Herzklopfen vorbei, jetzt harte Realität

publiziert: Montag, 17. Okt 2005 / 13:49 Uhr / aktualisiert: Montag, 17. Okt 2005 / 14:21 Uhr

Ungewohnte Situation für Mark Streit: Der Captain der Nati ist in der NHL (noch) ein kleiner Fisch im grossen Teich. News.ch sprach vor Ort mit dem Verteidiger der Montreal Canadiens über Hoffnungen und Sorgen, Chancen und Hierarchien.

Mark Streit fühlt sich wohl in Montreal, würde aber natürlich lieber öfter spielen.
Mark Streit fühlt sich wohl in Montreal, würde aber natürlich lieber öfter spielen.
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So kennt man Mark Streit nur aus seinen ersten Tagen als Eishockeyprofi: Etwas unsicher, um Anerkennung kämpfend und beladen mit einem grossen Rucksack voll Hoffnung auf den grossen Durchbruch in der NHL.

Der Mann, der in der Schweiz und in der Nationalmannschaft ein Star ist, wird in Kanada einer besonderen sportlichen wie auch mentalen Probe unterzogen. Der Berner kämpft mit Herzblut um seine Chance auf einen Stammplatz im legendären Tricolore-Dress der “Habs” aus Montreal.

News.ch: Mark Streit, Sie erleben in Montreal eine Berg- und Talfahrt der Gefühle. Einmal im Team, dann wieder nur Ersatzspieler. Wann haben Sie erstmals den Schritt in die NHL bedauert? Und wann schöpften Sie zuletzt wieder Mut?

M. Streit: Eigentlich habe ich bisher nie den Schritt bedauert, auch nicht, als es sehr unsicher war ob ich es ins NHL Team schaffe. Und seit meinen ersten Einsätzen und dem Erlebnis vor den eigenen fanatischen Fans spielen zu dürfen erst recht. Natürlich ist man hier etwas auf sich alleine gestellt und hätte gern etwas mehr Feedback vom Trainer, aber die Organisation ist ziemlich straff und man kann, ja man muss sich ganz auf den eigenen Job konzentrieren.

Mut schöpfte ich aus den Spielen, wo ich im Einsatz sein durfte und aus einem kurzen Gespräch mit dem Trainer nach der ersten Saisonwoche. Claude Julien hat mich erstmals persönlich über seine Meinung aufgeklärt und gesagt, dass er in der Zukunft auf mich setze.

News.ch: Ihr grösster Gegner im Team um den Stammplatz ist Mike Komisarek, ein grosser, etwas altmodischer aber sehr effektiver Verteidiger. Einer von euch spielt immer mit Starverteidiger Souray.

M. Streit: Ja, die anderen fünf Backs (Dandenault, Souray, Rivet, Bouillon, Markov, Anm. d.A.) sitzen relativ sicher im Sattel. Komisarek ist ein ganz anderer Spielertyp als ich es bin. Je nach Formstand und Taktik werden wir eingesetzt, ich bin sicherlich der bessere Powerplayspieler und mobiler als Komisarek, er ist NHL erfahrener und ein harter Bursche mit grossem Kämpferherzen.

Mit Souray, den ich als Spieler übrigens sehr bewundere, bildete ich meist ein gutes Duo. Kann sein, dass ich gegen Ende der Meisterschaft, wenn es auf die Playoffs zugeht, wegen des Überzahlspiels eher zum Zuge kommen könnte. Die wissen schon, was sie an mich haben. Wenn sie nicht auf mich setzen würden, wäre ich jetzt längst im Farmteam.

News.ch: Wie verteidigt man im Vergleich zur NLA in der NHL gegen die grossen und schweren, technisch und läuferisch aber dennoch guten Stürmer? Speziell in Anbetracht der neuen Regelauslegung in der NHL? Diese begünstigt ja eigentlich nun mehr die Stürmer als die Verteidiger, der agierende, proaktive Spieler ist gegenüber dem reagierenden im Vorteil…

M. Streit: Im Eins gegen Eins-Duell am Körper hat man da keine Chance, wenn man nicht immer zwischen Tor und anstürmendem Spieler steht. Das ist eine grosse Herausforderung und erfordert viel läuferisches Geschick, jetzt mehr denn je. Diese gross gewachsenen Kerle sind so gut, dass sie dich einfach aus dem Weg räumen können. Mobil sein und kompakt stehen muss die Devise sein. Man spielt hier viel mehr die Zone als den direkten Gegenspieler wie bei uns in Europa.

Jetzt neu ist, dass man sich nicht mehr zu lange in den Ecken aufhalten sollte. Für einen Verteidiger ist es sowieso speziell, wenn man auf eine kleinere Eisfläche wechselt. Der zeit-/Raum-Faktor ist komplett anders. Man muss sich auch selbst gut kennen und die Situation einschätzen.

Mit der Erfahrung kann man verschiedene Situationen im Voraus lesen und lernt auch die Präferenzen verschiedener Gegenspieler kennen. Bei genialen Spielern wie Joe Thornton allerdings, ist man vor Überraschungen nie sicher.

News.ch: Ein Schlusswort zu Ihrem aktuellen Leben in Montreal…

M. Streit: Gefällt mir ausserordentlich. Die Stadt ist interessant, die Teamkollegen wie mein Zimmergenosse Tomas Plekanec sind zuvorkommend und nett. Man merkt, wie sehr Eishockey hier wichtig ist. Bei jedem Training sind mehere Dutzend Journalisten vor Ort, die Zeitungen berichten täglich über mehrere Seiten von den Habs. Der Sportsender strahlt den ganzen Tag aus und jedes Training sowie jede Pressekonferenz wird übertragen.

Die Wohnungen hier sind relativ teuer, wenn man in einer guten Lage oder einem guten Quartier leben möchte. Das Beste ist hier aber, dass man sich in jeder Hinsicht voll und ganz dem Job, dem Training und der persönlichen Verbesserung widmen kann. Alle Voraussetzungen werden geboten. Es passt mir alles so, wie es ist. Nur würde ich gerne etwas öfter spielen.

(Von Joël Wüthrich aus Montreal/news.ch)

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