Fussball: Das logische Ende

Und doch hinkt der Vergleich mit dem globalen Kräftemessen in Asien. An der EURO wurde von den Teilnehmern besserer Fussball geboten als an der WM. Die 31 Spiele haben gezeigt, dass das Niveau an einer EM höher ist als am Weltturnier.

Kritiker mögen einwerfen, dass der Erfolg der defensiven Griechen keine Werbung für den Fussball gewesen sei. Natürlich haben Portugal und Tschechien, ansatzweise auch Holland schöner gespielt als die letztlich triumphierenden Hellenen.

Pragmatismus als Weg zum Erfolg

Doch die EURO 2004 hat einmal mehr die Erkenntnis bestätigt, dass der Fan zwar die Dribblings von Cristiano Ronaldo, die Flügelläufe von Arjen Robben und die spektakulären Tore von Milan Baros liebt, dass aber der Pragmatismus mehr denn je der sicherste Weg zum Erfolg ist.

Die Tage in Portugal haben aber auch eine andere Erkenntnis unterstrichen. Das Gefälle unter den einzelnen Teams ist weniger gross als befürchtet (oder erhofft?). Dies zeigte sich nicht nur am Favoritensterben. So bewahrten sich etwa Aussenseiter wie die Schweiz oder Lettland bis weit ins letzte Gruppenspiel intakte Chancen, die Vorrunde zu überstehen.

Der dritte grosse "Underdog", Griechenland, hat diese Chance wahrgenommen und ist sensationell zum Titel marschiert. Vielleicht hat dieser Triumph auf die Resultate der näheren Zukunft keine nachhaltige Wirkung. Vielleicht qualifiziert sich Griechenland nicht einmal für die nächste WM. Das ist vor zwölf Jahren dem amtierenden Europameister Dänemark auch widerfahren.

Dabei sein ist nicht alles

Doch dieser Titelgewinn muss vor allem den sogenannt "Kleinen" die Augen öffnen. Der (Leistungs-)Zenit muss nicht zwingend mit der Qualifikation für die Endrunde erreicht sein, von der man sich dann ehrenvoll und ohne Sieg verabschiedet. Ausgerechnet bei den Griechen zählte der Olympische Gedanke nichts. Sie bewiesen, dass mehr möglich ist, als nur dabei zu sein. Es ist auch für einen Aussenseiter möglich, in den entscheidenden Momenten über sich hinauszuwachsen. Und darum sitzen die Griechen jetzt auf dem Thron des europäischen Fussballs.

(von Stefan Wyss, Lissabon/Si)