstellen.

Im Dienst der Frauen

Sogar First Lady Laura Bush rührte die Trommel. Vor einer Gruppe von Richterinnen, die eine Rede über Gesundheitsfürsorge erwartet hatten, rühmte sie die Politik ihres Mannes, von denen Frauen rund um die Welt profitiert hätten - "Frauen vor allem in Afghanistan und in Irak".

Das Weisse Haus ist verärgert über die Irak-Berichterstattung der US-Medien. Sie stürzten sich vorrangig auf negative Ereignisse und täten so, als habe sich im früheren Herrschaftsbereich von Saddam Hussein überhaupt nichts zum Positiven geändert, beklagte zum Beispiel Cheney. Der Vize ging auch mit Kritikern des Irak-Kurses und der UNO ins Gericht, die beide "nichts tun".

Begrenzte Zeit

Politische Experten wie Andrew Kohut vom Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center meinen, dass dem in Umfragen deutlich abgerutschten Bush nur noch begrenzte Zeit bleibt, das Bild in der Öffentlichkeit von der Lage in Irak positiv zu prägen.

Der kritische Punkt komme spätestens in sechs Monaten, wenn entsprechend dem Rotationsverfahren für die US-Soldaten in Irak frische Kräfte ins Land geschickt werden müssen. Zur selben Zeit dürfte sich herauskristallisiert haben, welcher Demokrat Bush im November 2004 herausfordern wird. "Ist die Lage im Irak bis dahin nicht stabiler, müssen sich wieder US-Soldaten auf einen zwölfmonatigen Einsatz fern der Heimat einrichten, dann wird das ein Problem (für Bush)", so Kohut in der "Los Angeles Times".

Kritik der Demokraten

Schon jetzt ist die Irak-Politik des Präsidenten für alle neun demokratischen Präsidentschaftbewerber ein viel genutztes Wahlkampfkanonenfutter - auch für jene, die seinerzeit im Kongress grünes Licht für den Irak-Krieg gegeben hatten.

Ihr neues Argument: Sie hätten zwar Ja zur Entmachtung von Saddam Hussein und damit zum Schutz vor möglichen Massenvernichtungswaffen gesagt, aber nicht zur "anhaltenden Kontrolle" des Irak, wie es etwa Bewerber Joseph Lieberman formulierte.

Auch die jüngste Bildung einer Irak-Stabilisierungsgruppe unter Federführung von Condoleezza Rice wird von Experten als Teil der neuen PR-Kampagne der US-Regierung gewertet. Und zugleich als ein Fehltreffer in Sachen Imagewerbung: Dass Rumsfeld übergangen wurde und seinen Ärger darüber öffentlich zum Ausdruck brachte, habe die Zerstrittenheit der US-Regierung in der Irak-Politik nur noch deutlicher gemacht.

(Gabriele Chwallek/dpa)

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