Fussball-Elf in einer Hand

Dass er für dieses Spiel Talent mitbrachte, war schon früh klar. Bald stellten sich erste sportliche Erfolge ein. Er hielt sich "für unschlagbar", trat 1993 überschätzt zur Europameisterschaft an – und holte sich prompt eine blutige Nase.

Ein anderer hätte sich damit zufrieden gegeben, mit "Töggelen" überhaupt so weit gekommen zu sein. Aber Prisi, "ein Widder, ein sturer Bock", der grundsätzlich nicht verlieren kann, wollte es jetzt erst recht wissen.

Mit Mentor zum Erfolg

Er fand einen Mentor, Beni, mit dem er noch heute häufig am selben Tisch steht, und liess sich in die hohe Kunst des Tischsoccer einweisen. Dafür fuhr er von Schaffhausen mehrmals wöchentlich fürs Training nach Romanshorn.

Noch heute, wo er alle Tricks kennt, ist ihm die Distanz von Frauenfeld zum Herisauer Töggeli-Club oder zum Zürcher Tischfussballclub nicht zu weit. Dass er an einem Turnier so sang- und klanglos untergeht, ist ihm nie mehr passiert.

200 Pokale muss seine Vitrine schlucken können, darunter diejenigen für die fünffache Schweizer Meisterschaft, den österreichischen Staatsmeister, mehrere deutsche Meistertitel und zwei EM-Titel. In Wien hat er sich nun gegen 10 Nationen in der Europameisterschaft durchgesetzt. "In diesem Sport wird man im Alter besserer – weil man cleverer wird", lacht Prisi, gerade erst 40 Lenze alt geworden.

Fremde Sprache

Wenn man den Spielern, die aus ihrer Leidenschaft keinen Hehl machen, beim Fachsimpeln zuhört, klingt das wie eine Fremdsprache. Jede Schussabgabe hat ihre Bezeichnung, jeder Kniff hat seinen Namen, und wer Stunden mit der Hand am Spielstab zubringt, der weist auf den Handflächen die schwieligen Markierungen eines Ruderers auf.

Obwohl trainiert wird wie für jeden Sport, und obwohl vom Sieg auch die mentale Verfassung abhängt (Prisi bringt sich gerne mit kämpferischer Musik in die richtige Stimmung), haftet dem Tischfussball nach wie vor das Stigma das "Beizensports" an.

Wenn Prisi die Schweiz an einem Auslandsturnier vertritt, berappt er Reise und Unterkunft aus der eigenen Tasche. Sponsoren lassen sich in der Nähe eines "Tschütteli"-Kastens nicht blicken.

Rund 500 Mitglieder zählt der Schweizer Tischfussballverband. Ein Anfänger kann im Spiel mit den elf Plastik-Mannen sehr schnell sehr gut werden. Aber die richtige Reife, das letzte Treppchen zur Meisterschaft, das komme erst mit der Turniererfahrung, gibt Prisi zu verstehen.

Sagt’s, und wirft eine weitere Kugel auf den künstlichen Rasen. Mit einem "richtigen" Fussball-Match auf grüner Wiese kann man den PC-Supporter ohnehin nicht vom Tisch weglocken. Viel eher sucht er den Ausgleich an einem anderen Tisch mit grüner Matte: im Jassclub Frauenfeld.

(Roland Schäfli/news.ch)