Hundertausende nehmen Abschied von Rugova

Hundertausende Kosovo-Albaner folgten dem Sarg Rugovas durch die Strassen der Provinzhauptstadt Pristina. Dann strömten sie auf den Hügel, wo Rugova auf dem Märtyrer-Friedhof seine letzte Ruhe finden soll. Rugova war Symbol für den gewaltlosen Unabhängigkeitskampf der serbischen Provinz und genoss hohes Ansehen.

Für das Grab von Rugova wurde eine eigentliche Anlage gebaut. Umrahmt wird sie von 61 neu gepflanten Bäumen - Rugova starb im Alter von 61 Jahren. Der Märtyrer-Friedhof war ursprünglich dem Gedenken der Partisanen aus dem Zweiten Weltkrieg gewidmet. Heute beherbergt er zahlreiche Gräber von UCK-Kämpfern.

Internationale Gäste

Zu Beginn der Trauerfeier war der Sarg vom Parlamentsgebäude zu einer Sporthalle gebracht worden. Dort erwiesen dutzende ausländische Aussenminister sowie Staats- und Regierungschefs Rugova die letzte Ehre. Für die Schweiz reiste Bundesrätin Micheline Calmy- Rey in die von der UNO verwaltete Provinz.

«Er war der Vater Kosovos», lobte der Chef der UNO-Verwaltung, Soeren Jessen-Petersen. Der EU-Beauftragte für Aussenpolitik, Javier Solana, rief die Albaner auf, schnell einen Nachfolger für Rugova zu bestimmen. Die auf Februar verschobenen Verhandlungen über die Zukunft des Kosovo sollen schnell in Gang gebracht werden.

Grosses Ziel nicht erreicht

Andere Trauerredner lobten Rugovas Absage an Gewalt. Dass er sein grosses Ziel, die Unabhängigkeit der Provinz von Serbien, nicht mehr erleben konnte, solle für seinen Nachfolger und für alle albanischen Spitzenpolitiker ein Auftrag sein, hiess es.

Nicht an der Trauerfeier dabei war der serbische Republikspräsidenten Boris Tadic, der formell auch das Staatsoberhaupt im Kosovo ist. Die Angehörigen Rugovas hatten den Wunsch geäussert, Tadic solle der Feier fernbleiben. Rugova war am vergangenen Samstag an Lungenkrebs gestorben.

(bert/sda)