Fussball: EM-Spieler'96 - was machen sie heute?

publiziert: Sonntag, 6. Jun 2004 / 12:21 Uhr

Das Berufsspektrum der Schweizer EM-Akteure von 1996 ist breit gestreut: Die mittlerweile zurückgetretenen Nationalspieler sind Finanzmakler, Weinhändler, Handwerker oder Cheftrainer eines Super-League-Teams.

Nur gerade vier Spieler (Stéphane Henchoz, Raphael Wicky, Johann Vogel und Stéphane Chapuisat) sind auch für die EM 2004 in Portugal vorgesehen.

Das Schweizer EM-Kader von 1996:

Goalies
Marco Pascolo (37-jährig): 55 Länderspiele/0 Tore. - Der langjährige Stammkeeper der Nationalmannschaft hütete an der EM 1996 in allen drei Gruppenspielen das Schweizer Tor. Inzwischen ist der 37-jährige Pascolo Goalietrainer bei Servette Genf, wo er als Standby-Profi (Nummer 3) bereit steht. Eine neue Rolle hat der Walliser als Innenverteidiger eines Hobby-Teams der Westschweizer Journalisten gefunden.

Stephan Lehmann (40): 14/0. - Seit dem Ende seiner Spielerkarriere, in der er mit Sion zwei Mal Meister und vier Mal Cupsieger wurde, ging der extrovertierte Schaffhauser seinen steten Weg als Trainer. Während denr wochenlangen Wirren bei Super-League-Absteiger Wil rückte Lehmann zum provisorischen, überaus beliebten Headcoach auf. Der langhaarige Ex-Keeper wird in den kommenden drei Jahren die Torhüter der Grsshoppers trainieren.

Joël Corminboeuf (40): 8/0. - Der nicht als Lautsprecher bekannte Goalie war an der EM 96 - im Gegensatz zu seinem langjährigen Verein Xamax - nur die Nummer 3 und kam wie Lehmann nie zum Einsatz. Seit letztem Sommer trainiert der Freiburger die U18 sowie die Goalies des interregionalen Zweitligisten Lausanne-Sports. Hauptberuflich arbeitete Corminboeuf, der bis letzte Saison Coach des Erstliga-Klubs Vevey war, als Zeichner im elterlichen Sanitär- und Heizungsbaubetrieb in Domdidier.

Verteidiger
Alain Geiger (43): 112/2. - Nur Heinz Hermann (117) hat mehr Länderspiele für die Schweiz absolviert als der ehemalige Nationalmannschafts-Libero. Die enorme Erfahrung versucht der Walliser, der seit Oktober 2000 im Besitz der UEFA-Pro-Lizenz ist, seit der Winterpause 2003/04 den Grasshoppers weiterzugeben. Vorher hatte der ehemalige Ausland-Profi (St-Etienne) und vierfache Schweizer Meister (494 NLA-Spiele) vier Jahre Xamax sowie anderthalb Jahre Aarau trainiert. Seine Karriere beendete Geiger 1997 bei GC.

Stéphane Henchoz (29): 65/0. - Der Stern des Freiburger Abwehrpatrons ging vor acht Jahren in England auf, an der EM in Portugal scheint der neben Bernt Haas (bei Aufsteiger West Bromwich) einzige Schweizer Profi aus der englischen Premier League (seit 1999 bei Liverpool) als Innenverteidiger aber nicht mehr gesetzt. Spielte vorher für die Blackburn Rovers und den Hamburger SV, für den er in der Saison 1995/96 sein letztes Meisterschafts-Tor schoss.

Marc Hottiger (36): 64/5. - Der einst in England bei Newcastle und Everton engagierte Aussenverteidiger trainiert seit dem letzten Sommer die U16-Junioren von Neuchâtel Xamax und absolviert derzeit einen Trainerkurs in Magglingen. Hottiger erlebte seinen Karriere-Höhepunkt, 1993 als er mit seinem Tor zum 1:0 gegen Italien den Weg zur WM in den USA ebnete. Seine Aktivkarriere beendete der laufstarke Walliser 2002 mit Sion.

Sébastien Jeanneret (30): 18/0. - Im Januar dieses Jahres beschloss Jeanneret, seine Karriere frühzeitig zu beenden und in seinen angestammten Beruf als Uhrenmacher im Neuenburger Jura zurückzukehren. Zuvor war der Verteidiger, der für Servette, Xamax und den FC Zürich spielte, seit Sommer 2003 ohne Verein gewesen. Mit Fussball hat der an der EM 96 während 158 Minuten eingesetzte Familienvater komplett abgeschlossen.

Yvan Quentin (34): 41/0. - An der EM 1996 in allen drei Partien von Beginn weg als Linksverteidiger eingesetzt, steht Quentin seit letzten Sommer nach fünf Jahren in der Fremde (eines bei Xamax, vier beim FC Zürich) wieder bei seinem Stammverein Sion unter Vertrag. Wegen diverser Verletzungen war der kampfstarke Walliser in der kompletten Saison 2003/04 zum Zuschauen gezwungen. Abseits des Rasens ist Quentin Ehrenmitglied einer Organisation, die sich für mittellose Menschen im Wallis einsetzt.

Ramon Vega (33): 23/1. - Der vom Sohn einer spanischen Einwandererfamilie aus Trimbach SO zum Millionär gewordene Vega spielt seit Sommer 2003 Créteil nicht mehr Fussball. GC, Tottenham, Cagliari, Celtic Glasgow, Watford und Créteil (Fr) waren die Stationen des kräftig gebauten Innenverteidigers, der 1996 in England alle drei Gruppenspiele bestritt. Der in einem noblen Londoner Quartier wohnhafte Vega arbeitet als Mitinhaber für eine Gesellschaft für Vermögensverwaltung, die von zwei Genfern gegründet wurde.

Raphael Wicky (27): 52/0. - 1996 war Wicky mit 19 Jahren der jüngste aller EM-Akteure. Zum Einsatz kam er bei der 0:1-Niederlage gegen Schottland (45 Minuten). Seit mehreren Jahren ist auf den Oberwalliser, der beim Hamburger SV zu den zuverlässigsten Defensivakteuren und zu Köbi Kuhns "Lieblingsspielern" zählt, auch in der Nationalmannschaft meistens Verlass.

Mittelfeldspieler
Sébastien Fournier (32): 40/3. -- Permanentes Verletzungspech (Knie) zwang die Walliser Laufmaschine zum Ende der abgelaufenen Saison hin zum definitiven Karrierenende. Der Linksfuss in Diensten von Servette, der das letzte von 403 NLA-Spielen am 1. September 2002 und sein 40. Länderspiel elf Tage später gegen Österreich (3:2 in Basel) absolviert hat, wird künftig in der Leitung des Genfer "Centre de Formation" arbeiten. An der EM 1996 wurde Fournier im letzten Gruppenspiel gegen Schottland (0:1) zur zweiten Halbzeit eingewechselt.

Marcel Koller (43): 55/3. - Der Zürcher ging in der letzten Saison als erfolglosester Trainer in die Geschichte von Bundesliga-Absteiger Köln ein. Dafür hatte er vor vier Jahren St. Gallen und im letzten Sommer die Grasshoppers zum Meistertitel gecoacht. An der EM 1996 gehörte der defensive Mittelfeldspieler (nur 66 Minuten Einsatzzeit in 2 Spielen) zu den grossen Verlierern und trat als Folge aus dem Nationalteam zurück.

Régis Rothenbühler (33): 19/0. - An der EM vor acht Jahren fühlte sich der nie eingesetzte Jurassier von Nationaltrainer Artur Jorge hintergangen und äusserte sich mehrmals sehr kritisch. Mittlerweile wurde es um den bei Malcantone Agno in der Challenge League engagierten Defensivakteur, der letztmals am 15. November 2000 (1:1 gegen Tunesien) den Schweizer Nati-Dress trug, sehr ruhig.

Patrick Sylvestre (35): 11/0. -- Der "ewige Joker" - Sylvestre wurde in neun von elf Länderspielen ein- oder ausgewechselt -- war 1996 kurzfristig für den verletzten Christophe Ohrel nachnominiert worden, spielte aber keine einzige Minute. Das letzte Länderspiel des systemtreuen Defensivakteurs, der insgesamt 290 NLA-Spiele (15 Tore) bestritt, geht auf den 6. September 1994 (1:0 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate) zurück -- über 90 Minuten. Seit seinem Rücktritt 1997 kickt Sylvestre in der dritten Liga (bei Bure).

Ciriaco Sforza (34): 79/7. - Die Karriere des ehemaligen Regisseurs, der an der EM 1996 drei Mal (wenig überzeugend) durchspielte, scheint sich dem Ende zuzuneigen. Wegen ständiger Probleme (u.a. mit der Achillessehne) geht Sforzas letzter Auftritt für seinen Verein Kaiserslautern auf den 17. Mai 2003 zurück. Theoretisch könnte der Wohlener, der von Köbi Kuhn im November 2001 aus dem Nationalteam aussortiert wurde, den FCK ablösefrei verlassen. Vertraglich ist ihm nach Abschluss der Karriere das Amt des Sportdirektors zugesichert.

Johann Vogel (27): 64/2. - Der damals erst 19-jährige Vogel liess gegen England (1:1) im EM-Eröffnungsspiel 1996 seine internationale Klasse erstmals aufblitzen. Aus dem defensiven Mitteleld des PSV Eindhoven, mit dem er seit 1999 drei Mal holländischer Meister wurde, und auch der Schweizer Nationalmannschaft ist der Genfer nicht mehr wegzudenken. An Vogel, der bei den Grasshoppers einst bekundeten auch jetzt wieder Klubs aus der Bundesliga ihr Interesse.

Stürmer
Christophe Bonvin (39): 45/8. -- "Nomen est omen" liess sich Bonvin bereits 1997 zum Weinbauern umschulen. Der stets in der Romandie (Sion, Servette, Xamax) tätig gewesene Angreifer beliefert mittlerweile Events rund um die Schweizer Nationalmannschaft mit edlen Tropfen aus dem Unterwallis. Eine Zeitlang kickte Bonvin, der an der EM 1996 im ersten und letzten Gruppenspiel von Artur Jorge eingesetzt worden war, noch hobbymässig in unteren Ligen mit.

Stéphane Chapuisat (34): 100/21. - Der zweitbeste ausländische Torschütze der Bundesliga-Geschichte (106 Tore für Dortmund und Uerdingen) absolvierte am Mittwoch gegen Deutschland als erst dritter Schweizer sein 100. Länderspiel. An der EM 1996, als er während 158 Minuten eingesetzt wurde, hatte der bald 35-jährige "Chappi" nicht zuletzt wegen einer vorhergehenden Verletzungspause zu den Verlierern gehört.

Alexandre Comisetti (30): 30/4. - Der langhaarige Waadtländer verbuchte 1996 in England zwei Kurzeinsätze und wechselte 1999 nach zwei Meistertiteln mit GC für zwei Jahre zur AJ Auxerre. Bei Servette, wo er seit drei Jahren spielt, steht Comisetti zwar noch auf der Lohnliste (bis 2005), doch wird für den Linksfuss intensiv nach einem Abnehmer gesucht.

Marco Grassi (35): 31/3. - Der im letzten Sommer zum Präsident von Challenge-League-Klub gewählte Grassi gehörte in England in den Partien gegen die Gastgeber (1:1) und Holland (0:2) zur Stammelf. Der Südtessiner Sohn eines gut situierten Architekten trat vor vier Jahren trotz laufendem Vertrag beim französischen Zweitligisten Nice von der Fussball-Bühne ab und wurde Spieleragent (u.a. von Olivier Neuville und Thimothée Atouba).

David Sesa (30): 36/1. - Der in der Serie B bei Napoli nur 20 Mal (nur einmal nicht als Joker!) eingesetzte Stürmer war schon 1996 in England jeweils überzählig. Der smarte Stadtzürcher, der den letzten von 36 Länderspiel-Einsätzen am 15. Mai 2002 bei der peinlichen 1:3-Niederlage gegen Kanada absolviert hat, wird ab den Viertelfinals EM-Experte von SF DRS im EM-Studio sein.

Kubilay Türkyilmaz (37): 62/34. - Der bisher einzige EM-Torschütze (Penaltytor beim 1:1 gegen England) und erfolgreichste Skorer der Nationalmannschafts-Geschichte gibt sein enormes Fachwissen seit geraumer Zeit den SFV-Nachwuchsauswahlen weiter. Der im November 2001 zurückgetretene Sohn türkischer Einwanderer ist zudem Co-Kommentator beim Tessiner Fernsehen TSI und in unregelmässigen Abständen Kolumnenschreiber.

Plauschmässig spielt "Kubi" ab und zu noch in der Nationalmannschaft der Sportjournalisten. Trainer Artur Jorge (58): Der portugiesische Schnauzträger, der das Team 1996 von Roy Hodgson übernahm, war schon vor dem EM-Start wegen allerlei kuriosen Personalentscheiden der verdienten Stammspieler Alain Sutter und Adrian Knup unter argen Beschuss geraten. Nach Engagements mit der portugiesischen Nationalmannschaft, in Saudi-Arabien und in seiner Heimatstadt Coimbra landete Jorge im letzten November 2003 beim ZSKA Moskau, mit dem er nach 13 Runden der russischen Meisterschaft Rang 3 belegt.

(bsk/Si)

 
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