Irak-Krieg: Fakten sammeln an der Front

publiziert: Sonntag, 23. Mrz 2003 / 09:58 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 23. Mrz 2003 / 12:01 Uhr

Washington - Die ganze Welt richtet ihre Augen auf den Krieg im Irak. Welcher Nachrichtenquelle soll man glauben und welchen Bildern trauen? Die Mehrheit der Journalisten, die aus Irak berichten, sind so genannte „embedded Writers“. Schon seit Monaten wurde ihnen von US-Militärs eingedrillt, wie sie sich zu verhalten haben, was sie berichten können und was nicht.

Weiterführende Links zur Meldung:

Al Dschasira-Kriegsberichterstattung
So berichtet der arabische Fernsehsender Al Dschasira über den Irak-Krieg. News.ch lehnt jede Haftung für den Inhalt von weiterführenden Links ab. WARNUNG: Der folgende Link enthält erschreckendes Bildmaterial.
www.al-jazeera.net/news/arabic/2003/3/3-22-26.htm

Wie schon beim Golfkrieg 1991 lehnt auch diesmal die überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung einen Waffengang ab. In der Hoffnung, dessen Notwendigkeit vermitteln zu können, lud Washington mehr als 500 Reporter aus aller Welt ein, mit der US-Armee zu marschieren - so viele wie nie zuvor.

Die Frontreporter berichten direkt im Geschehen. Bryan Whitman, im Pentagon für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, hat den Plan ausgeheckt.

Dass die Nähe zur Front eine objektive Berichterstattung garantiert, darf bezweifelt werden. Zwar dürfen die Journalisten über Kriegsschäden berichten und Interviews mit Verwundeten führen. Aber bevor über eine Militäraktion berichtet wird, muss der Kommandant sein Okay geben.

Wer nicht spurt, ist out

Wer sich nicht an die Regeln hält, wird aus der Truppe verbannt und muss alleine klarkommen - wie zum Beispiel beim Afghanistan-Einsatz, als viele Reporter auf eigene Faust und zum Teil auf dem Rücken eines Pferdes zur Front zogen.

Bei aller Gefahr eines Vormarsches mit der Armee: In der Truppe geniessen die Reporter zumindest militärischen Schutz. Damit die Reporter den Soldaten nicht unbeholfen im Weg stehen, bot das Pentagon vielen von ihnen spezielle Seminare für das Verhalten in Kampfsituationen an.

El Dschasira: Alternative Berichterstattung

Für die Medienvertreter ist die Einladung der USA ein willkommener Anlass, im Konkurrenzkampf um die Fakten ganz vorn dabei zu sein. Mindestens ein Fünftel der Golfkriegs-Reporter kommt vom katarischen Fernsehsender El Dschasira, der seit dem Afghanistan-Krieg 2001 weltweite Aufmerksamkeit geniesst.

Während die Berichterstattung beim Golfkrieg 1991 vor allem aus Bildern mit Videospiel-Charakter bestand, sollen die Frontreporter diesmal "echte" Szenen beschreiben: Die Grausamkeit des Krieges zu zeigen, ist durchaus erwünscht; Berichte über mögliche irakische Giftgaseinsätze und Verluste an Menschenleben sollen die Welt über die Brutalität des Machthabers Saddam Hussein aufklären.

Marvin Kalb, früherer Korrespondent der US-Fernsehsender CBS und NBC und Leiter des Joan-Shorenstein-Pressezentrums, zweifelt daran, dass der Pentagon-Plan aufgeht: "Gute Idee, aber niemand kann sicher sein, dass das funktioniert", sagt er. Das Konzept sei noch nie ausprobiert worden.

Vor allem die Eingliederung ausländischer Journalisten in die Truppen könnte laut Kalb für die US-Regierung nach hinten losgehen. Da diese unter Umständen US-kritisch berichten, ist der Pentagon-Plan ein Risiko.

Von Vietnam-Krieg gelernt

Im Vietnam-Krieg machten die USA schon einmal Erfahrungen mit einer kritischen Berichterstattung. Auch damals liess Washington zahlreiche Journalisten die Kampfhandlungen aus nächster Nähe beobachten.

Nie zuvor wurden so viele grausame Kriegsbilder direkt in die Wohnzimmer der Nation ausgestrahlt. Die umfassende und kritische Medienberichterstattung rief eine riesige Protestbewegung gegen den Vietnam-Krieg hervor.

Aber das Risiko einer aus US-Sicht nicht wahrheitsgemässen Berichterstattung wird im Pentagon als grösser eingeschätzt.

(Jim Mannion, afp/news.ch)

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