Handball: Kollektiv gegen individuelle Klasse

Während Wacker im dritten Anlauf erstmals den Playoff-Final erreichte und den ersten Meistertitel anstrebt, ist es für Pfadi bereits die siebte Teilnahme. Lediglich 1999 und 2000 scheiterte der siebenfache Schweizer Meister im Halbfinal. Die Final-Bilanz der Winterthurer ist vorzüglich; nur 2001 zogen sie gegen St. Otmar St. Gallen den Kürzeren.

Nehmen wir die nackten Zahlen der Regular Season als Massstab, liegt die Favoritenrolle bei den Thunern. Das Team von Peter Bachmann holte als Qualifikationsgewinner acht Punkte mehr als die Pfader, entschied die direkten Duelle mit 5:3 Punkten für sich, erzielte am meisten Tore (32 im Schnitt) und erhielt am wenigsten Gegentreffer (25). Zudem sind die Berner Oberländer äusserst heimstark; in 15 Meisterschaftsspielen kassierten sie einzig gegen Kadetten Schaffhausen eine Niederlage.

Die Statistik ist allerdings nur die halbe Wahrheit, denn Pfadis Saison muss in zwei Abschnitte gegliedert werden -- mit und ohne Won-Chul Paek. Seit der Verpflichtung des südkoreanischen Weltklasse-Regisseurs Ende November sind die Winterthurer das beste Team der Swiss Handball League und wurden Cupsieger. Ohne Paek lagen sie nach zwölf Runden zehn Punkte hinter Wacker Thun im 5. Rang.

Die Ausgangslage präsentiert sich damit völlig offen. Für die Thuner spricht neben dem Heimvorteil die mannschaftliche Geschlossenheit. Sie verfügen praktisch auf jeder Postion über zwei valable Akteure und vermögen daher ein horrendes Tempo anzuschlagen. Mit der "schnellen Mitte" -- dem unverzüglichen Anspiel nach einem Gegentor -- und den ausgezeichneten Gegenstössen bringen sie jeden Gegner in Schwierigkeiten. Mit dem Südkoreaner Suik-Hyung Lee haben die Berner Oberländer zudem den besten SHL-Goalie in ihren Reihen.

Pfadis Pluspunkte sind die individuelle Klasse und die Playoff-Erfahrung. Won-Chul Paek und dessen Landsmann Chi-Hyo Cho im rechten Rückraum können an guten Tagen eine Partie im Alleingang entscheiden. Das Team von Goran Perkovac bewies zuletzt jedoch eindrücklich, auch ohne Topleistungen der beiden Ausländer bestehen zu können.

Wacker und Pfadi spielten bereits im vergangenen Jahr in den Halbfinals gegeneinander. Damals setzten sich die Winterthurer mit 3:0 Siegen problemlos durch. Den Thunern muss allerdings zu Gute gehalten werden, dass sie sich erst am letzten Spieltag für das Playoff qualifiziert hatten und daher etwas die Luft draussen war. Interessantes Detail: Trafen im Final die Nummern 1 und 2 der Regular Season aufeinander, setzte sich nur einmal der Qualifikationssieger durch -- 1997 Pfadi Winterthur.

SHL-Playoff. Final (best of 3). Freitag, 16. Mai, 19.30 Uhr: Wacker Thun - Pfadi Winterthur. -- Sonntag, 18. Mai, 15.30 Uhr: Pfadi Winterthur - Wacker Thun in der Eishalle Deutweg. -- Ev. Donnerstag, 22. Mai, 19.30 Uhr: Wacker Thun - Pfadi Winterthur.

von Sascha Fey

(bert/sda)