Gesunde Wohnumgebung in Aarau
Aarau - Rund 2500 Menschen in einer Überbauung in Aarau und Probleme wie anderswo auch: Herumhängende Jugendliche, Gefühle von Unsicherheit, Lärm. In einem Pilotprojekt arbeiten die Stadt und der Bund an Lösungen.
Knapp ein Sechstel der Einwohner der Stadt lebt in den 1300 Wohnungen. Einkaufszentrum, Post, Schule, Kindergärten und Gemeinschaftszentrum gehören zur Siedlung.
"Es brennt nicht im Quartier"
Im letzten Jahrzehnt stieg der Ausländeranteil in den Blöcken auf 33 Prozent. Das städtische Mittel liegt bei 20 Prozent.
Dafür ist der Altersdurschnitt tiefer als in der Stadt. Meldungen, wonach in der Siedlung nicht alles zum Besten stand, veranlassten den Stadtrat 1999 zum Handeln. 2001 bekam er Unterstützung vom Bund.
Von sich bekämpfenden Gruppen und dem schwierigen Zugang zu ausländischen Familien war in der Quartierschule die Rede. Jugendliche hatten weder Freizeitangebote noch eigene Räume. Anwohner beklagten sich über Vandalismus und Lärm.
"Es brennt nicht im Quartier. Und es hat eigene Stärken und Ressourcen, die wir nutzen wollen, um präventiv agieren zu können", stellt Projektleiter Daniele De Min klar. "Allons-y Telli" heisst das Motto für neue Bewegung in der Überbauung. Einiges hat sich inzwischen verändert.
Im Schulhaus ist seit Anfang Mai eine Schulsozialarbeiterin tätig. Das Gemeinschaftszentrum hat eine neue Leitung. Für Jugendliche wurden Angebote geschaffen.
Apéro in der Waschküche
"Über Engagierte an die Leute herankommen" ist für De Min der Gedanke hinter dem neu einberufenen Telli-Rat, einer Anlaufstelle für die Einwohner.
Der Rat hat ein Budget zur Verfügung und entscheidet, welche Ideen aus dem Quartier finanziell unterstützt werden. Mangel herrscht nicht. "Wir mussten auswählen" sagt De Min.
Eines der Projekte war der Waschküchenapéro. "Die Leute waren begeistert davon, einmal ungezwungen zusammenzusitzen und sich kennenzulernen", erzählt Elisabeth Rolli vom Telli-Rat.
"Gerade in der Waschküche geht man ja meist aneinander vorbei."
Und die Treffen seien eine Gelegenheit, mit den Ausländerinnen udn Ausländern im Haus in Kontakt zu kommen.
Ob nach den ersten zwei Apéros weitere stattfinden, hänge an den Hausbewohnern. Wie es nach dem Auslaufen des Pilotprojekts in der Siedlung weitergeht, lasse sich noch nicht abschätzen, sagt Rolli. "Ich hoffe, dass möglichst viel bleibt. Aber erzwingen kann man nichts."
Erbitterter Widerstand
Rückschläge gab es ebenfalls. Eine Skater-Anlage und eine Minigolfanlage scheiterten. Und die Idee, die weitläufige Umgebung der Blöcke zu einem öffentlichen Park aufzuwerten, löste unter den Stockwerkeigentümern erbitterten Widerstand aus.
"Das lag wohl vor allem an der Kommunikation", blickt Stadtammann Marcel Guignard zurück. "Es ist relativ heikel, von aussen in ein Quartier einzugreifen." Vorläufig wurde eine Denkpause eingelegt.
Auch wenn die Bewohnerinnen und Bewohner der Überbauung mehrheitlich zufrieden seien mit ihrer Wohnumgebung, habe die Stadt handeln müssen. "Wenn es in der Schule Probleme gibt, hat das einen Zusammenhang mit dem Ort, wo die Leute herkommen", sagt Guignard.
(Eva Surbeck/sda)
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