Gletscher als Wasserspeicher

publiziert: Montag, 31. Mai 2010 / 09:33 Uhr

Die Schweiz gilt als «Wasserschloss Europas», was die folgenden Zahlen eindrücklich belegen: Von 41'285 Quadratkilometern Landesfläche sind 1063 Quadratkilometer oder rund 2,5 Prozent mit Gletschereis bedeckt. Das Eisvolumen der 1483 Gletscher beträgt nach der heutigen Schätzung 74 ± 9 Kubikkilometer. Die Seen enthalten 132 Kubikkilometer Wasser (ohne ausländische Anteile) und die Grundwasserspeicher im Durchschnitt weitere 56 Kubikkilometer.

Heinz Blatter ist Professor für Kryosphärenmodellierung an der ETH Zürich.
Heinz Blatter ist Professor für Kryosphärenmodellierung an der ETH Zürich.
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Gletscher, Seen und Grundwasser sind die Speicher. Die Quelle für Wasser sind die Niederschläge als Regen oder Schnee mit 60 bis 80 Kubikkilometer pro Jahr. Die Senke sind zu zwei Dritteln die Flüsse und Bäche, die die Schweiz verlassen, und zu einem Drittel die Verdunstung an der Erdoberfläche.

Wasserverbrauch

Heute verbraucht die Bevölkerung der Schweiz etwa einen Kubikkilometer Wasser in Trinkwasserqualität pro Jahr. Zusätzlich werden in jedem Sommer Stauseen mit insgesamt 4 Kubikkilometer Rauminhalt für die Energiegewinnung gefüllt und die Landwirtschaft benutzt Flusswasser für die Bewässerung der Felder. Nicht berücksichtigt ist in diesen Zahlen das sogenannte «virtuelle Wasser»: Dieses verbrauchen wir indirekt durch den Import von Nahrungsmitteln und anderen Gütern, die im jeweiligen Ursprungsland Wasser benötigen.

Alpen ohne Gletscher?

Modellrechnungen sagen einen beträchtlichen Gletscherschwund in den Alpen voraus. Bis Ende dieses Jahrhunderts werden, bei fortschreitender Klimaerwärmung, die meisten Gletscher unterhalb 3500 Meter über Meer verschwunden sein. Geht man von einem Klima aus, das ab heute konstant bleibt, müssen wir immer noch mit einem Eisverlust von mehr als 50 Prozent rechnen. Die Gletscher tragen vor allem während der Sommermonate durch ihr Schmelzwasser wesentlich zum Wasserstand der Flüsse bei. Im heissen Sommer 2003 sah man deutlich, wie Bäche aus unvergletscherten Einzugsgebieten zu Rinnsalen wurden und nur noch Bäche aus vergletscherten Gebieten Wasser führten.

Probleme für Wasserversorgung

Die Gletscher alleine können jedoch die Wassermenge auf Dauer nicht erhalten. Die grossen Einzugsgebiete des Rheins und der Rhône werden heute zu 0,5 Prozent und 11 Prozent mit Gletscherwasser gespiesen, der Rest stammt aus saisonalen Niederschlägen. Bei kleinen, zu mehr als 50 Prozent vergletscherten Gebieten würde bei einem Verschwinden der Gletscher die Abflussspitze etwa halbiert und von Juli auf Mai/Juni verschoben. Lokaler und saisonaler Wassermangel in den Alpen wäre die Folge, die sich vor allem in der Energieversorgung aus Wasserkraftwerken bemerkbar machen könnte. Für das Sommerklima in Europa werden häufiger auftretende Hitzewellen wie im Jahr 2003 vorhergesagt, was die Situation zusätzlich verschärfen würde. Dann könnte es sogar im Wasserschloss Europas notwendig werden, über den Verbrauch und die Verteilung des Wassers ernsthaft nachzudenken.

Quellen:

www.trinkwasser.ch

Farinotti, D., Huss, M., Bauder, A. and Funk, M. (2009). An estimate of the glacier ice volume in the Swiss Alps. Global and Planetary Change, 68(3), 225-231.

Huss, M., Farinotti, D., Bauder, A. and Funk, M. (2008). Modelling runoff from highly glacierized alpine drainage basins in a changing climate. Hydrological Processes, 22(19), 3888-3992.

(Heinz Blatter/ETH-Zukunftsblog)

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