Bundesstrafgericht

Hat «L'Agefi»-Besitzer Fiskus 54 Mio. Franken vorenthalten?

publiziert: Donnerstag, 14. Aug 2014 / 16:53 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 14. Aug 2014 / 17:10 Uhr
Schwere Vorwürfe an den Besitzer der Westschweizer Wirtschaftszeitung «L'Agefi». (Symbolbild)
Schwere Vorwürfe an den Besitzer der Westschweizer Wirtschaftszeitung «L'Agefi». (Symbolbild)

Bellinzona - Der Besitzer der Westschweizer Wirtschaftszeitung «L'Agefi», Alain Duménil, wird schwerwiegender Steuerdelikte verdächtigt. Er soll dem Fiskus nahezu 54 Millionen Franken vorenthalten haben, wie das Westschweizer Magazin «L'Hebdo» und der «Tages-Anzeiger» berichteten.

1 Meldung im Zusammenhang
Der in Crans-Montana im Wallis wohnhafte französisch-schweizerische Geschäftsmann habe es unterlassen, in den Jahren 2004 bis 2008 ausserordentliche Dividenden der Immobiliengesellschaft Acanthe Développement in Paris, bei der er Mehrheitsaktionär ist, den Steuerbehörden zu melden.

Zudem wird er verdächtigt, Anteile an einigen französischen Gesellschaften zu besitzen, deren Existenz er den Steuerbehörden nie angegeben haben soll. Zwischen 2003 und 2011 soll er insgesamt 54 Millionen Franken an Einkommen den Steuerbehörden vorenthalten haben. Dies entspreche einer Summe von rund 20 Millionen Franken, die er an Steuern hätte zahlen müssen.

Die Existenz eines Verfahrens gegen Duménil wird in mehreren Entscheiden bestätigt, die vergangene Woche vom Bundesstrafgericht in Bellinzona publik gemacht worden sind. Aus diesen Urteilen geht hervor, dass Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf im vergangenen November ihr Einverständnis zur Eröffnung einer speziellen Steueruntersuchung gegeben hat.

Beschlagnahmungen

In diesem Zusammenhang kam es auch zu Hausdurchsuchungen, so insbesondere am Wohnort des Verdächtigten. Parallel dazu hat die Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) die Beschlagnahmung von Immobilien und Konten von Duménil angeordnet.

Mit Entscheid vom 22. Juli hat das Bundesstrafgericht einem Gesuch der Steuerverwaltung stattgegeben, das Siegel über beschlagnahmte Dokumente bei einer Bank zu heben. Duménil hatte sich dagegen vergeblich zur Wehr gesetzt. Er hatte sein Gesuch mit seiner diplomatischen Immunität als Vertreter der ständigen Mission von Madagaskar bei der UNO begründet.

Aus den Entscheiden des Bundesstrafgerichts geht auch hervor, dass Duménil vergeblich ein Gesuch gestellt hat, um monatlich 100'000 Franken zur Bestreitung seines Lebensunterhalts abheben zu können.

Mit Verweis auf die Presseberichte über "einen Verdachtsfall auf Steuerhinterziehung im Wallis" hat die Walliser Steuerverwaltung am Donnerstag mitgeteilt, dass sie in diesem Dossier die nötigen Massnahmen ergriffen habe. Sie arbeite eng mit der Abteilung für Strafsachen und Untersuchungen (ASU) der ESTV zusammen.

Die kantonale Steuerverwaltung habe von der Abteilung verlangt, eine Untersuchung gegen einen im Wallis wohnhaften Steuerpflichtigen vorzunehmen. Die Kantone sind dazu bei Verdacht auf schwere Steuerdelikte ermächtigt, weil die ASU über weitergehende Kompetenzen für Zwangs- und Untersuchungsmittel verfügt als sie.

Klagen und Rekurse angekündigt

Duménil kündigte am Donnerstag an, dass er die beiden Presseorgane einklagen werde, welche die Sache publik gemacht haben. Er sprach von einem "enormen Skandal" und einem Destabilisierungsversuch gegen seine Person, die er mit seinem Interesse am Kauf der Zeitung "Le Temps" in Verbindung bringt.

Die Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen bestätigte er. "Man will verhindern, dass ich mich verteidigen kann. Man schaut, dass ich mir keinen Anwalt leisten kann. Man will verhindern, dass ich meine Geschäfte fortsetzen kann", sagte er der französischen Nachrichtenagentur AFP.

Zum Vorwurf der Steuerhinterziehung sagte Duménil, er habe die erhaltenen Dividenden für die zehn Prozent der Aktien, die sich in seinem privaten Besitz befänden, deklariert und versteuert. Die Dividenden der 40 Prozent der Aktien, die er über seine Gesellschaften in Luxemburg halte, seien Gegenstand der Besteuerung seiner Firmen in Luxemburg, sagte er.

Sein Anwalt Alexandre Faltin verwies darauf, dass sich die Untersuchung noch ganz am Anfang befinde. Ohne der Sache auf den Grund zu gehen, habe das Bundesstrafgericht mehrere Entscheide gefällt. Gegen einige von ihnen sei beim Bundesgericht Rekurs eingereicht worden, sagte Faltin.

Der Chefredaktor von "L'Agefi", François Schaller, schreibt in einer am Donnerstag veröffentlichten Reaktion, dass die Episode weder die Entwicklung der Zeitung noch die Ziele, die Projekte oder die Unterstützung der Aktionäre in Frage stelle.

1987 in der Schweiz niedergelassen

Das Vermögen von Alain Duménil, der sich 1987 in der Schweiz niedergelassen hat, wurde vom Wirtschaftsmagazin "Bilanz" im Jahr 2012 auf 100 bis 200 Millionen Franken geschätzt. Inzwischen wird er in der Klassierung der 300 reichsten Menschen der Schweiz nicht mehr aufgeführt, weil sein Vermögen unter die Grenze von 100 Millionen Franken gefallen sein soll.

2009 erwarb der Geschäftsmann die Mehrheit der Wirtschaftszeitung "L'Agefi". Er hält einen Anteil von 51 Prozent. Mitbesitzer ist Antoine Hubert, Gründer der Klinikgruppe Genolier. Im Oktober 2013 hatten die beiden Geschäftsleute Interesse an einem eventuellen Kauf der Tageszeitung "Le Temps" bekundet, bevor Ringier im vergangen April die Anteile von Tamedia kaufte.

Duménil ist in Frankreich bereits zwei Mal verurteilt worden. Die französische Finanzmarktaufsicht verurteilte ihn 2013 zu einer Busse von 500'000 Euro wegen eines Insiderdelikts. Er habe dagegen Rekurs eingereicht, sagte Duménil. Ein Gericht in Grenoble verurteilte ihn 2012 wegen seiner Verantwortung am Konkurs der 2005 Pleite gegangenen Schuhfirma Stéphane Kélian. In diesem Fall habe er den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte angerufen.

(awe/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
Genf - Der Besitzer der Westschweizer Wirtschaftszeitung «L'Agefi», Alain ... mehr lesen
Geschäftsmann Alain Duménil bestreitet, 54 Millionen Franken an Einnahmen über seine Firma Acanthe Développement vor der Steuerverwaltung versteckt zu haben. (Symbolbild)
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der Datenklau trifft die Schweiz hart.
Der Datenklau trifft die Schweiz hart.
Ein unbekannter Hacker oder eine Gruppe von Hackern hat Anfang Juni 2023 sensible Daten des IT-Unternehmens XPlain in der Schweiz gestohlen. Zu den gestohlenen Daten gehören Kundeninformationen, Finanzdaten, geistiges Eigentum und Daten von Schweizer Behörden. mehr lesen 
Die Angriffe auf KMU werden im kommenden Jahr ebenso zunehmen, wie die auf Städte und Gemeinden.
Konzentration auf Ransomware begünstigt Angriffe auf weniger geschützte Bereiche  Jena - Wenn die Kassen in Elektro-Flächenmärkten nicht mehr klingeln, im Strassenverkehrsamt keine Kfz zugelassen werden können oder Kliniken neue Patienten abweisen ... mehr lesen  
Spyware der israelischen Firma Candiru im Fokus der Ermittlungen  Jena - Die Forscher des europäischen IT-Sicherheitsherstellers ESET haben strategische Angriffe auf die Webseiten von Medien, Regierungen, Internet-Service-Providern und Luftfahrt- und Rüstungsunternehmen aufgedeckt. Im Fokus stehen nach aktuellen Erkenntnissen Organisationen in Ländern des Nahen Ostens bzw. mit Verbindungen dorthin. mehr lesen  
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=19&col=COL_2_1
Titel Forum Teaser
  • paparazzaphotography aus Muttenz 1
    Foto Sanatorio Liebes news.ch Team, es ist für mich eine Ehre dass sie mein Foto des ... Di, 03.01.17 22:12
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Motor hinten oder vorne war dem Tram in Basel völlig egal! Ob ein Auto über- oder untersteuert, ist nicht von der Lage des Motors ... Mi, 01.06.16 10:54
  • Mashiach aus Basel 57
    Wo bleibt das gute Beispiel? Anstatt sichere, ÜBERSTEUERNDE Heckmotorwagen zu fahren, fahren sie ... Mo, 30.05.16 11:56
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Zugang "Das sunnitische Saudi-Arabien, das auch im Jemen-Konflikt verstrickt ... So, 29.05.16 22:06
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Pink Phanter-Bande? Am 25. 7. 2013 hat eine Befreiung von Pink Panther-Mitglied Milan ... So, 29.05.16 15:38
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    ja, weshalb sollte man solches tun? Ist doch krank, Gott zu beschimpfen! Das hat etwas, ... So, 29.05.16 12:12
  • Gargamel aus Galmiz 10
    Warum sollte man überhaupt den Glauben an Gott beschimpfen oder verspotteten? Wie krank ... So, 29.05.16 10:11
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Wir sind ja alle so anders als diese "Flüchtlinge". Warum sind auch nicht alle so edel, wie ... Sa, 28.05.16 20:25
Unglücksfälle Zorn über Tötung von Gorilla in US-Zoo Cincinnati - Die Tötung eines Gorillas im Zoo der ...
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 3°C 5°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Basel 4°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 0°C 5°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 0°C 7°C Schneeschauerleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 3°C 7°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 4°C 9°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 9°C 15°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten