30 Prozent

Geschlechterquote von 30 Prozent für börsenkotierte Gesellschaften

publiziert: Freitag, 28. Nov 2014 / 15:57 Uhr / aktualisiert: Freitag, 28. Nov 2014 / 16:58 Uhr
Wer seine Quote nicht anpasst, muss dies in Zukunft begründen.
Wer seine Quote nicht anpasst, muss dies in Zukunft begründen.

Bern - Der Bundesrat will eine Geschlechterquote von 30 Prozent für wirtschaftlich grössere börsenkotierte Gesellschaften. In der Geschäftsleitung und im Verwaltungsrat soll jedes Geschlecht zu mindestens 30 Prozent vertreten sein.

6 Meldungen im Zusammenhang
In 60 Prozent der Verwaltungsräte börsenkotierter Unternehmen sitze keine einzige Frau, sagte Justizministerin Simonetta Sommaruga vor den Medien in Bern. "Ganz offensichtlich führt hier die Selbstregulierung nicht zum Ziel." Die Zahlen seien ernüchternd, auch im Vergleich zu jenen in anderen Ländern. Der Bundesrat wolle deshalb den Druck erhöhen.

Die Unternehmen sollen sich innerhalb von fünf Jahren an die Geschlechter-Vorgabe anpassen. Erfüllt ein Unternehmen die Vorgaben nicht, hat dies allerdings keine einschneidenden Folgen: Das Unternehmen muss sich lediglich erklären. Es muss im jährlichen Vergütungsbericht die Gründe sowie die bereits umgesetzten und die geplanten Massnahmen nennen, nach dem so genannten Comply-or-Explain Ansatz.

Andere Länder gehen hier weiter. In Deutschland hat sich die grosse Koalition diese Woche auf eine "Sanktion des leeren Stuhls" geeinigt: Erreicht ein Unternehmen die 30-Prozent-Quote nicht, bleiben die Stühle im Aufsichtsrat unbesetzt. Sommaruga zeigte sich indes überzeugt, dass auch eine Vorgabe ohne solche Sanktion Wirkung zeigt. Von der bundesrätlichen Vorgabe wären rund 250 Unternehmen betroffen.

Transparenz im Rohstoffsektor

Der Bundesrat schlägt die Frauenquote im Rahmen einer Aktienrechtsrevision vor, die er nun in die Vernehmlassung schickt. Zu deren weiteren Elementen gehören Regeln für den Rohstoffsektor, mit welchen der Bundesrat mehr Transparenz gewährleisten möchte. Dies soll auch Reputationsrisiken vorbeugen, wie Sommaruga sagte.

Sie verpflichten die in der Rohstoffförderung tätigen Unternehmen, ihre Zahlungen an staatliche Stellen ab insgesamt 120'000 Franken pro Geschäftsjahr offenzulegen - egal, wo sich die staatlichen Stellen befinden und ob die Zahlung im In- oder Ausland erfolgt. Damit wäre etwa ersichtlich, wie viel Steuern die Unternehmen bezahlen oder wie viel sie als Gegenleistung für Bewilligungen entrichten.

Rohstoffförderung, später auch Handel

Die Regelung erfasst börsenkotierte und grosse Unternehmen, die Mineralien, Erdöl, Erdgas und Holz fördern. Erfasst würden auch Aktivitäten von Konzernuntergesellschaften und Subunternehmen, heisst es im Vernehmlassungsbericht.

Nicht verpflichtet würden vorerst dagegen Unternehmen, die im Rohstoffhandel tätig sind. Der Bundesrat erhielte aber die Kompetenz, im Rahmen eines international abgestimmten Vorgehens auf dem Verordnungsweg auch diese Unternehmen zu verpflichten. International sei "einiges am Laufen", stellte Sommaruga fest.

Abzocker-Initiative umsetzen

Mit der Revision des Aktienrechts will der Bundesrat auch die Abzocker-Initiative auf Gesetzesstufe umsetzen. Derzeit ist das angenommene Volksbegehren auf Verordnungsstufe umgesetzt - mit einigen "Grauzonen", wie Sommaruga sagte. Im Gesetz will der Bundesrat diese nun eliminieren. Unter anderem geht es um das Konkurrenzverbot.

Der Bundesrat will nicht verbieten, dass dafür Entschädigungen fliessen. Er will aber verhindern, dass das Verbot von goldenen Fallschirmen auf diesem Weg umgangen wird.

Sommaruga verwies auf ein bekanntes "unrühmliches Beispiel", ohne den Namen von Daniel Vasella zu nennen, der wegen einer geplanten Entschädigung von 72 Millionen Franken in die Schlagzeilen geraten war. Im Gesetz soll nun verankert werden, dass Entschädigungen für Konkurrenzverbote marktüblich und wirtschaftlich gerechtfertigt sein müssen.

Antrittsprämien nicht gänzlich verboten

Eine Regelung ist auch für Antrittsprämien vorgesehen, welche gemäss Initiativtext unzulässig sind. Diese sollen nicht gänzlich verboten werden: Geht es nach dem Willen des Bundesrates, sind Antrittsprämien dann erlaubt, wenn sie finanzielle Einbussen kompensieren, die der Betroffene wegen des Stellenwechsels tatsächlich erlitten hat - beispielsweise durch den Verlust eines Aktienpakets.

Präzisiert hat der Bundesrat ausserdem, dass die Aktionärsversammlung erst über variable Lohnbestandteile und Boni entscheidet, wenn die definitiven Zahlen des Geschäftsjahres vorliegen. Die Vernehmlassung dauert bis zum 15. März 2015.

(bert/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bern - Die Revision des Aktienrechts ... mehr lesen
Die FDP lehnt Frauenquoten ab.
Nordische Länder haben einen grösseren Frauenanteil.
Genf - Je grösser ein Unternehmen ... mehr lesen
Bern - In der Schweiz tätige ... mehr lesen
Die Rohstoffbranche soll transparent sein.
Basel-Stadt wäre der erste Kanton, der eine Drittels-Geschlechterquote für seine Aufsichtsgremien und -delegationen einführt.
Basel - In den Verwaltungsräten der Spitäler und im Bankrat der Kantonalbank von Basel müssen wohl künftig je mindestens ein Drittel Frauen und Männer sitzen. Nach Auszählung ... mehr lesen
Weitere Artikel im Zusammenhang
Die Initiative wollte mindestens 40 Prozent Frauen in den Verwaltungsräten. (Symbolbild)
Bern - Für die Verwaltungsräte von bundesnahen Betrieben und börsenkotierten Unternehmen soll es keine Quoten für die Anzahl Frauen und Männer geben. Das schlägt die Kommission für ... mehr lesen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Teil des Plans ist die Durchmischung von Arbeits- und Wohnzonen sowie eine Überprüfung möglicher höherer Bauprojekte an geeigneten Standorten.
Teil des Plans ist die Durchmischung von Arbeits- und Wohnzonen ...
Bei einem Treffen am 13. Februar 2024 in Bern diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der Kantone, Städte, Gemeinden, Bau- und Immobilienwirtschaft sowie der Zivilgesellschaft unter Leitung von Bundesrat Guy Parmelin Massnahmen zur Behebung der Wohnungsknappheit. Ein Aktionsplan mit über 30 Empfehlungen wurde vereinbart, um das Wohnungsangebot zu erhöhen und qualitativ hochwertigen, erschwinglichen und bedarfsgerechten Wohnraum zu schaffen. mehr lesen 
Bernerhof, Sitz des Staatssekretariat für internationale Finanzfragen SIF.
Buchhaltung Das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) hat ihren Jahresabschlussbericht für das Jahr 2023 vorgelegt und ... mehr lesen  
Mehr Geld, mehr Qualität  Das Finanzierungssystem für überbetriebliche Kurse in der Berufsbildung (üK) erweist sich als äusserst komplex. Um die Bereitschaft der Betriebe zur Ausbildung aufrechtzuerhalten, besteht sowohl aus politischer als auch aus Sicht der Akteure in der Berufsbildung ein Bedarf an Klärung und Optimierung. Dies ist das Fazit eines Berichts, den der Bundesrat in seiner Sitzung vom 8. Dezember 2023 verabschiedet hat. mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 4°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Basel 6°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 2°C 14°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Bern 4°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 4°C 17°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Genf 6°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Lugano 7°C 18°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten