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Frank Castorfs brillant langweilige Dämonen
Fulminante Eröffnung der Zürcher Festspiele 2000
publiziert: Sonntag, 25. Jun 2000 / 12:45 Uhr
Zürich - Im Opernhaus, in der Tonhalle, mit einem «Big Bang» in der Bahnhofstrasse sind in Zürich die Festspiele 2000 eröffnet worden. Im Stadthof 11 gastierte am Samstag Frank Castorfs Berliner Volksbühne mit Dostojewskis «Dämonen».
Wie schon 1999 in Wien an der Festwochen-Premiere trieb Castorfs
viereinhalbstündige Inszenierung in Zürich mit wuchtigen Schlägen
einen Keil ins Publikum. Auf der einen Seite Amüsement und offener
Szenenapplaus, auf der anderen fatalistische Geduld, Kopfschütteln
und frühzeitige Abgänge.
Passende Drehbühne
Beide Haltungen lassen sich begründen. Castorf verlegt die Handlung von Dostojewskis Roman vom späten 19. Jahrhundert in die postsowjetische Zeit. Bert Neumann hat dafür ein brillantes Bühnenbild geschaffen: einen Wohncontainer, der immer mal wieder raucht wie eine Dampflok und dessen Wandelemente aus Pappkarton schon bei kräftigem Türeschlagen herunterfallen.
Eine Wintergartenecke gewährt den Blick ins neureiche Innere: TV, Ledersofas, Piano. Dreht sich die Bühne - und das tut sie oft - rücken ein seichter Pool, eine Gummiagave, Badestühle in den Vordergrund. In diesem Haus der Witwe Warwara Petrowna Stawrogina inszeniert Castorf das Scheitern aller Ideologien. Zur Verfügung hat der Regisseur ein starkes Ensemble mit Silvia Rieger, Sophie Rois, Kathrin Angerer, Martin Wuttke und anderen, die seine «Gagomanie» mit bewundernswürdiger Konzentration mittragen. Denn Castorf erzählt eigentlich keine Geschichte, sondern reiht Gag an Gag, hysterisch, dröhnend, überdreht - und mit der Zeit voller Langeweile. Spätestens beim hundertsten Ausgleiten im Pool, spätestens dann bleiben im Publikum die Augen trocken. Big Bang auf der Bahnhofstrasse Offiziell eröffnet wurden die Festspiele bereits am Freitag Abend in der Tonhalle. In Anwesenheit von Bundesrätin Ruth Dreifuss und dem Zürcher Stadtpräsidenten Josef Estermann lud Stiftungsratspräsident Hans J. Bär die Bevölkerung am Samstag zum «Kulturellen Big Bang vom Ländler bis zum Walzer» auf der Zürcher Bahnhofstrasse ein. Von diesem Angebot wurde dann bei kühlem, weitgehend trockenem Wetter rege Gebrauch gemacht. Die verschiedenen Open-Air-Konzerte mit Ländler, Walzer, Kammermusik oder Tango bei der Max-Bill- Plastik, auf der Pestalozzianlage und andernorts fanden durchwegs grossen Anklang.
Heuer dauern die Festpiele bis 16. Juli. Höhepunkte sind im Opernhaus Alban Bergs «Lulu», im Theater Neumarkt die Videooper «Memory», im Theaterhaus Gessnerallee Luc Percevals «Schlachten» und in der Tonhalle verschiedene Konzerte mit Werken von Johann Sebastian Bach. Im Kunsthaus und im Museum Rietberg sorgen Cézanne- und Korea-Ausstellungen für Aufsehen.
Passende Drehbühne
Beide Haltungen lassen sich begründen. Castorf verlegt die Handlung von Dostojewskis Roman vom späten 19. Jahrhundert in die postsowjetische Zeit. Bert Neumann hat dafür ein brillantes Bühnenbild geschaffen: einen Wohncontainer, der immer mal wieder raucht wie eine Dampflok und dessen Wandelemente aus Pappkarton schon bei kräftigem Türeschlagen herunterfallen.
Eine Wintergartenecke gewährt den Blick ins neureiche Innere: TV, Ledersofas, Piano. Dreht sich die Bühne - und das tut sie oft - rücken ein seichter Pool, eine Gummiagave, Badestühle in den Vordergrund. In diesem Haus der Witwe Warwara Petrowna Stawrogina inszeniert Castorf das Scheitern aller Ideologien. Zur Verfügung hat der Regisseur ein starkes Ensemble mit Silvia Rieger, Sophie Rois, Kathrin Angerer, Martin Wuttke und anderen, die seine «Gagomanie» mit bewundernswürdiger Konzentration mittragen. Denn Castorf erzählt eigentlich keine Geschichte, sondern reiht Gag an Gag, hysterisch, dröhnend, überdreht - und mit der Zeit voller Langeweile. Spätestens beim hundertsten Ausgleiten im Pool, spätestens dann bleiben im Publikum die Augen trocken. Big Bang auf der Bahnhofstrasse Offiziell eröffnet wurden die Festspiele bereits am Freitag Abend in der Tonhalle. In Anwesenheit von Bundesrätin Ruth Dreifuss und dem Zürcher Stadtpräsidenten Josef Estermann lud Stiftungsratspräsident Hans J. Bär die Bevölkerung am Samstag zum «Kulturellen Big Bang vom Ländler bis zum Walzer» auf der Zürcher Bahnhofstrasse ein. Von diesem Angebot wurde dann bei kühlem, weitgehend trockenem Wetter rege Gebrauch gemacht. Die verschiedenen Open-Air-Konzerte mit Ländler, Walzer, Kammermusik oder Tango bei der Max-Bill- Plastik, auf der Pestalozzianlage und andernorts fanden durchwegs grossen Anklang.
Heuer dauern die Festpiele bis 16. Juli. Höhepunkte sind im Opernhaus Alban Bergs «Lulu», im Theater Neumarkt die Videooper «Memory», im Theaterhaus Gessnerallee Luc Percevals «Schlachten» und in der Tonhalle verschiedene Konzerte mit Werken von Johann Sebastian Bach. Im Kunsthaus und im Museum Rietberg sorgen Cézanne- und Korea-Ausstellungen für Aufsehen.
(sda)
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