Schweiz - Deutschland

Gauck sieht Nachteile in der direkten Demokratie

publiziert: Dienstag, 1. Apr 2014 / 16:17 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 1. Apr 2014 / 17:35 Uhr
Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck (l.) wird vom Schweizer Bundespräsidenten Didier Burkhalter empfangen.
Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck (l.) wird vom Schweizer Bundespräsidenten Didier Burkhalter empfangen.

Bern - Der deutsche Bundespräsident Gauck hat bei seinem Besuch in der Schweiz Verständnis für das Schweizer Ja zur Zuwanderungsinitiative gezeigt. Er sehe aber auch Nachteile in der direkten Demokratie, sagte er nach Gesprächen mit Bundespräsident Didier Burkhalter.

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«Die direkte Demokratie kann Gefahren bergen, wenn die Bürger über hochkomplexe Themen abstimmen», sagte Gauck an der Medienkonferenz im Landgut Lohn in Kehrsatz. Er sei ein überzeugter Unterstützer der repräsentativen Demokratie, mit der Deutschland «sehr gut fährt».

Gauck sagte weiter, er könne sich nicht vorstellen, wie ein Land, das so europäisch sei und so viele verschiedene Kulturen in sich vereine wie die Schweiz, sich von der EU distanzieren wolle. Die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU sollten gestärkt, nicht geschwächt werden.

Burkhalter verteidigte den Volksentscheid: «Die Schweiz ohne direkte Demokratie wäre wie ein Körper ohne Blut.» Dazu gehöre, zu akzeptieren, wenn die Bevölkerung gegen die Empfehlung der Behörden stimme. Die Stimmen sämtlicher Bürgerinnen und Bürger seien gleichwertig. Er mahnte zur Bescheidenheit: Die Entscheide der Behörden seien nicht automatisch richtig.

«Ich kann nicht ganz verstehen, weshalb die EU wegen dem Volksentscheid Forschungsabkommen mit der Schweiz gestoppt hat», sagte Burkhalter, denn die Personenfreizügigkeit gelte zurzeit noch. Ein Verhandlungsstopp nütze weder der EU noch der Schweiz.

Burkhalter bekräftigte, die Schweiz wolle mit der EU weiter diskutieren - die EU müsse aber Verständnis aufbringen für den Schweizer Volksentscheid. Burkhalter sowie Gauck zeigten sich überzeugt, dass die Schweiz mit der EU eine Lösung finden werde.

Besuch vorgezogen

Gauck hat nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative am 9. Februar seinen zweitägigen Schweiz-Besuch vorgezogen. Er wolle damit die freundschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland bekräftigen, erklärte er, auch wenn es wegen dem Ja zur Zuwanderungsinitiative Differenzen gebe.

Auch Burkhalter bestätigte die guten Beziehungen zwischen Deutschland und der Schweiz. Er habe zurzeit wegen der Krise in der Ukraine fast täglich Kontakt zur deutschen Regierung, sagte Burkhalter. Die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut.

Gauck dankte der Schweiz für ihren Einsatz in der Ukraine im Rahmen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), deren Vorsitz die Schweiz derzeit innehat. Er habe mit Burkhalter auch darüber gesprochen, wie die OSZE zu einer Deeskalation der Situation in der Ukraine beitragen könne, so Gauck.

Duales Bildungssystem exportieren

Die beiden verwiesen zudem auf die enge Kooperation in Bildung und Forschung: In über 3300 Forschungsprojekten arbeiten Schweizer und deutsche Wissenschaftler zusammen.

«Die Schweiz und Deutschland haben mit dem dualen Ausbildungssystem ähnliche Erfahrungen gemacht», sagte Gauck. Auch hier könnten die beiden Länder enger zusammenarbeiten. Er könne sich vorstellen, die duale Ausbildung in südeuropäischen Ländern einzuführen, in welchen die Jugendarbeitslosigkeit wegen der Wirtschaftskrise stark gestiegen ist.

Über Steuerfragen haben Gauck und Burkhalter nicht gesprochen. Burkhalter sagte an der Medienkonferenz, die Spannungen zwischen den beiden Ländern wegen Steuerhinterziehungen gehörten der Vergangenheit an.

Bundespräsident Gauck weilt zwei Tage in der Schweiz. Am Mittwoch will er das europäische Kernforschungszentrum CERN in Genf besuchen.

(fest/sda)

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Zuallererst bei Dir selbst!
Dass so ein Mist ausgerechnet aus Baden kommt, wundert mich überhaupt nicht. Es gibt dort einen Esel mit unverkennbarem Vokabular, der sich selbst zum Narzissmusexperten erkoren hat.:-)

"demonstriert eindrücklich, wie unsere Rechtsnationalen dadurch, dass sie den "Volkswillen" über alles andere stellen... unseren Narzissmus bedienen"

1. Gemäss der von Ihnen so hochgelobten Bundesverfassung steht der Volkswille über allem anderen. Das Völkerrecht wird lediglich "berücksichtigt".
2. Wo liegt die Brücke zum Narzissmus?

"Unser aller Narzissmus ist solange gesund, als wir uns seiner bewusst sind"

3. Genau. Denn das hatte ich Ihnen doch in der AZ schon nahe gelegt. Einen Punkt auf Ihr Konto.

"Welcher authentische sich der Grenzen seines gesunden Narzissmus bewusste Demokrat könnte diese heute guten Gewissens ablehnen?"

4. Ich sage es Ihnen: JEDER. Denn weder brauchen wir eine Verschärfung der Gesinnungsstrafnorm, noch eine Medienzensur. Solcherlei Ansinnen kennen nur authentische Gesinnungsdiktatoren.
Eine Offenlegung der Interessenbindungen der Parlamentarier ist unmöglich. Dafür müssten Sie ein Heer von Detektiven hinter jedem Parlamentarier herjagen, was nicht nur an Nötigung grenzen, sondern mit einiger Sicherheit auch zu Verleumdungen und Rufmorden führen würde, denn Irrtümer sind vorprogrammiert - wie man die Linken kennt, auch gewollte.
Was aber wirklich der Gipfel der Korruption ist, dass in unserem Land gewählte Parlamentarier noch das Recht haben, ihre Lobbyisten mit ins Bundeshaus zu bringen.
Das ist die institutionalisierte Korruption, die es in dieser Form nur in der Schweiz gibt. Andere Länder betreiben Korruption wenigstens inoffiziell, nur bei uns ist sie auch noch hochoffiziell und nicht nur geduldet, sondern sogar eingeladen.

I-Ah!
Bitte mehr Eigenkritik
Ja, die deutschen wissen halt immer alles besser und die ganze Welt sollte nach deren Pfeife tanzen. Aber einen Flugplatz oder Bahnhof zu bauen kriegen sie nicht auf die Reihe. Ist halt einfacher nach Mafia-Methoden geklaute CD'S zu kaufen und sog. Steuersünder zu brandmarken um von der eigenen Baustelle (Unfähigkeiten) abzulenken.
Selbstkritik ist immer angebracht, zuallererst bei uns!
Die des Deutschen Bundespräsidenten Joachim Gaucks mahnenden Worten zu unserer direkten Demokratie entgegenbrandende beträchtliche Empörungswelle - "Ich soll zu blöd sein, um über alles Wichtige mitbestimmen zu können? Geht's eigentlich noch!" - demonstriert eindrücklich, wie unsere Rechtsnationalen dadurch, dass sie den "Volkswillen" über alles andere stellen, durch die Wahl von Themen, welche der Bundesverfassung oder dem Völkerrecht widersprechen sowie durch Entwerten anderer Menschen, beispielsweise Moslems oder Ausländern, unseren Narzissmus bedienen, ihre Anhängerschaft weit über ihre eigentliche Basis hinaus ausdehnen und in unserer direkten Demokratie die Mehrheit erringen können.

Unser aller Narzissmus ist solange gesund, als wir uns seiner bewusst sind und dessen Grenzen kennen. Mittlerweile hat er gefährliche unfreiheitliche Ausmasse angenommen, ist ungesund und (selbst)zerstörerisch geworden. Lassen wir uns nicht in einer Art verblenden, wie dies den Deutschen einmal mit unglaublich schrecklichen Folgen geschehen war, worauf sie sich mit gutem Grund auf die Etablierung einer repräsentativen Demokratie, inklusive Verfassungerichtsbarkeit, geeinigt hatten.

Wir können unseren Narzissmus verleugnen und Joachim Gauck, narzisstisch gekränkt, als "Idioten" oder dergleichen abtun, der UNS rein gar nichts zu sagen hat, oder seine gut gemeinte in Anstand und Respekt formulierte "objektive" Kritik eines Freundes dankbar annehmen und unseren Narzissmus wieder in die Schranken des inspirierenden Gesunden verweisen.

Heute muss sich der reale dem scheinbaren Demokraten entschlossen entgegenstellen um unsere direkte Demokratie zu retten. Diese vier Punkte sollten meines Erachtens in der Bundesverfassung einer freiheitlichen direkten Demokratie ganz weit vorne stehen. Sonst droht sie, in Unfreiheit zu enden:

1) Eine Verfassungsgerichtsbarkeit
2) Eine "Anti-bösartigen-Narzissmus Strafnorm"
(Ausdehnung der Rassismusstrafnorm auf die bösartige Entwertung
jeglicher Kategorie von Menschen)
3) Eine vorsichtige Regulierung der Medien
(Minimum: Transparenz der Besitzverhältnisse)
4) Eine Offenlegung der Interessenbindungen der Parlamentarier

Welcher authentische sich der Grenzen seines gesunden Narzissmus bewusste Demokrat könnte diese heute guten Gewissens ablehnen?
Manege frei
Die Schweiz baut Mauern? Ist das nicht EU Deutschland mit seinen Kumpels an der EU-Aussengrenze, oder sind diese 7 Meter hohen Stacheldrahtzäune ein Kunstobjekt?

In einem Land das die direkte Demokratie so verteidigt wie die Schweiz, darf auch ein Herr Gauck seine Meinung haben und sich frei äussern, auch wenn sie auf kein grosses Interesse stösst. Dass er sie durch seinen Werdegang und seine Position nicht versteht oder nicht verstehen will, ist nachvollziehbar. Unser Burki hat übrigens gut und diplomatisch gekontert.

Vergessen wir nicht, dass die parlamentarische Demokratie der Bundesrepublik Deutschland ihren Bundespräsidenten mit der Macht eines Zirkusclowns ausstattet. Die wahre Gefahr für die Schweizer Demokratie geht jedoch von Leuten im Innern wie Levrat, Wermuth und ihre ideologischen Volltrottel aus.
Arroganz
Natürlich sind alles nur dumme Leute, die nicht so entscheiden wie er gern möchte. Diese Einstellung kennen auch andere Politiker (Levrat dixit)!
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