«Gegen Microsoft anzutreten war verrückt»
Am kommenden Montag wird der Mozilla-Browser Firefox fünf Jahre alt. Seit der Veröffentlichung der offiziellen Version 1.0 am 09.11.2004 hat sich der Alternativbrowser zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt.
Im Interview mit pressetext blickt Mozilla-Europe-Präsident Tristan Nitot auf die Anfänge des Open-Source-Projektes zurück und verrät, wie man gegen die Branchenriesen Microsoft, Apple und Google auch weiterhin punkten will.
Wie hat sich das Mozilla-Projekt seit seinem Start verändert?
Nitot: Mit einer kleinen Non-Profit-Community gegen Microsoft anzutreten, war rückblickend betrachtet natürlich ein verrücktes Unterfangen. Dass Firefox dennoch so erfolgreich geworden ist, macht mich daher ganz besonders stolz. Zwei unserer Hauptziele haben wir zudem schon erreicht: Die Wahlmöglichkeit und Innovationen im Web zu fördern.
Mit Google Chrome und Apple Safari sind Mozilla zwei gewichtige Konkurrenten erwachsen. Wird Firefox zum Opfer des eigenen Erfolgs?
Nitot: Der starke Wettbewerb macht unser Leben natürlich nicht einfacher, zumal Google im Gegensatz zu Microsoft ein Unternehmen ist, das komplett im Web aufgewachsen ist. Gleichzeitig ist das aber auch eine Entwicklung, die wir immer angestrebt haben und von denen in erster Linie die Web-User profitieren werden. Als eine Massnahme werden wir die Release-Zyklen von neuen Firefox-Versionen weiter verkürzen.
Google ist Mozillas wichtigster Business-Partner und sorgt über die Suchmaschinen-Kooperation beinahe für den kompletten Firefox-Umsatz. Steht die Foundation damit nicht auf wackligen Beinen?
Nitot: Google hat unseren gemeinsamen Vertrag im Jahr 2008 um drei weitere Jahre verlängert. Darüber hinaus haben wir genügend Rücklagen gebildet, um auch bei einem unerwarteten Ende der Kooperation nicht zu straucheln. Davon ist derzeit aber keine Rede, der Deal ist lukrativ für beide Seiten. Google profitiert von unserem Traffic und wir können durch die Vergütung mehr Ressourcen in die Entwicklung von Projekten wie Firefox stecken.
Wie geht Mozilla mit dem Thema Datenschutz um?
Nitot: Angesichts der Vielzahl an Geräten, die ein einzelner User heute verwendet, wird das Thema zunehmend wichtiger. Mit Mozilla Weave haben wir daher eine Technologie entwickelt, mit der sensible Browser- und Userdaten bei der Synchronisation von diversen Geräten wie Mobiltelefon, Notebook und Standcomputer geschützt werden können.
Mozilla hat verhältnismässig spät mit der Entwicklung der mobilen Firefox-Version Fennec begonnen. Was können User vom angestrebten Release bis Ende des Jahres erwarten?
Nitot: Bei Fennec handelt es sich um eine vollwertige Firefox-Adaption, die auf der Engine der kommenden Desktopversion 3.6 aufbaut. Das User-Interface wird um eine Touchscreen-Funktionalität erweitert, gleichzeitig sollen die von Firefox bekannten Erweiterungen und Add-ons verwendet werden können. Für den 1.0-Release planen wir zudem die Integration von Weave, das völlig neue Möglichkeiten in der Browser-Synchronisation erlaubt.
Für welche Plattformen ist der mobile Firefox-Client vorgesehen?
Nitot: Der bis Jahresende angestrebte 1.0-Release wird zunächst auf der Linux-Plattform Maemo laufen, die etwa bei Nokias Internet Tablet N900 zum Einsatz kommt. Gleichzeitig arbeiten wir an Versionen für Android und Windows Mobile.
(fkl/pte)
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