Auf dem Rasen des Stadio Delle Alpi in Turin ging es für den Gewinn des Meistertitels überraschend ruhig zu und her. Es gab keine überschwängliche Feier. Fahnen wurden geschwungen, Siegeschöre wurden angestimmt, zuletzt gingen die Spieler auf eine Ehrenrunde. Aber es wollte einfach keine richtige Freude aufkommen.

Siegesfeier im Sinne des „Avvocato“

Dieser Scudetto ist der erste nach der Ära Agnelli und die moderaten Feierlichkeiten standen ganz im Sinne des Mannes, der Juventus mit Leib und Seele verkörperte. „Es gibt nur einen Präsidenten, es gibt nur einen Präsidenten“, skandierten die Fans, als das Bild auf der Videoleinwand erschien. Der aktuelle Präsident von Juventus Vittorio Chiusano fügte hinzu: „Wenn er uns vom Himmel zuschaut, woran ich fest glaube, dann wird er sicherlich zufrieden über diesen Titel sein.“

Feiern ja, aber ohne die Mannschaft

Kurz nach dem Ende des Spiels strömten bereits tausende von Menschen zur Piazza San Carlo, auf der normalerweise die traditionelle Siegesfeier stattfindet. Diesmal wurde sie jedoch auf nächsten Mittwoch verschoben, da die Mannschaft um Trainer Marcello Lippi schon an das bevorstehende Spiel gegen Real Madrid denkt. Man möchte den Höhepunkt der Saison auf keinen Fall mit einer exzessiven Feier ruinieren. Nedved, der sogar als Weltfussballer des Jahres im Gespräch ist, äusserte sich zurückhaltend: „Wenn ich wählen könnte, hätte ich lieber den Champions League-Titel.“

Nach dem Scudetto die Champions League

Lippi, der mit Juventus schon fünf Meistertitel und eine Champions League gewonnen hat und damit erfolgreichster Trainer in Italien nach Giovanni Trapattoni ist, spornte seine Spieler schon wieder an: „Der erste Schritt ist getan, nun folgt der zweite.“ Bei Alessandro Del Piero hat diese Taktik schon Wirkung gezeigt: „Mit dem Champions-Cup machen wir den totalen Sieg perfekt“, versprach der Kapitän.

(Colin Porlezza/news.ch)