Fussball: Finanzpolitik des FC Wil gefährdet KMU

publiziert: Freitag, 20. Feb 2004 / 16:35 Uhr

Die finanzielle Schieflage des FC Wil wirkt sich nicht nur intern aus. Im Umfeld des Vereins sind KMU tätig, welche seit Monaten auf Geld warten und deren Existenz auch vom Guthaben beim Fussballverein abhängig sind.

Die Finanzpolitik der FC Wil AG unter ihrem VR-Präsidenten Igor Belanow ist für die KMU im Umfeld ein Risiko.
Die Finanzpolitik der FC Wil AG unter ihrem VR-Präsidenten Igor Belanow ist für die KMU im Umfeld ein Risiko.
"Ich kann als KMU nicht die Bank für den FC Wil spielen, es bedroht meine Existenz." Das sagt Ruggero Mattioli, Besitzer von Mattioli Tours, welcher die Mannschaften des FC Wil seit mehr als zehn Jahren an die Auswärtsspiele fährt. Alleine bei ihm sind seit dem vergangenen Sommer rund 30 000 Franken Schulden aufgelaufen, welche von den Investoren nicht beglichen worden sind.

Mehrere Anfragen, keine Antwort

Mehrmals versuchte der Kleinunternehmer bei verschiedenen Leuten Druck auszuüben und auf diesem Weg an sein Guthaben zu kommen. Doch die Bemühungen waren umsonst. Seine letzte Anfrage bei Hans Hutter, seit 19. Januar VR-Mitglied bei der FC Wil AG, blieb bis heute unbeantwortet.

Nun hat Mattioli genug. Er fordert: "Bis Ende Monat müssen mindestens zwei Drittel der Rechungen beglichen sein." Sollte das nicht passieren, würde der Verein eine langjährige Zusammenarbeit aufs Spiel setzen. Dazu noch einmal Mattioli: "Wenn der Verein nicht zahlt, muss ich mich anderweitig orientieren und der FC Wil ist nicht mehr erste Wahl."

Informiert, aber machtlos

Hans Hutter erklärt auf Nachfrage, dass er über diesen Zahlungs-Rückstand informiert sei. "Ich versuche mein möglichstes, dass Problem zu lösen. Allerdings ist das nur möglich, wenn von den Investoren Geld überwiesen wird", erklärt er weiter. Sollte das ausbleiben, würden die Ukrainer den Vertrag nicht einhalten, in dem sie sich verpflichtet haben, für die kurzfristige Liquidität des FC Wil aufzukommen.

Auch Roger Bigger, der Ende 2003 als General Manager zurückgetreten war, ist bekannt, dass der FC Wil seit Monaten auf Pump unterwegs ist. "Ich wusste allerdings nicht, dass sich die Summe in dieser Grössenordung bewegt. Zu meiner Zeit haben wir immer wieder Teilzahlungen getätigt und uns auf einer Vertrauensbasis gefunden."

Für Mattioli und die anderen Schuldner des FC Wil ist es ein schwacher Trost, wenn Bigger heute sagt: "Wenn ich noch am Ruder wäre, würde ich sicher das Gespräch suchen und eine Lösung finden. Das war auch damals so, als der Fall Hafen aktuell und die Situation viel kritischer war." Trotzdem verspricht er sich intern für eine Lösung einzusetzen.

Überschrittener Budgetplan

Auf Grund der Recherchen von „fussball.ch“ zeigt sich ein düsteres Bild, wenn es um die finanzielle Situation des FC Wil geht. Neben Mattioli Tours beklagten auch andere KMU eine schleppende Zahlungsmoral beim Ostschweizer Fussballclub.

Allerdings wurden einige dieser Forderungen in der vergangenen Woche beglichen. Andere Betriebe, bei denen der Verein Kunde ist, halten sich bedeckt ("Wir wollen gegenüber unseren Gästen Diskretion wahren"), ohne allerdings einen Zahlungsrückstand zu dementieren.

Dazu noch einmal Bigger: "Nach meinen Informationen sind sonst keine Klein- oder Mittelbetriebe durch Vereinsschulden in ihrer Existenz bedroht."

Gleichzeitig betont er, dass die finanziellen Verhältnisse nicht so prekär seien, wie dies auf den ersten Blick aussehe. "Andere Vereine, und ich denke dabei nicht nur an Servette, sind schlechter dran als wir. Das aktuelle Problem ist vor allem, dass der Budgetplan nicht eingehalten wird und so wieder Rechungen auflaufen."

Ein bekanntes Problem

Der Fall Mattioli gleicht in seiner Entwicklung vielen anderen Fällen. Markus Berner vom Thurgauer Gewerbeverband hört solche Geschichten immer wieder. "KMU spüren verspätete Zahlungen von Kunden viel schneller als ein grosses Unternehmen, dass einen finanziell grösseren Spielraum hat."

Nach Angaben von Berner hat sich diese Problematik in den letzten Jahren zunehmend verschärft. Er führt das auf mehrere Faktoren zurück: "Vor allem kleinere Beträge werden auf Grund des grossen Aufwandes nicht mehr eingetrieben. Dazu kommt der wirtschaftliche Druck, durch den viele KMU Aufträge annehmen, obwohl sie dabei ein schlechtes Gefühl dabei haben. Auch die Bonität wird häufig nicht abgeklärt, weil sich das bei Kleinaufträgen nicht lohnt."

Die Mitarbeiter des Thurgauer Gewerbeamtes bedauern es, dass nicht mehr KMU den gleichen Weg wählen, wie dies Mattioli getan hat. "Solche Probleme sind häufiger, als sie bekannt werden. Aber meist sind die Kunden nicht so prominent und dazu kommt eine gewisse Scham, wenn sich herausstellt, dass ein Auftrag leichtfertig angenommen wurde." Viele KMU täten sich heute noch schwer, einen solchen Fehler öffentlich zu machen.

(tr/fussball.ch)

 
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