Genosse Gas

publiziert: Montag, 3. Apr 2006 / 10:34 Uhr / aktualisiert: Montag, 3. Apr 2006 / 12:53 Uhr

4 Meldungen im Zusammenhang
Der deutsche Alt-Bundeskanzler Schröder ist ja ein ganz ausgekochter Schlingel. Da holt er sich den Vorstandsposten bei einem Konsortium, dass eine Gaspipeline durch die Ostsee baut, nachdem er den Deal selbst noch als Kanzler durchgebracht hatte. Um ganz sicher zu gehen, schnallte er dem staatlichen russischen Gasmulti Gasprom gleich auch noch einen finanziellen Fallschirm um. Eine Bürgschaft für frei verfügbare Kredite in der Höhe von einer Milliarde Euro.

Wie es nun aussieht, verzichtet die Gasprom aber auf die Ausnutzung der Bürgschaft, doch das ist nicht mehr relevant. Die Behauptung von Schröder, er habe von der ganzen Sache nie etwas gewusst, und dass ohnehin alles irrelevant sei, da ja niemand den Kredit beziehe, ist lachhaft. Vielmehr zeigt sich, dass Schröder, wäre er an der Macht geblieben, vermutlich langsam auf die Schiene des anderen grossen Showmans der europäischen Politik, Silvio Berlusconi, eingeschwenkt wäre.

Schauen wir genauer hin, was Schröder eigentlich machte. Als er die verschiedenen Gasprom-Optionen ausarbeitete, war er noch im Amt. Vieles deutet darauf hin, dass er seine Kanzlerposten schon abgeschrieben hatte, als es noch kaum Aussicht auf eine grosse Koalition gab: Schwarz-Gelb schienen die Farben der nächsten Deutschen Regierung zu sein.

Nun ist es heutzutage so, dass Verlierer keinen Platz mehr an der Spitze einer Partei haben und vermutlich war die Rückstufung von Schröder in die zweite Reihe – mithin nur noch Genosse unter Genossen zu sein – für Gerd, den Machtmenschen, ein unerträglicher Gedanke.

Also musste ein Ausstiegsplan her. Und keiner im karitativen Bereich. Schröder liebt Cohibas und Brioni – ein Abstieg zu Billigzigarren und Neckermann-Anzügen... nee, aber wirklich nicht. Nun traf es sich gut, dass einer der besten Kollegen Schröders sein guter, guuuuter Freund Wladimir Putin ist. Putins zweifelhaftes Demokratieverständnis war Schröder schon Schnuppe, als er noch sicher im Sattel sass. Selbst brutale Aktionen in Tschetschenien und drastische Einschränkungen der Menschenrechte wurden von deutschen Regierungskreisen höchstens mit einem Schulterzucken kommentiert. Gerhard liess da nix auf seinen Wladimir kommen.

Und Putin zeigte sich erkenntlich. Er sann gerade auf eine Methode, den Balten und Polen eins auszuwischen: Die einen hatten den Niedergang des Ostblocks ausgelöst und die anderen waren so schnell wie möglich aus dem zusammenbrechenden, postsowjetischen Russland ausgeschert. Beides Dinge, die einem ehemaligen KGB-Offizier den Blutdruck in die Höhe zu treiben vermögen.

Der Rest ist bekannt: Schröder hat schon vor Ende der Kanzlerschaft seine nach-politische Karriere als Manager aufgegleist und leistete, solange es noch ging, Putin politische Schützenhilfe beim Bau einer Gaspipeline um die bei Putin verhassten Polen und Balten herum.

Das Gebaren Schröders zeigt vor allem die totale Abwesenheit von ethischen Standards in der heutigen politischen Landschaft. Politiker mit Idealen, die sich nicht in ihren Kontoauszügen reflektieren, finden sich meist nur noch in irgendwelchen Randparteien und leider sind jene Ideale meist ebenso am Rand angesiedelt, wie die entsprechenden Parteien.

Im Mainstream hingegen scheint die Idee vom Politiker, der Diener des Volkes ist, ähnlich häufig zu sein, wie lebende Mammuts in Mitteleuropa. Das Reflektiert sich auch in der Wahlbeteiligung. Prozentzahlen, wie sie in der Schweiz leider schon lange üblich sind, alarmieren nun auch Fachleute in anderen europäischen Ländern, wie kürzlich bei den deutschen Landtagswahlen. Die Menschen sind der Politiker Müder geworden, die alles Mögliche vertreten ausser dem Volk. Die Nichtwähler werden zur grössten Partei.

Genosse Gas ist dabei ein exemplarisches, prominentes Beispiel. Aber eben, leider nur ein Beispiel, dass für viele kleine Schröders steht, die hart daran arbeiten, die Demokratie zu zerstören.

(von Patrik Etschmayer/news.ch)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
«Hier hätte ich noch eine ...
In den USA ist bei einer Frau mit Harnwegsinfektion zum ersten mal ein Bakterium aufgetaucht, das gegen das letzte Reserve-Antibiotikum resistent ist. Wer Angst vor ISIS hat, sollte sich überlegen, ob er seinen Paranoia-Focus nicht neu einstellen will. Denn das hier ist jenseits aller im Alltag sonst verklickerten Gefahren anzusiedeln. mehr lesen 4
Durch ungeschickte Avancen von SBB- und Post-Chefs, droht die Service-Public-Initiative tatsächlich angenommen zu werden. Von bürgerlicher Seite her solle laut einem Geheimplan daher ein volksnaher Alternativvorschlag vor den Wahlen als Killer-Argument gegen die Initiative publik gemacht werden. Dass dieser noch nicht öffentlich ist, liegt mal wieder am Geld. mehr lesen  
Eine renommierte US-Kanzlei stellt einen neuen Anwalt Namens Ross ein. Die Aufgabe: Teil des Insolvenz-Teams zu sein und sich durch Millionen Seiten Unternehmensrecht kämpfen. Und nein, ROSS ist kein armes Schwein, sondern ein Computerprogramm. mehr lesen  
In letzter Zeit wurden aus Terrorangst zwei Flüge in den USA aufgehalten. Dies, weil Passagiere sich vor Mitreisenden wegen deren 'verdächtigen' Verhaltens bedroht fühlten. Die Bedrohungen: Differentialgleichungen und ein ... mehr lesen
Sicherheitskontrolle in US-Airport: 95% Versagen, 100% nervig.
Typisch Schweiz Der Bernina Express Natürlich gibt es schnellere Bahnverbindungen in den Süden, aber wohl ...
Highlight der Kollektion: Eine Gibson Les Paul von 1959, die 300.000 bis 500.000 Pfund einbringen soll.
Shopping Mark Knopfler verkauft seine Gitarrensammlung Die Gitarrensammlung vom Dire Straits-Gitarristen Mark Knopfler wird am 31.01.2024 bei Christie's versteigert.
Erstaunliche Pfingstrose.
Jürg Zentner gegen den Rest der Welt.
Jürg Zentner
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: Alles könnte anders sein, aber nichts ändert sich.
Regula Stämpfli seziert jeden Mittwoch das politische und gesell- schaftliche Geschehen.
Regula Stämpfli
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
Patrik Etschmayers exklusive Kolumne mit bissiger Note.
Patrik Etschmayers
Obama in Hanoi mit der Präsidentin der Nationalversammlung, Nguyen Thi Kim Ngan auf einer Besichtigungstour: Willkommenes Gegengewicht zu China.
Peter Achten zu aktuellen Geschehnissen in China und Ostasien.
Peter Achten
Recep Tayyp Erdogan: Liefert Anstoss, Strafgesetzbücher zu entschlacken.
Skeptischer Blick auf organisierte und nicht organisierte Mythen.
Freidenker
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 4°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 0°C 6°C Schneeschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 3°C 6°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 9°C 14°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten