Gutierrez' spektakulärer Überschlag

Als hätte die zehnte Auflage des Grand Prix in der Wüste nicht schon genug Spektakel geboten, sorgte Gutierrez unfreiwillig für zusätzliche Aufregung. Der Mexikaner wurde in der 40. der 57 Runden vom Venezolaner Pastor Maldonado im Lotus beim Einbiegen in eine Kurve seitlich gerammt. Die Wucht des Einschlags liess das Sauber-Auto abheben, Gutierrez überschlug sich einmal und kam danach auf den Rädern stehend zum Stillstand. Der Youngster blieb glücklicherweise vor Verletzungen verschont; er konnte das beschädigte Cockpit aus eigener Kraft verlassen. «Am wichtigsten ist, dass ich völlig unverletzt bin», konnte Gutierrez nach genauen Untersuchungen im Spital Entwarnung geben.

Maldonado musste als Strafe seine Fahrt für zehn Sekunden an der Box wartend unterbrechen und wurde von den Stewards nachträglich nochmals belangt. In zwei Wochen im Grand Prix in China wird er in der Startaufstellung um fünf Plätze nach hinten versetzt. Ausserdem wird er mit drei Strafpunkten gebüsst. Zwölf innerhalb von zwölf Monaten «gesammelte» Punkte ziehen die Sperre für einen Grand Prix nach sich. Zur Bergung des Sauber-Wagens und der Trümmer musste das Geschehen durch den Safety-Car zwischenzeitlich neutralisiert werden.

Für Gutierrez' Teamkollegen Adrian Sutil war das Aus schon nach 17 Runden gekommen. Den Deutschen zwangen die Folgen eines unverschuldeten Rencontres mit dem Franzosen Jules Bianchi im Marussia zur Aufgabe. Sutil kehrte nach einem Zwischenhalt wohl noch einmal auf die Strecke zurück, musste wenig später aber einsehen, dass das Auto zu grossen Schaden genommen hatte. Bianchi trug einen defekten linken Hinterreifen davon. Von den Stewards wurde er mit einer so genannten Drive-Through-Strafe belegt, die einmal den Umweg durch die Boxengasse mit sich bringt, und erhielt er zwei Strafpunkte, womit er bereits bei vier angelangt ist.

Die Sauber-Crew hätte auch ohne die Reparatur an den beiden Autos genügend Arbeit vor sich, zumal es beiden Fahrern nach wie vor nicht möglich ist, aus eigener Kraft zählbare Ergebnisse zu erbringen. Zu vieles liegt beim in Hinwil gefertigten Auto noch im Argen. Dem Übergewicht des C33 wird mittlerweile mit Nachdruck zu Leibe gerückt. In der Zürcher Equipe hoffen sie, dass sich die Bemühungen schon am übernächsten Wochenende im Grand Prix von China positiv auf die Performance auswirken werden. Je weniger Kilo das Auto auf die Waage bringt, desto mehr Spielraum besteht für die Platzierung von Zusatzgewichten, denen im Sinne einer optimalen Ausbalancierung des Wagens beziehungsweise der Anpassung an die Gegebenheiten der jeweiligen Strecke grosse Bedeutung zukommt.

Zu den «überschüssigen Pfunden» am Auto gesellt sich ein «menschliches Problem». Zur sprichwörtlichen Erschwerung der Materie trägt auch Sutil bei. Der über 1,80 Meter grosse Deutsche wiegt rund 75 Kilo und ist damit circa 15 Kilo schwerer als Teamkollege Gutierrez - in der auf jeder Ebene auf Gewichtsreduzierung bedachten Formel 1 ein immenser Nachteil.

Besserung soll auch in Bezug auf die zweite Problemzone am Auto, den von Ferrari gelieferten Antriebsstrang, in Sicht sein. Die Italiener haben einen grösseren Entwicklungsschritt im Hinblick auf das erste Formel-1-Rennen des Jahres auf europäischem Boden angekündigt, den Grossen Preis von Spanien in Montmeló in fünf Wochen. Dem aus Sechs-Zylinder-Motor, Turbolader und Energierückgewinnungssystem bestehenden Aggregat aus Maranello gebricht es an Schubkraft. Im Vergleich mit der von Mercedes entwickelten Komposition soll das Manko bei rund 50 PS liegen. Dazu bereitet auch die Software des Triebwerks noch allzu oft Sorgen.

(fest/Si)