Fussball: Wo, wann und gegen wen?

Training in Turnschuhen

Nach neuerlichen Kraftakten und letzten verworrenen Ränkespielen konnte das "Länderspiel" zwischen Marokko und der Schweiz in Rabat durchgeführt werden.

Die marokkanische Auswahl setzte sich aus einem B-Team zusammen, das lediglich durch den Ersatztorhüter Nadir Lamyaghri aus dem Team des Afrika-Cup-Finalisten ergänzt wurde.

Im Auswahlteam steckten ausschliesslich verfügbare Vertreter aus vier Klubmannschaften. Die meisten Akteure wurden kurzfristig am Dienstag nominiert und kamen vom Afrika-Meister Raja Casablanca und von dessen Stadtrivalen Wydad, der vom Schweizer Trainer Michel Decastel betreut wird.

In marokkanischen Nationaltrikots übten die kurzfristig zusammengetrommelten Nordafrikaner am Morgen auf demselben Trainingsgelände wie die Schweiz, die sich vornehmlich für ein Foto-Shooting für die EM-Werbekampagne des Hauptsponsoren Credit Suisse zusammengefunden hatte.

Das Training der "Löwen des Atlas" wurde von einem Mann namens Fathi Jamal geleitet, der als Nachwuchstrainer beim Verband angestellt ist. Einige Akteure präsentierten sich am Ball behende, andere ging das technische Rüstzeug für höhere Ansprüche gänzlich ab. Man glaubte eher, Fussballer von Schweizer Zweit- oder Drittligaformat zu beobachten. Zwei Spieler trainierten sogar in Turnschuhen mit.

Gestreute Falschmeldung?

"Wir spielen in Rabat und gegen eine Ländermannschaft oder gar nicht", liess sich Kommunikationmsleiter Pierre Benoit am Spieltag gegenüber dem Generalsekretär des marokkanischen Verbandes nochmals unmissverständlich vernehmen.

Dieser legte ihm ein Schreiben vor, das den am Vorabend vereinbarten Beschluss bestätigte. "Ich vermute, dass gezielt Falschmeldungen gestreut wurden, um keine Zuschauer ins Stadion von Rabat zu locken. Marokko hatte wohl Angst, gegen uns ohne seine besten Spieler zu verlieren".

Was in den letzten Tagen und Stunden in Rabat ablief, war miserable Werbung für Marokko als WM-Ausrichter 2010. Das Vorgehen der Nordafrikaner war skandalös, lächerlich und zeugte von wenig Respekt gegenüber der Schweiz und dem Schweizer Fussball. Die SFV-Verantwortlichen waren aber gar etwas naiv zu glauben, Marokko stelle nur wenige Tage nach Abschluss des Afrika-Cups eine kompetitive Länderauswahl.

"Wir müssen auch mit erschwerten Umständen umgehen können. Unsere Konzentration darf nur unseren Aufgaben gelten. Wir bereiten uns für die EM vor. Auch das Lösen von Komplikationen gehört zu Professionalität", meinte Trainer Köbi Kuhn dazu leicht säuerlich. So hatte er sich das "Warmlaufen" für die EURO in Portugal wahrlich nicht vorgestellt.

(von Peter Wyrsch, Rabat/Si)