Henmania in Wimbledon

Wie gross die Hoffnungen der britischen Sportfans in ihren Leader sind, zeigt sich daran, dass man Tim Henmans Partie gegen André Sa (ATP 90) nicht als Pflichtübung sah, sondern sie zum zweiten grossen Viertelfinal des Sommers gegen Brasilien nach der Niederlage an der Fussball-WM hochstilisierte. Eine Zeit lang sah es so aus, als ob Henman nach Goalie Seaman der zweite Verlierer werden sollte und Sa den Part von Distanzschütze Ronaldinho einnehmen würde. Gegen den limitierten Mann aus Belo Horizonte verlor er den zweiten Satz und musste im dritten Durchgang zeitweilig unten durch, ehe die Gegenwehr des Brasilianers nachliess.

Henmans KOnstanz

Henman zeigt bei sinem Heimturnier grosse Konstanz; in den letzten fünf Jahren hat er viermal die Halbfinals erreicht. Gegen Hewitt wird sich der Kratochvil-Bezwinger aber steigern müssen, um die Erwartungen seiner Landsleute auf den ersten Titel seit Fred Perry 1936 nicht erneut vor dem Final platzen zu lassen. Der Australier war gegen Sjeng Schalken (Ho/18) auf dem Weg zum fünften Dreisatzsieg des Turniers, musste letztlich aber noch um seinen ersten Halbfinaleinzug zittern. Hewitt konnte bei 6:5 im dritten Satz vier Matchbälle nicht nutzen, verlor dann das Tiebreak und den vierten Satz, ehe Schalken im finalen Set zweimal mit Breakvorsprung führte und bei 4:4 und 5:5 weitere Chancen zum Service-Durchbruch hatte. Nach 3:52 Stunden und einem hochklassigen Schlusssatz konnte Hewitt doch noch jubeln.

Krajicek "endlich" in die Ferien

Richard Krajicek (ATP 1093) muss trotz des unglücklichen Ausscheidens mit 7:9 gegen Xavier Malisse nicht übermässig unglücklich sein. Der Holländer hatte im zweiten Turnier nach 20-monatiger Verletzungspause tiefe Erwartungen gehabt und auf den Wochenanfang die Ferien gebucht. Nun kann er seiner Familie in wärmere Gefilde folgen, in der Gewissheit, von seinem Können nichts eingebüsst zu haben. Einige Tage Pause verdient hat sich auch Nicolas Lapentti, der 24 von 25 möglichen Sätzen bestritt. Der Ekuadorianer zeigte gegen Nalbandian riesigen Kampfgeist und holte einen Rückstand von 0:2 Sätzen und 1:4 auf, ehe er im fünften Satz 4:6 unterlag und Nalbandian damit zum ersten argentinischen Halbfinalisten der Wimbledon-Geschichte machte.

(ba/sda)