ITER in geologischer Bruchzone

publiziert: Mittwoch, 29. Jun 2005 / 12:16 Uhr

Paris - Frankreich hat um den Zuschlag für den Fusionsforschungsreaktor ITER hart gekämpft. Doch ob der Reaktor am Ende am richtigen Platz steht, ist umstritten: Der Bauplatz liegt in einem erdbebengefährdeten Gebiet.

Die Atomanlagen werden gegen stärkere Beben gesichert: Beben der Stärke 6,5 seien kein Problem.
Die Atomanlagen werden gegen stärkere Beben gesichert: Beben der Stärke 6,5 seien kein Problem.
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Das ITER-Projekt im Internet

www.iter.org

Fast natürlich fiel Frankreichs Wahl auf Cadarache. In dem Ort etwa 70 Kilometer nördlich von Marseille wird seit 1959 Atomforschung betrieben. Zunächst ging es nur um die Kernspaltung. Doch bereits seit 1988 steht auf dem 1600 Hektar grossen Gelände auch der ITER-Vorläufer Tore Supra.

Mit der Kompetenz und Leidenschaft der hier arbeitenden 4300 Menschen für die Kernfusion sei Cadarache "der beste Standort der Welt für den ITER", erklärt die Regierung.

Umweltschützer sehen das anders. Denn Cadarache liegt in der Nähe zur geologischen Bruchlinie zwischen der afrikanischen und der arabisch-türkischen Platte. "Afrika drückt und schiebt", erklärt der Geologe Jacques Muller vom Forschungsinstitut CNRS.

"Teuer und gefährlich"

Die afrikanische Platte drückt hier jährlich mehr als einen Zentimeter nach Norden. Kleine Querverwerfungen befinden sich im Umkreis von zehn Kilometern um das Atomzentrum. Der Untergrund der Provence ist instabil. ITER sei teuer, gefährlich und werde zudem nie Strom produzieren, meinen Umweltschützer.

Die französischen Behörden sehen dennoch keine Gefahr. Denn die Atomanlagen werden gegen stärkere Beben gesichert, als bisher gemessen wurden. Beben der Stärke 6,5 seien kein Problem. Bei ITER wird anders als im Kernkraftwerk zudem kaum radioaktiver Abfall entstehen, und anders als bei der Kernspaltung kann die Fusion sich nicht verselbstständigen.

Ehrgeiziger Fahrplan

ITER steht für ein wirkliches Jahrhundertprojekt. Bereits seit 1988 arbeitet die internationale Gemeinschaft daran. Bis 2015 wollen die Forscher die Kernfusion beherrschen lernen. Im Jahre 2022 soll ITER die volle Leistung von 500 Megawatt über einen Zeitraum von 300 Sekunden bringen können.

Sein Nachfolger Demo soll 2035 dauerhaft 1000 Megawatt generieren können. Der erste Prototyp eines Fusionsreaktors, der auch nutzbaren Strom liefert, ist für 2050 geplant. Der erste kommerzielle Serienreaktor wird dann - wenn alles gut geht - vor der nächsten Jahrhundertwende ans Netz gehen.

"ITER erlaubt die Schaffung von 4000 Stellen, die dazu beitragen werden, den Wert unseres Forschungspotenzials zu erhöhen", jubelt Premier Dominique de Villepin.

1000 Dauerstellen sollen direkt in Cadarache entstehen, wo neben der Kernkraft auch an Solarenergie, Biomasse und Bio-Energien wie der Photosynthese geforscht wird. Dazu kommen die Stellen während der Bauphase des 4,6 Milliarden Euro teuren Projekts.

Zugeständnisse an Japan

Im Streit um den Standort setzte Paris daher in der EU grosse Zugeständnisse an die ebenso erbittert kämpfenden Japaner durch. Obwohl Tokio nur 10 Prozent der eigentlichen Baukosten trägt, bekommt Japan 20 Prozent der Industrieaufträge, ein Fünftel der Forscher sowie den Generaldirektor des Projektes zugesprochen.

Ausserdem soll Tokio den Zuschlag für einen fünf Milliarden Euro teuren internationalen Teilchenbeschleuniger erhalten. Grösster Zahler ist Europa mit 30 Prozent der Baukosten, die vier Fünftel der Gesamtkosten ausmachen, und den gesamten Standortkosten. Frankreich steht dabei unter anderem für die Hälfte der Standortkosten gerade.

(Hans-Hermann Nikolei/dpa)

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