Er habe sich zur Anfechtung der «ungenauen und unvollständigen»
Zählung entschieden, um die «grösstmögliche Glaubwürdigkeit» des
Ergebnisses sicherzustellen. Die US-Demokratie fordere, dass alle
Stimmen der Wähler auch berücksichtigt würden.
Am Sonntag war Gores republikanischer Gegner George W. Bush zum
Sieger im entscheidenden Staat Florida erklärt worden. Dabei waren
aber nicht alle Nachauszählungen berücksichtigt worden.
Gore sagte weiter, wenn die Stimmen abgegeben worden seien,
müssten sie auch gezählt werden. «Man legt sie nicht willkürlich
zur Seite, weil es zu schwierig ist, sie zu zählen.» In Florida
seien aber «tausende Stimmen» nicht ein einziges Mal gezählt
worden.
«Die Stimmen zu ignorieren, bedeutet die Demokratie zu
ignorieren», kritisierte er. Wenn die Wahl von Tausenden von
Menschen in Florida nicht berücksichtigt werde, könne kein
Amerikaner mehr sicher sein, dass in der Zukunft seine Stimme
gezählt werde.
Wenn er die Wahl verliere, werde er das Ergebnis akzeptieren.
«Aber wie auch immer das Ergebnis lautet, das Volk muss das Wort
haben und wir müssen zuhören», sagte er weiter.
Wenige Stunden vor der Rede Gores reichten seine Anwälte an
einem Bezirksgericht in Florida eine Beschwerde gegen das Ergebnis
ein. Sie führten an, in drei Wahlbezirken des Bundesstaates seien
Tausende von Stimmen nicht berücksichtigt worden.
Aus Palm Beach, Broward und Miami-Dade müssten die Ergebnisse
der Nachzählungen per Hand zugrunde gelegt werden. Die Demokraten
erhoffen sich davon zusätzliche Stimmen für Gore. Der Richter des
Bezirksgerichts von Tallahasse setzte Demokraten und Republikanern
zur Vorlage ihrer Standpunkte eine Frist von vier Tagen.
Die Wahlkommission von Florida hatte am Sonntag ohne die
handgezählten Ergebnisse aus Palm Beach und Miami-Dade für Bush
einen Vorsprung von 537 Stimmen festgestellt. Der Sieger in Florida
erhält die 25 Stimmen des Bundesstaates im Wahlmännerkollegium, das
am 18. Dezember den nächsten Präsidenten bestimmt. Gores
landesweiter Vorsprung ist so knapp, dass diese 25 Stimmen den
Ausschlag geben.
(sda)