Heavy-Metal-Messe in der Kirche

publiziert: Montag, 20. Okt 2008 / 10:07 Uhr / aktualisiert: Montag, 20. Okt 2008 / 12:29 Uhr

Mäntsälä - Pastor Haka Kekäläinen strahlt. Es ist ein Morgen mitten in der Woche, und seine Kirche ist bis in die letzte Bank gefüllt - und zwar mit lauter jungen Leuten, die sonst nur selten den Weg in ein Gotteshaus finden.

Kirche als Heavy-Konzert: Pastor Haka Kekäläinen (l.).
Kirche als Heavy-Konzert: Pastor Haka Kekäläinen (l.).
Andächtige Stille herrscht allerdings nicht gerade: Im kleinen Städtchen Mäntsälä rund 60 Kilometer nördlich von Helsinki ist an diesem Tag «Heavy-Metal-Messe».

Vor dem Altar lässt eine Band die Haare fliegen, Gitarren jaulen, Mikrofone quietschen, und auf den Kirchenbänken grölen die Schüler die Refrains mit. Nach jedem Lied Klatschen und Pfeifen.

«Das ist doch schön, dass es hier mal etwas andere Gottesdienste gibt als sonst so», sagt die 15-jährige Teea Pallaskari, die gleich mit der gesamten Schulklasse gekommen ist. «Es war echt super», sagt Akseli Inkinen, ein 17-jähriger Oberschüler mit ziemlich wildem Haar und sehr grossen Kopfhörern.

Heavy Metal in der Kirche - das kann es eigentlich nur in Finnland geben. Nirgendwo sonst ist die harte Musik mit ihren extremen Tonexperimenten dermassen gesellschaftsfähig wie in dem Land im äussersten Norden Europas.

Keine «Teufelsmusik» mehr

In Helsinki gibt es jede Menge Clubs und Bühnen, die auf Heavy Metal spezialisiert sind. Karaoke-Bars halten für Fans das entsprechende Repertoire bereit, und im Sommer pilgern die Anhänger landauf, landab zu dutzenden Heavy-Metal-Festivals.

«Wenn man in Finnland das Radio anmacht, dann hört man Heavy Metal», sagt der Musiker Kimmo Kuusniemi, der die Musikrichtung schon Ende der 70er Jahre im Land der tausend Seen populär machte. Damals habe Metal noch als «Teufelsmusik» gegolten. Doch inzwischen sei sie «echter Mainstream, die Menschen finden das gut hier.»

Vor zwei Jahren gewann Finnland sogar erstmals den Eurovision Song Contest - natürlich mit einer Heavy-Metal-Band: der Gruppe Lordi.

Die Musik ist wie die Menschen

Manche glauben, die Begeisterung der Finnen für die dissonante Metal-Musik sei in ihrem Wesen begründet. «Finnen sind ja als zurückhaltend, ernst und sehr ehrlich bekannt», sagt Mikko Saari. «Irgendwie passt Heavy Metal als Musik dazu. Sie ist ehrlich, geradeheraus und ziemlich düster.»

Saari gehört zu den Mitbegründern der «Heavy-Metal-Messen», auf finnisch: «Metallimessu». 2006 fand die erste dieser Messen auf einem Festival in Helsinki statt. Inzwischen tourt ein Metal-Messen-Bus durchs Land, damit überall die Fans im dünn besiedelten Finnland auf ihre Kosten kommen.

Das ganze sei kein Plan der Kirche gewesen, erklärt Saari. Vielmehr wurden die Messen von fünf Metal-Fans initiiert, von denen drei bei der Kirche arbeiteten.

Skepsis auf beiden Seiten

Bei aller Liebe zum musikalischen Extrem rufen die Konzerte in der Kirche aber sogar in Finnland Kritiker auf den Plan: Manche Gläubige finden, dass laute Rockmusik im Gotteshaus nichts zu suchen habe.

Und einige weniger gläubige Heavy-Metal-Fans argwöhnen, die Kirche nutze ihre Leib- und Magenmusik nur aus, um junge Leute in den Gottesdienst zu locken. Auch Metal-Star Kuusniemi sagt, er habe das Projekt am Anfang eher mit Skepsis betrachtet.

«Für mich kam die Idee einer Metal-Messe etwas überraschend», sagt der 50-Jährige. «Heavy Metal und die Kirche, das passte für mich nicht unter einen Hut.» Inzwischen sei das für ihn in Ordnung. Schliesslich seien die Veranstalter echte Metal-Fans.

(von Terhi Kinnunen, afp/sda)

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