Hurrikan Sandy ist ein Weckruf

publiziert: Dienstag, 4. Dez 2012 / 12:43 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 5. Dez 2012 / 09:36 Uhr
Gastautor David Bresch ist Leiter Sustainability bei Swiss Re.
Gastautor David Bresch ist Leiter Sustainability bei Swiss Re.

Wetterbedingte Naturkatastrophenschäden nehmen zu. Über die letzten vierzig Jahre beobachten wir mehr als eine Verzehnfachung der Schäden: von jährlich um die fünf Milliarden Dollar in den Siebzigerjahren auf deutlich über fünfzig Milliarden Dollar pro Jahr im letzten Jahrzehnt. Dies ist primär auf das Wachstum von Wirtschaft und Wohlstand zurückzuführen. Allerdings wird der globale Klimawandel die Situation verschärfen.

3 Meldungen im Zusammenhang
Weiterführende Links zur Meldung:

Schweiz: Wirtschaftlicher Erfolg trotz ehrgeizigem Klimaziel ist möglich
Klimablogbeitrag von Prof. Lucas Bretschger, ETH Zürich
klimablog.ethz.ch

Ein aktuelles Beispiel einer wetterbedingten Naturkatastrophe mit grossen Schäden ist der Hurrikan Sandy. Dieser traf am 29. Oktober die Ostküste der USA und führte zu wirtschaftlichen Schäden in der Grössenordnung von 50 bis 60 Milliarden Dollar. Sandy stellt mit einem Durchmesser von über 1'800 Kilometern den flächenmässig grössten bis anhin beobachteten Nordatlantischen Hurrikan dar.

Sandy - ein einzigartiger Hurrikan...

Hurrikane sind quasi symmetrische Tiefdruckgebiete mit warmer Luft im Zentrum, die Wärme aus dem Ozean beziehen und in Bewegungsenergie umwandeln. Sandy vereinigte sich mit einem Tiefdruckgebiet und erfuhr damit eine sogenannte «extratropische Transition». Nach einer solchen Transition besteht der Kern aus kalter statt warmer Luft und das Gebilde bezieht die Energie primär aus Druck- und Temperaturunterschieden entlang der Polarfront. Sandy kombinierte damit die hohen Winde eines Hurrikans mit der grossen Ausdehnung eines extratropischen Sturmes. Durch die Vereinigung mit einem Tiefdruckgebiet wurde Sandy nicht nur ausgedehnter, sondern auch niederschlagsreicher. Weiter führte Sandy zu einer unüblich hohen Sturmflut von über vier Metern, verstärkt dadurch, dass Sandy bei Flut und Vollmond aufs Land traf.

...aber in seinem Schadensausmass nicht unbekannt

Sandy war also in der Tat einzigartig, doch sind Stürme dieser Intensität im Nordosten der USA nicht gänzlich unbekannt. Im Jahre 1938 wütete der «Long Island Express», ein schwerer Hurrikan der Neuengland traf. 1962 führte ein Sturm in sechs Staaten zu Zerstörungen und 1954 sowie 1985 führten die Hurrikane Carol und Gloria ebenfalls zu grossen Schäden.

Auch Sandy führte zu grossen Zerstörungen. Verantwortlich sind dafür unter anderem die unüblichen meteorologischen Eigenschaften von Sandy und insbesondere, dass Sandy ein äusserst dicht besiedeltes Gebiet traf. Der Grossteil der Schäden wurde durch die Sturmflut verursacht. Nicht zu vernachlässigen sind die Beschädigungen durch umgestürzte Bäume - speziell an Fahrzeugen und Stromleitungen. Apropos Strom: Drei Atomkraftwerke mussten sicherheitshalber vor dem Eintreffen des Sturms heruntergefahren werden - und grosse Teile Manhattans sowie umliegender Gebiete waren mehr als eine Woche ohne Stromversorgung. Sieben U-Bahn-Tunnel und vier Strassentunnel wurden geflutet, des Weiteren mehrere grosse Parkgaragen. Und nicht zuletzt: Die Komplexität und mannigfaltigen Abhängigkeiten in unserem Wirtschaftssystem steuerten das ihre zum Schadenausmass von Sandy bei.

Sandy ist ein Weckruf

Ist Sandy eine Folge des Klimawandels? Nein - ein einzelnes Ereignis kann nicht so einfach dem Klimawandel in die Schuhe geschoben werden. Die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass solche Ereignisse mit fortschreitendem Klimawandel zunehmen könnten. Die Daten sind jedoch noch mit Unsicherheiten behaftet.

Sandy ist dennoch ein Weckruf. Der Wirbelsturm hat uns einmal mehr daran erinnert, dass auch hochentwickelte Gesellschaften Unwetterrisiken ausgesetzt sind. Es lohnt sich nicht zu riskieren, dass solche Ereignisse häufiger werden. Auch wenn wir Ereignisse dieser Art nicht ganz verhindern können, so sind wir doch aufgefordert, vorausschauend zu handeln, sprich: Die Treibhausgasemissionen zu senken, um die Zunahme von Klimarisiken zu begrenzen. Sollten wir nicht im Stande sein, die Emissionen zu senken, so werden wir mehr und mehr Mittel für die stetig ansteigende Belastung durch Naturkatastrophen aufwenden müssen. Deshalb ist es zwingend nötig, die Treibhausgasemissionen massiv zu senken. Dies ist nicht gratis zu haben, doch deutlich kostengünstiger, als zuzuwarten. Zudem hat Prof. Lucas Bretschger vor kurzem dargelegt, dass wirtschaftlicher Erfolg trotz ehrgeizigen Klimazielen möglich ist (siehe weiterführende Links).

(Gastautor David Bresch/ETH-Zukunftsblog)

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Lesen Sie weitere Beiträge und diskutieren Sie mit auf: www.ethz.ch/zukunftsblog

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