Fussballtaugliches Jodeln

publiziert: Mittwoch, 9. Jul 2014 / 10:59 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 9. Jul 2014 / 11:40 Uhr
Nationalmannschaft beim Brummen unserer kryptischen Hymne
Nationalmannschaft beim Brummen unserer kryptischen Hymne

Hymnen sind ein veraltetes Geschäft. Sie stammen aus einer Zeit, in der sich der Nationalismus Insignien suchte, um den Kapitalismus so zu vertonen, dass er sich mit nationalen Ideen zu einer Art Ersatzreligion verbinden konnte. Unter schwermütig donnerndem Gedöns liess es sich gut in Kriege oder ersatzweise ins Fussballspiel ziehen. Kaufen sich Midlife-Krisenmänner eine neue Harley, besorgt sich die Schweiz nun eine neue...Hymne.

Weiterführende Links zur Meldung:

Die Hymnen-Jury
Offizielle Website des Hymnenwettbewerbs mit den Jurymitgliedern
chymne.ch

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«Es gibt mehr Götzen als Realitäten in der Welt» beschrieb Friedrich Nietzsche die seltsame Bindung der modernen Welt an ihre Dinge und neu erfundene Rituale. «Vernunft macht zu wenig Vergnügen, als dass unsere Vergnügungen nicht unvernünftig wären» meint Hartmut Böhme in seinem Werk «Fetischismus und Kultur» (S.22). Böhme belegt, wie sehr die Nationen nach der Aufklärung auf Kulte angewiesen sind. «Würde man mit einem Schlag alle fetischistischen und idolatrischen Formen in den modernen Gesellschaften abschaffen - wie es Kritiker à la Nietzsche, Marx oder Freud erhofften -, so würde nicht das Reich der Freiheit anbrechen, sondern die Gesellschaften zusammenbrechen.» (S.21) Nun ja: Die alte Schweizer Hymne hat noch keinen Zusammenbruch gebracht, doch offenbar ist sie wichtig genug, um neu erfunden zu werden.

Hymnen treiben manchen Fussballspieler die Tränen schon vor dem Spiel in die Augen, was die Folge haben kann, dass wie gestern, dann das ganze Spiel zum Tränenmeer verkommt. Dass dies bei den Schweizer Kickern nicht der Fall ist, ist angesichts des Singens über Abendglühn, Wolkenmeer und Nebelflor, inklusive verstrahltem Meer, nicht wirklich erstaunlich. Kein Wunder sucht die mächtige und superreiche Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft SGG, die unter vielem anderen das Rütli «besitzt», in diesen Tagen einen neuen fifa-tauglichen Sound. Da es nicht mehr um guten Geschmack, sondern nur noch um inszenierte Demokratie geht, wird die Liedsuche folgerichtig auch als Castingshow inszeniert.

208 Vorschläge sind schon eingegangen, zehn davon sind rätoromanisch, sieben italienisch und sechzig französisch. Eine Jury aus den üblichen Verdächtigen muss nun die Lieder bis zum Herbst überprüfen und die zehn besten auswählen. Dann bestimmt die elektronische Mehrheit, wer diese Castingshow für die neue Schweizer Hymne gewonnen hat. Das Reality-TV ist also längst in der semi-religiösen Inszenierung von Fussball, Kapitalismus und Nationalismus so angekommen, dass nicht mal eine Kritik der zynischen Vernunft möglich ist, sondern eigentlich nur Sprachlosigkeit.

Hätte mir jemand vor 20 Jahren prophezeit, dass das Schweizer Fernsehen den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren mit einer Reality-Show «anno dazumal» für Millionen produziert, nachdem es sich grad mit «Die Schweizer» eine derartige Blösse und Blödheit gegeben hat, die zu einigen Presserats-Einsprachen führte, ich hätte nur laut gelacht. Hätte Ihnen irgendein normal denkender Mensch Ihnen vor 20 Jahren gesagt, die Schweiz brauche eine neue Hymne und caste diese via Online-, SMS- und Telefonvoting, man hätte diesen wohl für verrückt erklärt. In dem Film «Hunger Games» werden jährlich zynische Spiele inszeniert, bei welchen die unterdrückte Bevölkerung dazu dient, den gelangweilten reichen Menschen mörderische Unterhaltung zu bieten. Erstaunlicherweise realisieren aber nur wenige der begeisterten Millionen Leser der Tribute von Panem-Trilogie, dass sie - bis auf einige Unterschiede - der Welt von Panem näher sind, als sie dies für sich und ihre Zukunft eigentlich wünschen. Wir erleben die grösstmögliche Absurdität vor unseren Augen und die meisten Journalisten tun so als wäre dies absolut normal.

15 von 23 Nati-Spielern haben sogenannten «Migrationshintergrund». Sie spielen für ein Land, dessen stimmberechtigte Mehrheit erst vor ein paar Monaten entschieden hat, dass Menschen wie die Nati-Spieler fortan nur unter ganz spezifischen Bedingungen ein einigermassen gleichberechtigtes Dasein mit den Schweizern in dem kleinen Land leben dürfen. Sie brummen eine Nationalhymne, deren Text auch für glühende Schweizernde so kryptisch bleibt wie das Geschäftsgebahren der FIFA. Doch kein Mensch findet all dies dermassen absurd, um es überhaupt zu kommentieren. Wir sind in einem Game involviert, dessen Unglaublichkeiten wirklich keine Grenzen mehr kennen.

Angesichts all dessen plädiere ich deshalb dafür, die bisherige Hymne beizubehalten: denn wenn der Irrsinn allen normal erscheint, dann braucht er auch die entsprechende musikalische Untermalung.

(Regula Stämpfli/news.ch)

Harley
Nun den Artikel von der Metzgertochter habe ich nicht gelesn aber Ihren.

Harley hatte mal einen Werbespruch der lautete: Improve your sex life 100%........

Vielleicht hat den die Metzgertocher mal gelesen oder gehört;-)))
Peinlicher Irrtum
"Kaufen sich Midlife-Krisenmänner eine neue Harley, besorgt sich die Schweiz eine neue Hymne"

Mir wäre es in meiner Midlife-Krise nie in den Sinn gekommen, eine neue Harley zu kaufen.
Was eine richtige Feministin wäre, hätte sie eigentlich schreiben sollen, was Midlife-Männer wirklich am liebsten tun: sie besorgen sich eine jüngere Frau. Ob da eine neue Harley hilfreich ist, vermag ich nicht zu beurteilen - da ich nicht Harley fahre.

Aber dieser Vergleich! Darauf muss man erst mal kommen - Midlife-Krise mit neuer Harley mit einer neuen Landeshymne...

Mit diesem Artikel hat sich Regula Stämpfli mal wieder eine 2 gezogen. Sowohl auf dem Rücken, als auch notenmässig.
Warum?
Ganz einfach: Es ist weder die Schweiz, die sich eine neue Hymne geben möchte, noch die wahrscheinlich angespielten konservativen, mittelalterlichen Männer aus der Nationalistenecke.

Kein überzeugter Nationalist hat das Bedürfnis, die Schweizer Landeshymne zu erneuern. Es sind Regenbogenleute wie Frau Stämpfli und co., Linke, Heimatmüde, Furchtbarmoderne, Identitätsverlustige und Schiessmichtot-Leute, die das fordern.

Sind die Reformneurotiker im Land jetzt schon so weit, dass sie ihre eigenen Vorstösse vergackeiern oder liegt da bloss ein peinlicher Irrtum vor?
Senf zu allem
Nicht nur zur Wurst, sondern zu allem muss die Metzgerstochter ihren Senf dazu geben.

Die Nationalhymne hat am wenigsten mit der FIFA oder unserer ’Nationalmannschaft’ zu tun. Solange es Spieler gibt, die nicht wissen, ob sie doch noch für den Kosovo spielen werden und sich diese Farben auf die Wade tätowieren lassen, hat ein Schweizerpsalm wenig in einem Fussballstadion verloren. Zudem frage ich mich bei jedem Spiel, weshalb im Fernsehen von den Schweizern und nicht einer Schweizer Auswahl gesprochen wird?

Fazit: Was die Kolumnistin mit ihren wirren Worten genau sagen will, kann jeder interpretieren, wie er es am liebsten haben möchte. Dass es für derartigen ’Stuss’ noch Geld gibt, ist ebenso fragwürdig.

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