Handball: Dritter Schweizer Triumph am Yellow Cup

publiziert: Sonntag, 28. Dez 2003 / 19:43 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 28. Dez 2003 / 20:32 Uhr

Die Schweizer Handball-Nationalmannschaft hat erstmals nach 1988 und zum insgesamt dritten Mal den Yellow Cup in Winterthur gewonnen. Das Team von Arno Ehret setzte sich im Final gegen Tunesien 28:27 nach Verlängerung durch.

Der Nationaltrainer Arno Ehret kann sich mit seiner Mannschaft freuen.
Der Nationaltrainer Arno Ehret kann sich mit seiner Mannschaft freuen.
Der Turniererfolg der Schweizer nach zuletzt vier zweiten Rängen in Folge ist verdient, hatten sie doch auch sämtliche fünf Vorrunden-Partien gewonnen. Das Endspiel gegen Tunesien verlief äusserst dramatisch, obwohl die Einheimischen lange Zeit wie der sichere Sieger aussahen.

Nach 13 Minuten führten sie 9:4, zur Pause -- eine Hälfte dauerte 22 Minuten -- stand es 14:9. In der zweiten Halbzeit unterliefen der SHV-Auswahl allerdings zahlreiche Fehler (nur 8 Tore in 22 Angriffen), sodass die Nordafrikaner in der letzten Minute noch auszugleichen vermochten.

In der Verlängerung zeigten die Schweizer Charakter; gleich dreimal waren sie in Unterzahl erfolgreich. Das siegbringende 28:27 schoss der Pfader Thomas Gautschi 32 Sekunden vor Schluss.

Danach beanspruchte der Gastgeber einiges Glück, denn der Tunesier Wissem Hmam traf zwei Sekunden vor Ende der Partie nur die Latte. Zu den besten Werfern der Schweizer im Final avancierten Manuel Liniger und Gautschi mit jeweils acht Treffern.

Ehret bezeichnete die Auftritte in Winterthur als zufriedenstellend. "Die Leistungen waren so, wie ich sie mir zu diesem Zeitpunkt vorgestellt habe", sagte der deutsche Weltmeister von 1978.

Vor allem in der Verteidigung konnten die Schweizer einmal mehr überzeugen. Die Defensivspezialisten Martin Stettler und Severin Brüngger bildeten im Zentrum der Abwehr erneut ein nur sehr schwer zu überwindendes Bollwerk.

Dahinter zeigte Torhüter Antoine Ebinger solide Vorstellungen, die für die Europameisterschaft Ende Januar in Slowenien optimistisch stimmen. Auch die Gegenstösse funktionierten ganz ansprechend.

Im "normalen" Angriff dagegen unterliefen den Schweizern noch zu viele Unzulänglichkeiten, die sie sich in Slowenien nicht leisten dürfen, wollen sie die Vorrunde überstehen, in welcher sie auf Schweden, Russland und die Ukraine treffen.

"Wir haben dem Gegner in jedem Spiel fünf, sechs Fehler geschenkt", so Ehret, "auf der nächsten Stufe werden diese gnadenlos ausgenützt." Dies ist in der Tat so.

In Winterthur waren einzig die Tunesier, die allerdings ebenfalls ohne ihren Star Sobhi Sioud antraten, ein richtiger Gradmesser. Die übrigen Kontrahenten spielten jeweils ohne zahlreiche Stammakteure.

Den besten Eindruck bei den Schweizern hinterliess Manuel Liniger. Der wieselflinke Linksaussen erzielte dank seinen Trickschüssen total 35 Treffer, wodurch er verdient zum attraktivsten Spieler des Turniers gewählt wurde.

Hätte ihn Ehret gegen Litauen nicht geschont, wäre er auch Torschützenkönig geworden. "Das war Zugabe, mehr nicht", kommentierte Liniger die Wahl bescheiden. Er habe versucht, die Leistung zu bringen und der Mannschaft zu helfen, was ihm gelungen sei. Und wie fiel sein Turnier-Fazit aus? "Wir hatten in jeder Partie Tiefs, fanden jedoch jedes Mal wieder heraus. Das spricht für den Charakter des Teams."

Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, wann Liniger im Ausland spielt. Bundesligist Kiel hat jedenfalls bereits reges Interesse am Winterthurer signalisiert.

Für Ehret war das Turnier eine willkommene Gelegenheit, die Jungen wie Daniel Fellmann oder Tom Furer nochmals zu testen, zu schauen, wie weit sie sind. Daher gab er ihnen zum Teil auch in kritischen Situationen Einsatzzeit. Beide zeigten gute Ansätze, es wurde jedoch ersichtlich, dass die Abgeklärtheit noch fehlt.

Von den Stammspielern blieb Captain Robbie Kostadinovich am meisten unter seinen Möglichkeiten. Es zeigte sich indes, dass der Suhrer auch in dieser Verfassung nicht zu ersetzen ist. Ohne ihn fehlt den Schweizern die Linie im Spiel. "Ich muss noch etwas den Rhythmus finden, sonst fühle ich mich gut", so Kostadinovich, der sich zufrieden gab.

"Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt weiter als vor einem Jahr. Die Mannschaft ist reifer, wir treten stabiler auf." Der Geist im Team sei sehr gut, fuhr der Regisseur fort. Dies lässt für die Europameisterschaft einiges erhoffen.

Schweiz - Tunesien 21:19 (10:9)

Eulachhalle. -- 1500 Zuschauer. -- SR Nachevski/Nachevski (Maz). -- Torfolge: 3:0, 3:1, 5:1, 5:4, 7:4, 8:5, 8:8, 10:8, 10:9; 10:10, 12:12, 14:12, 14:14, 16:14, 18:17, 20:17, 21:18, 21:19. Strafen: 3mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 1mal 2 Minuten gegen Tunesien.

Schweiz: Ebinger/Stauber (für 1 Penalty); Brogli (1), Kurth (1), Liniger (8), Schärer (1/1), Ursic, Stettler, Vonlanthen (1), Brüngger (2), Fellmann, Kostadinovich (3), Furer (1), Gautschi (3).

Tunesien: Missaoui/Hlel; Tej (4), Hmam (3), Hammed (5/2), Jerou (1), Belhadj, Sboui, Bousnina, Ben Aziza (4/1), Saayed, Ayed (2). Bemerkungen: Schweiz ohne Lima (Bundesliga) und Meisterhans (verletzt). Missaoui hält Penalty von Kostadinovich (5./3:1). Spieldauer: 2x 22 Minuten.

Schweiz - Türkei 25:19 (13:8)

Eulachhalle. -- 1500 Zuschauer. -- SR Plesa/Carlingeanu (Rum). -- Torfolge: 0:1, 4:1, 4:3, 6:3, 6:4, 12:4, 12:8, 13:8; 14:9, 14:11, 16:11, 17:12, 17:14, 19:15, 19:17, 21:17, 21:18, 24:18, 25:19. -- Strafen: 1mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 3mal 2 Minuten gegen die Türkei.

Schweiz: Ebinger; Brogli (3), Kurth (1), Liniger (6), Schärer (4/4), Ursic (2), Stettler, Vonlanthen (3), Brüngger (3), Kostadinovich (1), Furer (1), Gautschi (1).

Türkei: Ibrahim Demir/Tasdemir; Erkol (4), Ercan Demir (2), Boyer (3), Döne (1), Özkökten (1), Turan (1), Özgur, Acar, Ilgin (2), Özcan (1), Yalciner (4).

Bemerkungen: Schweiz ohne Lima (Bundesliga) und Meisterhans (verletzt). Tasdemir hält Penalty von Schärer (28./14:11). Spieldauer: 2x 22 Minuten.

Schweiz - Litauen 25:20 (14:10)

Eulachhalle. -- 1000 Zuschauer. -- SR Plesa/Carlingeanu (Rum). -- Torfolge: 0:1, 2:3, 4:3, 4:5, 5:6, 7:6, 7:7, 10:7, 12:10, 14:10; 14:12, 16:13, 16:15, 18:15, 20:18, 22:18, 22:19, 24:19, 25:20. -- Strafen: 3mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 2mal 2 Minuten gegen Litauen.

Schweiz: Stauber (1); Betschart, Brogli, Kurth, Schärer (4/2), Ursic, Stettler, Jenny (5), Vonlanthen (1), Brüngger (3), Fellmann (7), Furer (2), Gautschi (2).

Litauen: Miciulis/Gudonis; Strazdas (6/2), Sabonis (1), Atajevas (2), Eitutis, Mikalauskas (1), Rackauskas (2), Pauzuolis, Rasikevicius (6), Klimciauskas (2), Kalasauskas. Bemerkungen: Schweiz ohne Lima (Bundesliga) und Meisterhans (verletzt). Stauber hält Penalty von Strazdas (19./10:7) und Rasikevicius (34./19:16). Gudonis hält Penalty von Schärer (32./19:16). Spieldauer: 2x 22 Minuten.

Final:

Schweiz - Tunesien 28:27 n.V.; 22:22 (14:9)

Eulachhalle. -- 1800 Zuschauer. -- SR Plesa/Carlingeanu (Rum). -- Torfolge: 2:0, 2:1, 5:1, 5:2, 7:2, 9:4, 9:7, 12:7, 12:9, 14:9; 14:12, 17:14, 17:16, 18:16, 18:18, 19:19, 21:19, 22:20, 22:22; 22:23, 24:25, 27:25, 27:27, 28:27. -- Strafen: 8mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 6mal 2 Minuten inklusive Disqualifikation (Tej/54.) gegen Tunesien.

Schweiz: Ebinger/Stauber (für 2 Penalty); Brogli, Kurth, Liniger (8), Schärer (4/4), Ursic (1), Stettler, Vonlanthen (1), Brüngger (1), Fellmann, Kostadinovich (3), Furer (2), Gautschi (8).

Tunesien: Missaoui/Zheni; Tej (3), Hedoui, Hmam (6/1), Hammed (1/1), Chahed, Jerou (2), Touati (4), Belhadj (5), Sboui (3/2), Bousnina, Ben Aziza, Ayed (3).

Bemerkungen: Schweiz ohne Lima (Bundesliga) und Meisterhans (verletzt). Hammed verschiesst Penalty (9./5:2). Spieldauer: 2x 22 Minuten. Verlängerung: 2x 5 Minuten.

Resultate:

2. Tag: Holland - Türkei 19:23 (7:12). Korea Selection - Litauen 22:30 (13:16). Schweiz - Tunesien 21:19 (10:9). Litauen - Holland 21:18 (8:9). Tunesien - Korea Selection 26:19 (13:7). Schweiz - Türkei 25:19 (13:8).

3. Tag: Türkei - Tunesien 15:23 (7:14). Schweiz - Litauen 25:20 (14:10). Korea Selection - Holland 29:27 (12:11).

Schlussrangliste (je 5 Spiele): 1. Schweiz 10. 2. Tunesien 7. 3. Litauen 5. 4. Korea Selection 4 (-12). 5. Türkei 4 (-13). 6. Holland 0.

(von Sascha Fey, Winterthur/Si)

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