Geisterspiel entscheidet Real Madrids Zukunft

"Wir spielen in Rom um unser Leben", erkannte Reals Innenverteidiger Walter Samuel, der in der letzten Saison noch in Diensten der Römer stand, den Ernst der Lage. In den letzten sieben Jahren schafften die Spanier jeweils den Einzug in die K.o.-Runde.

Und die bisher in dieser Saison enttäuschenden Real-Stars geben sich überzeugt, dass diese Serie im Olimpico fortgeführt wird. "Eine Mannschaft wie Real Madrid gewinnt solche Spiele", ist Roberto Carlos überzeugt. "Wir denken gar nicht an ein Ausscheiden", doppelt Captain Raul nach.

Obwohl Michel Salgado einräumt, dass die Madrilenen "ein Spiel der letzten Chance" vermeiden wollten, geben sie sich betont optimistisch. Dass in Rom nach den Attacken gegen Schiedsrichter Anders Frisk gegen Kiew erneut keine Zuschauer ins Stadion dürfen, sieht Salgado als Vorteil für sein Team.

"Dadurch haben wir weniger Druck." Ein Blick auf die Tabelle lässt aber erkennen, dass der Druck auf das millionenschwere Starensemble Reals auch so gross genug sein wird. Vor der letzten Runde rangiert Dynamo Kiew zwei Punkte vor den Verfolgern Leverkusen und Madrid. Ein Sieg reicht den Spaniern sicher zum Weiterkommen, ein Unentschieden nur, wenn Leverkusen zuhause Kiew unterliegt.

Schwere Artillerie in Rom

Real Madrid tritt mit all seinen Stars an oder wie es die Tageszeitung "AS" ausdrückte, mit der schweren Artillerie. Diese ist in dieser Saison allerdings nicht mehr so treffsicher wie auch schon. Zinédine Zidane, Ronaldo, Roberto Carlos und Co. sind seit Wochen auf der Suche nach ihrer Bestform.

In der Meisterschaft konnten die Königlichen mehrheitlich in Bestformation antreten, trotzdem beträgt der Rückstand auf Leader und Erzrivale Barcelona nach 14 Runden bereits 9 Punkte. Die AS Roma will sich derweil mit Anstand aus der Königsklasse und dem internationalen Geschäft verabschieden. "Wir spielen mit dem besten Team", kündigte Trainer Luigi Del Neri an.

Im zweiten Spiel der Gruppe B kommt es zu einem direkten Duell um den Einzug in die Achtelfinals. Leverkusen steht in der BayArena gegen den überraschenden Leader Kiew in der Pflicht. Der Champions-League-Finalist aus dem Jahr 2002 muss gleichviele Punkte holen wie Real Madrid in Rom.

Deshalb fordert Bayer-Trainer Klaus Augenthaler von Beginn weg eine konzentrierte Leistung. Zuletzt machte sich Leverkusen in der Bundesliga einen Namen als Spätzünder. In zwölf Meisterschaftspartien geriet das Werksteam in Rückstand, ehe es das Spiel noch drehte.

Liverpool unter Druck

Mit dem FC Liverpool muss sich neben Real ein weiteres europäisches Schwergewicht gegen das Ausscheiden bäumen. Dabei hoffen die Reds, die aller Voraussicht nach ohne Stéphane Henchoz antreten werden, auf die massive Unterstützung ihre Fans.

"Als wir 2001 das entscheidende Gruppenspiel gegen die AS Roma 2:0 gewannen, hatten wir eine unglaubliche Atmospähre. Wir müssen die Fans wieder in so eine Stimmung versetzen", so Verteidiger Sami Hyypiä. Gegen Olympiakos Piräus vor zweifelsohne ausverkaufter Anfield Road muss Liverpool 1:0 oder mit zwei Toren Differenz gewinnen, um nicht auf das Resultat von Monaco angewiesen zu sein.

Monaco muss beim bereits ausgeschieden La Coruña gewinnen oder auf einen Ausrutscher Liverpools hoffen. Dass das Gastspiel an der nordwestspanischen Küste nicht reine Formsache ist, zeigt ein Blick in die Statistik.

Nachdem die Monegassen in den Gruppenspielen der letzten Saison den treffsichersten Sturm vorwiesen, konnten sie in diesem Jahr auswärts noch nie reüssieren. La Coruña wartet allerdings nach fünf Spielen auf das erste Tor überhaupt. Ein ähnlich hohes Resultat wie vor rund 12 Monaten, als La Coruña in Monaco 3:8 unterging, ist deshalb nicht zu erwarten.

(rr/Si)