Internet ist idealer Absatzmarkt für Fälscher

Auf Dutzenden von Internetseiten bieten Firmen fast perfekte Fälschungen aller Art. Zwischen 20 und 300 Franken kosten die Dokumente, die so manches im Leben erleichtern. Die steigende Betrugsgefahr durch gefälschte Papiere aus dem Internet beschäftigt derzeit den US-Senat.

Bei den gängigen Suchmaschinen im Internet reicht es, die Worte "fake ID" einzugeben, um eine riesige Auswahl komplexer Sites zu bekommen, auf denen das breite Angebot umfassend dargestellt wird. Alle Produkte - vom Leseausweis für Bibliotheken bis zum Dienstausweis von US-Bundespolizisten - werden im Bild gezeigt.

Es reicht, einen Bestellschein auszufüllen und abzuschicken. Kinderleicht. Gezahlt wird per Rechnung oder Kreditkarte. Nur an Pässe wagen sich die Internetfirmen nicht heran.

Juristische Grauzone

Die Unternehmen bewegen sich in einer juristischen Grauzone. Um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, warnen die Firmen auf ihren Sites vor dem Missbrauch ihrer Produkte.

Die kalifornische Firma CDS Enterprises lässt den Nutzer im Kleingedruckten wissen: "Wir übernehmen keine Verantwortung für illegale Aktivitäten, die aus der Benutzung der Karten herrühren."

Die nachgemachten Karten seien ausschliesslich für Spiel und Unterhaltung bestimmt, schreibt die kanadische Gesellschaft PCI Systems. Dennoch betont PCI immer wieder, dass die angebotenen Dokumente kaum von Orginalen zu unterscheiden seien. Für einen Aufschlag von rund 70 Franken versieht PCI die gefälschten Karten mit einem "authentischen Hologramm".

Manche Karten tragen den Aufdruck "Attrappe" oder "Muster". Aber die Gebrauchsanweisung, um die Aufschrift zum Verschwinden zu bringen, wird mitgeliefert.

UNO-Mitarbeiter oder Modell

Die britische Firma Belvine verschickt ihre Papiere ohne Fotos. Die können im Nachhinein angebracht werden. 23 Karten gibt es zur Auswahl. Per Mausklick kann der Kunde sich als Journalist, Student, UNO-Mitarbeiter, Leibwächter oder freiberufliches Modell ausgeben, und natürlich gibt es Ausweise aus aller Herren Länder.

Die meisten gefälschten Dokumente werden dazu benutzt, um Bankkonten zu eröffnen, Kredite unter falschen Namen aufzunehmen oder gestohlene Schecks einzulösen, wie der ehemalige New Yorker Polizist und heutige Privatdetektiv, Steve Davis, festgestellt hat. Er berichtet von einem Fall in Kalifornien, bei dem es um Zahlungen von mehreren hunderttausend Dollar per Scheck ging.

Nicht für Kriminelle

Für die "schweren Jungs" unter den Kriminellen und echte Terroristen ist das Internet jedoch nicht das Mittel der Wahl, um an falsche Papiere zu gelangen. Bei ihnen stösst das Medium an seine Grenzen, denn im weltweiten Netz werden Spuren hinterlassen.

"Echte Kriminelle benutzen das Internet nie", sagt Detektiv Davis. Das haben sie auch nicht nötig, denn "sie wissen, dass sie sich die Dokumente in der Unterwelt besorgen können."

(klei/sda)